PJ-Tertial Innere in Klinikum Chemnitz (6/2021 bis 10/2021)

Station(en)
Nephrologie, Pneumologie, Kardiologie
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Dresden
Kommentar
Ich habe in meiner gesamten medizinischen Laufzeit (welches jetzt 12 Jahre sind) noch nie so oft den Satz: "Eigentlich macht man es nach Leitlinien so, aber wir machen es hier anders." gehört.

Ich habe mein Tertial auf der Nephrologie begonnen, auf der nur Assistenzarzt-Rotanten waren, die sich nicht besonders gut mit der Nephrologie auskannten. Den Oberarzt habe ich nach seinem Urlaub in der zweiten Woche kennen gelernt, was dann tatsächlich zu einem Lerneffekt geführt hatte. Ich durfte eine Aszitespunktion unter Aufsicht durchführen, jedoch nicht so wie ich es gelernt hatte, sondern blind ohne Sono-Kontrolle. Es gab niemanden, der für die Studenten zuständig war, womit ich meinen Arbeitsalltag selbst gestalten musste. Für die Blutentnahmen war ich allein verantwortlich. Bei diesen musste ich mich beeilen, um die Visite nicht vollständig zu verpassen. Bei einigen Ärzten wurde jedoch nicht viel erläutert oder erklärt. Sehr oft saß ich ohne Aufgabe rum, selbst wenn ich angestrengt nach Arbeit suchte. Zusehen bei der Stationsarbeit war jedoch möglich. Kurz um, ich kam mir vor wie ein Famulant nach dem 5. Semester.

Der zweite Teil meines Tertials fand auf der Pneumologie statt. Hier waren meine Aufgaben wieder Blutentnahmen, Flexülen und Aufnahmen. Nach meinem Gefühl, die Aufgaben auf die die Ärzte keine Lust hatten. Wieder war ich nicht regelmäßig bei den Visiten dabei, was den Lerneffekt schadete. Auch wurde mir der Aufbau bzw. die Vorbereitung der Visite nicht genau erklärt. Worauf muss man achten? Wie gehe ich strukturiert die Kurve durch, um nichts zu übersehen? Grundlegende Aufgaben eines Stationsarztes eben. Die Anmeldungen von Untersuchungen und Konsilen wurde mir exakt einmal gezeigt, was mir nicht half den Krankheitsverlauf der Patienten zu verstehen. Auf Nachfragen durfte ich einen Tag bei den Bronchoskopien zusehen. Das Arbeitstempo erschien mir auch langsamer, als zuvor. Als dann auf der Station im Arztzimmer Alkohol getrunken wurde, war mir klar, dass ich dort nicht bleiben würde.

Der letzte Teil meines Tertials fand dann auf der Kardiologie statt. Hier war meine Hilfe zum ersten mal wirklich wertgeschätzt und erwünscht! Ich durfte regelmäßig bei den Visiten dabei sein, durfte Aufklärungen, Anmeldungen und Diagnostik unter Aufsicht selbständig durchführen und mir wurden Therapieentscheidungen ohne umschweife erklärt. Ich konnte mich im Herzkatheterlabor, im Eingriffsraum zur Schrittmacheneinstellung und bei anderen Interventionen ohne Probleme dazu gesellen, auch wenn ich vereinzelt nur von draußen durch die Scheibe zusehen durfte. Hier fiel mir jedoch auf, dass ein steriles Arbeiten in der Chirurgie eines anderen Krankenhauses etwas ernster genommen wurde.
Mir wurden erstmalig die Internistischen Briefe erklärt und überlassen. Immer mit einer Ärztin an meiner Seite, um mir zu helfen. Die Schwestern jedoch auf dieser Station waren größtenteils nicht gut. Ich habe bspw. eine Diskussion erlebt, bei der die Schwestern sich uneinig waren, ob bei einem Blasenspülkatheter auch eine Spüllösung mit angehangen werden müsse, da diese Lösung ja nicht in der Anweisung mit drin stand. Solche Situationen sind mir in der Klinik häufig unter gekommen, auch mit anderen Abteilungen. Als würden die Menschen in dieser Klinik nicht mitdenken wollen und sich punktgenau an ihren Arbeitsvertrag halten wollen.


Zusammenfassend muss ich sagen, dass der medizinische Standard auf den Stationen sehr unterschiedlich ist und das Klinikum nicht gut auf Studenten vorbereitet ist. In meinem gesamten Tertial hatte ich keinen Studentenunterricht, obwohl dieser im Vorfeld zugesagt wurde. Auch gab es keinen Studentenverantwortlichen. Der Kontakt zu Fachärzten und Oberärzten ist stark begrenz. Besprechungen oder Übergaben fanden meist nicht statt. Die Notaufnahme konnte ich nicht besuchen.
Aber am allermeisten missfiel mir die Tatsache, dass an vielen Stellen veraltete Methoden angewandt wurden, obwohl die neuen, leitliniengerechten Methoden anwendbar gewesen wären. Sonographiegestützte Punktion zum Beispiel. Ich bin mir sicher es gab noch andere Stellen, an denen das der Fall war wo es mir nur nicht auffiel, weil ich es nicht besser wusste.
Maximalversorger bedeutet nicht unbedingt gute Medizin, sondern nur viel.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
Punktionen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
EKGs
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
373,-€

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
5
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.47