PJ-Tertial Urologie in Kantonsspital St. Gallen (8/2022 bis 11/2022)

Station(en)
Urologie
Einsatzbereiche
OP, Station, Diagnostik, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Mein Tertial auf der Urologie am KSSG war mein Start in das KPJ/PJ und ich muss sagen, dass ich absolut begeistert war. Es ist nicht nur der Umgang innerhalb des Teams, der sehr familiär und locker ist, sondern auch die Kompetenzzuteilung, die man hier als Student erfährt. Ich habe mich nie als Student gefühlt, der mitläuft und bisschen hier und dort was machen darf, sondern stets als vollwertiges Mitglied des Teams, sowohl von der ärztlichen als auch von der pflegerischen Seite. Obendrein herrscht allseits ein sehr lockerer und lustiger Umgangston untereinander, die Urologen sind sich nie um einen Spaß zu schade. ;)

ARBEITSALLTAG:
Der Tagesablauf gestaltet sich folgendermaßen: um ca. 7:00 laufen die morgendlichen Visiten. Bei diesen kann man mitgehen, ist aber kein Muss, es wird allerdings gerne gesehen. Wie immer gilt: wer mehr Engagement zeigt, darf auch mehr machen. Um 7:45 ist dann der morgendliche Rapport, bei dem die Patienten vorgestellt werden, die an diesem Tag für Operationen aufgenommen werden, welche am folgeden Tag statt finden. Diese Vorstellung übernehmen wir Studenten. Man bereitet am Vortag alle Unterlagen vor und erstellen die Patientenkurve. Wir haben uns selbstständig organisiert, wer welche Patienten vorstellen möchte, was stets wunderbar funktioniert hat. Die Vorstellung ist am Anfang vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und man bekommt schwitzige Hände. Ich finde aber, dass sie eine unglaublich gute Übung darstellen um 1. zu lernen vor dem Team zu sprechen und 2. eine Patientenvorstellung generell zu lernen. Es geht hier immer absolut stressfrei zu, Fehler werden immer verziehen oder mit einem kleinen aufmunternden Witz korrigiert. :-)
Anschließend geht man entweder in den OP, zu dem man zugeteilt wird oder in das Arztzimmer. Als PJ'ler (oder Unterassistenten, wie's in der Schweiz heißt) hat man einen eigenen Raum mit eigenem Computer, von wo aus man arbeitet.
Im Laufe des Vormittags kommen dann die Patienten, die man in der Früh vorgestellt hat. Diese nimmt man selbstständig auf, macht einen urologischen Status, schallt sie und klärt sie auch für die jeweilige Operation auf. Diese Kompetenzzuteilung ist, wie eingangs beschrieben, eine spitzenmäßige Übung, um Patientenumgang zu lernen und auch den Einsatz des Ultraschalls. Meine Zeit hier hat mir in den 16 Wochen viel Selbstsicherheit vor den Patienten gebracht. Im Hintergrund sind immer die Assistenzärzte, falls man wo nicht weiter weiß. Blut abnehmen oder Leitungen legen wird vollständig von der Pflege übernommen. Es funktioniert ausgesprochen gut, ich wurde in den 16 Wochen nicht einmal zur Blutabnahme gerufen. Man hat eh allerhand andere Dinge zu erledigen und es wird einem bestimmt niemals langweilig. Will man das Blutabnehmen üben, so kann man sich natürlich stets bei der Pflege melden. Als Student bekommt man auch ein eigenes Telefon. Man wird untertags öfters angerufen, wenn man bei einem Patienten restharnschallen soll oder wenn Hilfe im OP benötigt wird. Auch um Kontaktaufnahme mit den Hausärzten für Befundanforderungen ist das Telefon sehr praktisch. Die Hauptaufgabe ist neben der Assistenz im OP und der Vorstellung der neuen Patienten die Erstellung der jeweiligen Kurven. Diese fertigt man im Laufe des Tages an um sie dann am folgenden Tag in der Früh zu präsentieren. Um 15:00 ist der Nachmittagsrapport, bei dem man die aufgenommenen Patienten nochmal kurz bespricht, ob alles klar ist und die Labor- und Urinwerte vorträgt. Anschließend ist die Nachmittags Visite. Je nachdem, wie lange diese dauert und wie lange man danach noch mit den Leuten plaudern möchte ist der Tag etwa um 16:00 vorbei.
Im OP gehts auch sehr stressfrei und locker zu, gefragt wird man eigentlich nie was, kann aber immer Fragen stellen und bekommt stets eine gescheite Antwort. Mittwochs ist die Chefvisite. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass ich noch nie einen so freundlichen und angenehmen Chef getroffen habe. Er ist sehr bemüht um die Studenten und erklärt bei den Visiten immer allerhand, ohne selbst zu fragen. Er geht zwar leider im Sommer '23 in Rente, hat aber einen genauso freundlichen Nachfolger für seine Position.
Eine Lehre für Studenten ist zwar auf der Urologie nicht fix vorgesehen. Wenn man Fragen hat, kann man aber immer jeden alles fragen und bekommt umfangreiche Auskunft. Wir haben es auch teilweise geschafft, einmal wöchentlich mit einem Assistenzarzt ein Thema zu besprechen, das uns interessiert. 1x pro Woche ist auch jeweils Radiologie und Inneren Fortbildung, die ich nur wärmstens empfehlen kann! 1x pro Woche sind auch Tumor-Board und Journal-Club der Urologen.

WOHNEN:
In unmittelbarer Nähe zum Spital (3 Minuten zu Fuß) stehen die Personalwohnheime. Östlich vom Krankenhaus sind die großen Wohngemeinschaften, mit je 10 Leuten pro Stock und Gemeinschaftsküchen. Ich war in einer der westlich vom Krankenhaus gelegenen 4er WGs. Preislich sind beide gleich, nämlich CHF 370, die gleich vom Gehalt abgezogen werden. Die Zimmer sind schlicht aber ordentlich eingerichtet. Ich würde sagen, es ist geschmackssache, wie man wohnen möchte. Ich habe die 4er WG auf jeden Fall sehr genossen. Man schließt recht schnell Kontakt zu anderen Studenten und kann dann immer Geschichten vom Krankenhaus Alltag austauschen. Gegenüber der 4er WGs gibt es auch einen Basketball Platz, Fitness Park und Volleyball Feld. Das bringt mich zum letzten Punkt...

FREIZEIT:
Neben dem spitzen Arbeitsumfeld gibts es noch einen weiteren Punkt, warum man nach St. Gallen gehen sollte. Das ist das Umland. Mitten im Appenzeller Land liegt die Stadt zwischen Bodensee und den Bergen. Man sollte es sich auf keinen Fall entgehen lassen, die wunderschöne Gegend um St. Gallen und natürlich auch der restliche Schweiz zu erkunden.
Mit 80.000 Einwohner zählt St. Gallen auch zu den größeren Städte der Schweiz. Kulturell ist immer was los, egal ob man in der Disse tanzen gehen möchte, sich in ne Bar chillen will oder anderweitig beschäftigen möchte. Achtung aber, die Preise der Gastronomie erschrecken einen anfangs womöglich. Außerdem gibt es in der Nähe der Personalwohnheime die "3 Weiher", wo man an wärmeren Tagen herrlich mit seinen Kollegen (oder allein) nach der Arbeit chillen kann.
Zu manchen Festlichkeiten sind wir auch mit den Assistenzärzten (teilweise auch mit den OAs) gegangen, was immer lustig war. Es wird auch dafür gesorgt, dass der arme Student nicht verdurstet. ;-)

Wie ihr beim lesen vielleicht merkt, bin ich ein bisschen ins schwärmen gekommen. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Zeit in St. Gallen zu der schönsten meines Studiums zählt. Wer also Urologie interessiert ist, der sollte sich nach einem Platz hier umschauen. Das selbe gilt eigentlich auch für alle anderen, die weniger mit dem Fach am Hut haben. ;-)
Bewerbung
Ich habe mich im Jänner für August des selben Jahres beworben und sofort eine Zusage bekommen. Prinzipiell ist die Devise: je früher desto besser, allerdings kann man sich sicherlich auch kurzfristig bewerben. Bewerbung über das hausinterne Portal.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
EKG
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
EKGs
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Poliklinik
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
1123 CHF
Gebühren in EUR
370 CHF/Monat für das Wohnheimzimmer, 30CHF/Monat für einen Parkplatz, 8.80 CHF für Mensa

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07