PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Elisabeth Krankenhaus Halle (11/2020 bis 3/2021)

Station(en)
3a
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Halle
Kommentar
Vorneweg
- gibts eine Mail mit der Stationseinteilung und allerlei Organisatorischem
- Am ersten Tag erscheint man 7:00 Uhr im Foyer und wird abgeholt; dann gibts Belehrungen, Schlüssel, Wäsche, Zugang zum imedOne etc.

Ein typischer Arbeitstag
- Arbeitsbeginn ist 7:00 Uhr
- Zwischen 7:00 - 8:00 Uhr BEs und Flexülen; wenn man damit schnell durch ist, kann man sich noch der Visite anschließen
- 8:00 Uhr Frühbesprechung
- Entweder OP-Assistenz oder Vorbereitung der prästationären Aufnahmen und Tumorkonferenzen
- Ab 10:30 - 13:30 Uhr prästationäre Patienten mit Anamnese, Status und BEs, die für elektive Eingriffe vorbereitet und im späteren Wochenverlauf stationär aufgenommen werden
- 14:45 Uhr Nachmittagsbesprechug mit 15:00 Uhr Röntgenbesprechung, danach Feierabend (bzw. später, wenn einer der Assis wieder vergessen hat, einem Bescheid zu sagen, dass noch BEs und Flexülen auf einen warten)
- Häufig sitzt man einfach nur im PJ-Zimmer rum und wartet auf den Feierabend. Manchmal gab es Tage mit wirklich überschaubarer Arbeit, aber eher gehen durfte man nicht.


Die drei Säulen auf Station (die sich nicht miteinander vermischen):

1. Ärzteteam

- 1 Chefarzt
- 5 Oberärzte, davon 2 Frauen
- Keine Fachärzte
- Eigentlich 7 Assis (5 Frauen und 2 Männer), allerdings herrschte zu unserer Zeit absolut Mangel mit meistens nur ein bis zwei Assis auf Station, da
- eine im Mutterschutz und anschließend Elternzeit
- eine schwanger und aufgrund von Corona Beschäftigungsverbot
- einer zeitweise in Elternzeit
- meistens noch einer frei nach Nachtdienst
- ein bis zwei im Urlaub
- Insgesamt waren alle korrekt bis freundlich, aber leider wird man einfach vergessen. Man hat auch nicht den Status eines Kollegen, sondern eher eines kleinen Hilfsarbeiters.
- Feedback gab es selten und wenn, dann nur zu Dingen, die nicht wie gewünscht gelaufen sind.
- Katastrophal war, dass es keine Einarbeitung gab, sondern die Alt-PJlerin uns angelernt hat. Somit gab es durch unterschiedliche Erwartungshaltungen Frust auf unserer und auch auf der Ärzte-Seite.

2. Pflege

- Wenn man sich gleich zu Beginn des Tertials - auch mehrmals - bei jedem persönlich vorstellt, hat man es im gesamten Verlauf leichter.
- Je nachdem, wer da war, gestaltete sich der Kontakt von durchwachsen bis sehr herzlich.

3. PJler

- Es gibt ein eigenes PJ-Telefon und ein „inoffizielles“ PJ-Zimmer. Es ist eigentlich ein Arztzimmer. Da es allerdings noch ein zweites auf Station gibt und dort alle Assis zusammensitzen, wird es nur von den Assis benutzt, wenn mehr als vier da sind (in unserer Zeit konnte man das an einer Hand abzählen). In diesem Raum gibt es zwei PCs zum Arbeiten.
- Wenn man Pech hat, ist man alleine und muss den achtarmigen Oktopus machen - am besten man ist gleichzeitig im OP, auf Station und bei den prästationären Aufnahmen. Das ist eine richtige Katastrophe. Wir waren allerdings zu fünft, was relativ entspannt war. So konnte man sich aufteilen und jeder das machen, was einem lag.
PJ-Mentor:
- es gab keinen Ansprechpartner, was für einige Missverständnisse gesorgt hat
PJ-Unterricht:
- Wöchentlich mittwochs 14:00 Uhr Innere-Fortbildung
- 2-wöchentlich dienstags 14:00 Uhr Chirurgie-Fortbildung (häufiger ausgefallen)


Arbeitsorte

1. OP

- meisten zwei Säle parallel, aber häufig nur ein Saal mit OP-Assistenz
- Das Klima ist relativ gut. Vor allem die Anästhesie ist sehr freundlich (und fragt manches Mal, ob es einem am Tisch noch gut gehe bzw. fängt einen auf, wenn mans nicht mehr sagen konnte). Und auch die meisten OP-Schwestern und -Pfleger sind einem wohl gesonnen, wenn man sich gleich bei Betreten des Saales vorstellt.
- Leider wird häufig im Stillen operiert, was über Stunden hinweg anstrengend ist und nicht sonderlich lehrreich.
- Wenn man sich gut anstellt und schon häufiger assistierte, darf man bei dem ein oder anderen OA nähen.
- Das „täglich Brot“ setzt sich aus Cholezystektomien, Thyreoidektomien, Appendektomien, Hernienchirurgie, bariatrischen OPs, dem breite Spektrum der Proktologie und Abszessen zusammen; es finden aber auch große OPs statt, wie Whipples, Leberteil- und Ösophagusresektionen und das gesamte Spektrum der GIT-Tumor-Chirurgie, allen voran Colorektale-Cas.
- Wenn man sonst nichts zu tun hat, kann man immer gerne auch zugucken. Das ist gerade bei laparoskopischen OPs schön, da man viel sieht.

2. ZNA

- der Bereich, in dem man - gerade als Student - am meisten lernen kann: Blickdiagnosen, Zwischenmenschliches beim Umgang mit (gestressten und unzufriedenen) Patienten und weiteres Procedere
- Manchmal wird man vorgeschickt, um sich schon mal den Patienten anzusehen. Da man allerdings keinen Zugang zum Doku-System der ZNA hat, macht man seine Anamnese und Status und wartet dann gemeinsam mit dem Patienten auf den Arzt. Andere Assis „begleitet“ man auch einfach nur und sitzt wieder still daneben. Trotzdem war die ZNA mein Lieblingsarbeitsort, da man hier vieles sehen und durch die 1:1-Betreuung mal etwas lernen konnte.

3. Ambulanzen

- Montags und freitags Adipositas-Sprechstunde
- Dienstags und donnerstags visceralchirurgische Sprechstunde
- In beiden Sprechstunden kann man einiges an Patientengut sehen, allerdings sitzt man stumm daneben und beobachtet nur. Nur auf Nachfrage wird einem was erklärt; mal selbst untersuchen oder den Schallkopf halten ist nicht drin.

4. Station

- BEs und Flexülen
- ein eigenes Funktionszimmer, um Aufnahmen zu machen - dort steht auch ein Sono-Gerät, das man als PJler benutzen darf und kann, wenn es nicht gerade in der ZNA oder sonst wo im Haus unterwegs ist.
- Leider hat man keine eigenen Patienten, die man betreut und vorstellt. Da die Visiten sowieso immer in der Zeit laufen, wenn morgens die BEs sind, hätte man dazu aber auch wenig Möglichkeit.
- Man wird vergessen, wenn interessante Interventionen geschehen: es kam häufiger vor, dass Aszitespunktionen, Pleuradrainagen, Anlage von Magensonden, Kontroll-Sonos stattfanden, aber es hielt nie jemand für nötig, wenigstens mal einen oder zwei hinzu zurufen.

5. Rotation in die Kinderchirurgie

- Für eine Woche kann man in der Kinderchirurgie rotieren, allerdings hat das keiner von uns gemacht. Das ganze wird vom Haus organisiert, aber man wird nicht vermisst, wenn man nicht hingeht.


Vergütung

- 350€ im Monat und
- Einmalig 250€ auf einer Essenkarte für die Cafeteria; gibts am Ende aber nicht in bar, wenn mans nicht ausgibt

Studientage

- 3 Tage im Tertial, aber eher problematisch zu nehmen, da gefühlt jeder vergisst, dass man Bescheid gesagt hat


Fazit

Ich bereue nicht, mein chirurgisches Tertial hier absolviert zu haben. Das liegt aber nicht an der guten Lehre oder Betreuung, sondern an meinen netten Kommilitonen, sowie am pünktlichen Feierabend.
Es wird erwartet, dass man sich selbst organisiert. Es kümmert sich auch keiner so wirklich um die PJler. Es denkt auch keiner an einen; wenn Besprechungen ausfallen oder woanders sind oder interessante Interventionen auf Station stattfinden, sagt keiner Bescheid. Es gibt keine Betreuung und keine Einarbeitung. Das, was wir können sollten, wurde uns von der Alt-PJlerin gezeigt. Wenn dann mal was nicht zur Zufriedenheit war, gab es aber prompt Feedback. Kritik kam schnell, Lob eher nicht.
Wirklich frustriert hat mich, dass der Lehrauftrag in keinster Weise erfüllt wurde. Der Chefarzt ist PD, hat aber kein einziges Mal uns in einer der Visiten oder Besprechungen adressiert oder mal was erklärt; geschweige denn Fortbildungen gehalten. Es ist auch sehr traurig, die Lehre den sowieso überforderten Assis zu überlassen, die ja auch zum Lernen da sind. Eigentlich ist das mindestens Facharzt-Aufgabe.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
350€ pro Monat + einmalig 250€ auf einer Essenskarte

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
2
Unterricht
5
Betreuung
6
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.93