PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hopitaux universitaires de Geneve (4/2023 bis 6/2023)

Station(en)
Viszeralchirurgie
Einsatzbereiche
Diagnostik, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Die Schweiz ist für uns Mediziner sehr attraktiv. Die Gehälter sind besser, Hierarchien flacher und vielleicht hat man sogar eine gering bessere Work-Life-Balance als in Deutschland. Ich entschied mich für Genf, denn die unglaublich internationale Ausrichtung mit dem Sitz mehrerer multilateralen Organisationen wie der WHO, CERN, UNICEF und UN finde ich sehr reizvoll.

Praktikum
Die Viszeralchirurgie an der Uniklinik Genf war für mich das beste aller Praktika die ich im ganzen Studienverlauf gemacht habe. Nachdem für mich klar war, dass es Chirurgie werden soll und ich außerdem nach meinem Erasmus in Lausanne schon sehr mit romanischer Schweiz geliebäugelt hatte, war ich sehr glücklich, das Tertial am HUG in Genf machen zu können. Schon ab dem ersten Tag habe ich mich sehr wohl gefühlt und war von den technischen Standards der Universität sehr beeindruckt. Meine Anwesenheitszeiten wurden nicht kontrolliert und ich konnte ganz nach meiner eigenen Faszination alles frei entdecken.

Im OP wird man schnell zum Nähen aufgefordert und Praktikanten wurden auch regelmäßig als 1. - 2. Assistenz gebraucht. Ich selbst verbrachte auch viel Zeit auf Station, da ich schon anfing, mich selbst für die Assistenzzeit vorzubereiten und an das französische Vokabular zu gewöhnen. Man hat mich nie zu irgendetwas 'gezwungen', umso mehr haben sich die Assistenten dankbar gezeigt, wenn ich sie unterstützt habe.
Alle sind sehr nett und hilfsbereit, man konnte frei entscheiden ob man den Assistenten oder den Chefarzt beim Alltag begleiten will. Im OP war die Stimmung sehr entspannt und auch die Beziehung zwischen Ärzten und Pflege war super. Ich habe mich im Team der Viszeralchirurgie sehr wohl gefühlt.

In den drei Monaten habe ich das Genfer Team auf den deutschen und schweizer Chirurgiekongress begleitet. Genf hat außerdem ein zwei-etagen großes Chirurgie-Trainingszentrum (SFITS) indem wöchentlich praktische Kurse zu allen Subspezialitäten der Chirurgie angeboten wurden. Ich persönlich habe davon so viel wie möglich Gebrauch gemacht, denn die Teilnahme eines Kurses beläuft sich normalerweise auf mehrere hundert Franken und war für mich als Hausinterne komplett gratis.
Alles strukturiert sich nach der eigenen Motivation und diese Freiheit habe ich sehr genossen. Wer also gerne früh aus der Klinik verschwinden will, kann das natürlich auch machen. Genauso empfehle ich das HUG auch denjenigen, die tiefer in die Faszination für Chirurgie eintauchen wollen, da man hier nicht als billige Arbeitskraft angesehen wird und trotzdem ein angemessenes Gehalt bekommt.

Wohnen
Wohl der unangenehmste Teil des Tertials war es, eine Wohnung zu finden. Es gibt Facebrook Gruppen, in die man reinschreiben kann, allerdings ist Vorsicht geboten: der Wohnungmarkt ist nicht nur überteuert sondern es gibt online viele Fake-Angebote. Man zahlt im Schnitt 1000 CHF für eine Wohnung, was genau dem Monatsgehalt entspricht, dass man in Genf als PJler bekommt. Es lohnt sich früh anzufangen mit der Suche.

Freizeit
Wer Wassersport oder Berge mag, der wird in Genf auf seine Kosten kommen, vorausgesetzt, man kommt mit ein bisschen Taschengeld. Die Alpen sind um die Ecke und ich profitierte im April auch noch von der Skisaison. Ich hatte allerdings neben dem Praktikum wenig Zeit, da ich meistens auf freiwilliger Basis erst gegen 5-6 die Klinik verlassen habe. Am Abend war ich meistens mit Freunden essen, Yoga, joggen oder tanzen am Seeufer ( sehr viel Auswahl an Tanzrichtungen ). Wir haben die Tage ab Mai auch gerne auf den zahlreichen Grünflachen Parks oder an den Stränden ausklingen lassen. Am Wochenende waren wir oft auf dem „Saleve“ wandern. Auf der Spitze gibt es ein buddhistisches Kloster, dass ich wärmstens empfehlen kann, zu besichtigen.

Mentalität
Nachdem mein vorheriges Tertial in Kapstadt stattfand, war der Kontrast von Lebensqualität und medizinische Versorgung für mich so sichtbar wie noch nie. Ich fande deshalb die distanzierte Art der Schweizer teils sehr angenehm. Ich habe mich Nachts als Frau in den Öffis sehr sicher gefühlt. Vielleicht sogar sicherer als in manchen deutschen Städten. Genf ist zwar nicht so groß und trotzdem aber sehr International ausgerichtet durch die WHO, CERN und UN. Das ist es, was Genf für mich so einzigartig macht. Ich lege es jedem nur ans Herz.
Bewerbung
Ein Jahr im Voraus immer bis zum 31.08. für das Folgejahr bei Madame Ariane Favre
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Briefe schreiben
Poliklinik
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1000 CHF/Monat
Gebühren in EUR
400 CHF Studiengebühren einmalig

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13