PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in See-Spital Horgen (11/2021 bis 3/2022)

Station(en)
Viszeralchirurgie; Traumatologie
Einsatzbereiche
OP, Station, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mich lange vor Beginn des PJ mit der Wahl eines Platzes auseinandergesetzt. Nachdem ich viele gute bis sehr gute Bewertungen über das See- Spital gelesen habe, habe ich mich entschieden hier meine vier Monate in der Chirurgie abzuleisten.
Zuallererst muss ich sagen, dass Aufgaben wie Blut abnehmen, Verbände wechseln, Urinkatheter legen gänzlich durch die Pflege übernommen werden. Also abgesehen von Untersuchung oder Operationen ist der Arztberuf und damit auch die Tätigkeit des Studierenden eher auf die Organisation, Therapieplanung und in der Chirurgie natürlich auf OP`s beschränkt. Als Unterassistent ist man regelhaft 1. Assistenz im OP. Der Kontakt zu allen anderen Berufen im Spital ist hervorragend, die Pflege ist nett und kompetent genauso wie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Ernährungsberatung, ...
Meiner Erfahrung nach muss man zwischen zwei Arten von Organisationsstrukturen in Hinsicht auf die Unterassistenten in Schweizer Krankenhäusern unterscheiden.
1. Du bist ein fester Bestandteil des Teams mit eigenen Aufgaben und Verpflichtungen wie Stationsarbeit, Nachtdiensten und Rufbereitschaft.
2. Du bist als Unterassistent total flexibel und kannst machen und sehen was du möchtest mit relativ wenigen Vorgaben. Verpflichtungen gibt es kaum und du bist sehr flexibel.

In Horgen in der Chirurgie ist definitiv Punkt 1 das Modell nach dem gearbeitet wird. Es gibt drei grosse Aufgabengebiete:
1. Station/ Anteil, der am meisten flexibel ist; dort hilft man einem Assistenten und assistiert viel in OP`s
2. Notaufnahme/ es ist immer ein Unterassistent in der Notaufnahme eingeteilt, dort kann man in Rücksprache mit dem Kader faktisch selbstständig arbeiten
3. Belegstation/ dieser Anteil ist der anspruchsvollste (in Hinsicht auf Multitasking und Selbstorganisation) und zeitintensivste

In der Schweiz und im Kanton Zürich gibt es sehr viele Belegärzte, die sich in das Spital sozusagen einmieten und eine Operationsleistung erbringen. Die Betreuung der Patienten erfolgt in hochfrequenter Rücksprache mit den Belegärzten durch Unterassistenten. Es gibt viele verschiedene Spezialisten aber die üblichen während meiner Zeit waren Urologen, Neurochirurgen, Orthopäden und manchmal auch ausgefallenere Sachen wie plastische Chirurgie und HNO. Für diese Arbeit ist man ca. einmal im Monat eingeteilt und arbeitet sieben Tage am Stück mit zwei freien Tagen vor der Belegwoche und vier freien Tagen nach der Belegwoche. Dazu gehören Rufbereitschaftsdienste über das Wochenende.
Diese Belegwochen waren ohne Frage anstrengend und sehr zeitintensiv aber ich kann rückblickend nur sagen, dass mir die Zeit sehr gefallen hat.
Ich habe gelernt selbstständig zu arbeiten mit allen Aspekten der Stationsarbeit (Aufnahmen, Patientenbetreuung, Visiten alleine und in Begleitung, Briefe schreiben, Rezepte erstellen und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen erstellen). Die Patienten waren fast ausschliesslich elektive Patienten und demnach sehr selten kritisch. Im OP durfte ich mit zunehmender Dauer des Tertials zunehmend viel machen, besonders am Wochenende. In der Notaufnahme war ich nicht sonderlich viel aber dort war der Lerneffekt auch sehr gut.

Die Stimmung im Team ist bis auf kleine, seltene Stimmungstiefs sehr gut. Der Chef ist ausserordentlich nett, nahbar und immer als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Klinikmanagerin ist sehr nett und versucht die Wünsche aller Beteiligten so gut wie möglich wahrzunehmen. Teaching gab es inForm von Vorträgen nicht so viel aber besonders im OP wurde auf Nachfrage viel und gerne erklärt.

Das Wohnheim ist sehr schön mit Annehmlichkeiten wie einer eigenen Küchenzeile (ohne Ofen) und Bad. Alles ist sehr sauber und neu, kostet aber auch 500CHF im Monat. Das ist verhältnismässig viel aber der Komfort ist dafür sehr hoch. Auch abgesehen davon ist das Grundgehalt im See- Spital nicht sehr hoch, durch Dienste und Wochenendarbeit kann man aber sein Gehalt gut steigern (siehe unten). Ein Lidl 5 Fussminuten vom Wohnheim entfernt erleichtert die kostengünstige Versorgung. Abgesehen davon ist die Schweiz teuer. Für Zugfahrten sollte man sich eine Halbtax kaufen, dann kann man sehr viel Geld sparen. Wenn man vorhat sich einiges anzusehen und auch mal Ski fahren zu gehen, dann wird das Gehalt dafür nicht reichen. Vor allem am Start braucht man einiges an Rücklagen (500-1000€) um unbesorgt starten zu können und nicht darauf zu warten zu müssen, dass die ersten Dienste ausgezahlt werden.

Zusammengefasst:
Würde ich es empfehlen?
Wenn man bereit ist selbstständig zu arbeiten und kein Problem mit Nacht- und Wochenenddiensten hat; JA
Wenn man eher ein entspanntes PJ haben möchte und immer 14:30 schon am See zu entspannen möchte; NEIN

Positive Aspekte:
Selbstständige Arbeit, vielseitige Chirurgische Eingriffe, Wertschätzung, Guter Teamgeist, Phantastischer Blick aus der Kantine (und eine Gute Kantine)
Negative Aspekte:
wenig Teaching in Form von Vorträgen, z.T. lange Arbeitszeiten, seltene aber vorhandene angespannte Momente im Team

Würde ich es wieder machen?
JA
Bewerbung
2 Jahre im voraus/ evtl. auch kurzfristig
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
EKGs
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Rehas anmelden
Eigene Patienten betreuen
Notaufnahme
Briefe schreiben
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
930 CHF brutto + Zuschläge für Pikettdienst und Wochenende = 500-700 CHF netto nach Abzug Wohnheim
Gebühren in EUR
500CHF Wohnheimzimmer

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2