Negativ:
Ich hatte, wie viele meines Jahrgangs das Unglück, inmitten des Pandemiebeginns mein PJ zu beginnen. Dies hat sich auch auf mein drittes Tertial in der Chirurgie ausgewirkt. Mitunter merkte man den Teams verständlicher Weise die Anspannung an. Es herrschte aufgrund von Ausfällen und Quarantänen phasenweise ein Mangel an Pflegekräften und ärztlichen Mitarbeitern, was sich natürlich auch darauf auswirkte, wie viel Kapazität für die Beschäftigung und Lehre von PJtlern zur Verfügung stand. Zum Ende hin vielen demnach auch viele Besprechungen ect. aus, die sonst Lerneffekt gehabt hätten. Ich kann nicht sagen, ob der folgende Punkt auch mit der Pandemie zusammenhängt, aber es gab mitunter nichts zu tun. Auf den Stationen langweilten sich selbst die Assistenzärzte die überwiegende Zeit des Tages. Für die meisten Kollegen war es dann kein Problem, einen nach Hause zu lassen. Da die Teams auf den Stationen und der ZNA wöchentlich rotieren kann es aber auch sein, dass man auf einen Kandidaten triff, der darauf besteht dass man bis 16 Uhr nichtstuend in seinen Nacken atmet.
Die Range der OPs ist relativ klein. Man sieht vor allem Galle, Darm und Hernien, hier und da eine Schilddrüse.
Es ist kein Uniklinikum. Auf manchen Stationen ist die Ausstattung etwas mager (Arbeitsplätze, mobile Sonos usw.).
Positiv:
Mit Vorbehalt der einen oder anderen menschlichen Unstimmigkeit sind alle, sowohl Pflege wie auch die Ärzte, sehr nett und hilfsbereit. Überhaupt herrscht im Haus vom Chefarzt bis zur Reinigungskraft ein sehr angenehmer und respektvoller Umgang miteinander, den ich so selten anderswo erlebt habe. Hiervon ausgenommen ist wohl die Unfallchirurgie, die ich nach Erzählungen von Geschrei usw einfach ganz übersprungen habe. Die PJ-Beauftragte, Dr. Swantje Wienand, ist sehr auf das Wohl ihrer Studenten bedacht. Sie ist jederzeit ansprechbar für Anliegen unterschiedlichster Art, konzipiert praxis- und pragmatisch orientierten Unterricht in kleinen Gruppen und ist bemüht, wichtige Kompetenzen an die PJtler weiter zu geben (z.B. Fehler- und Kommunikationskultur).
An dieser Stelle ist vor allem anderen auf das BipSta Projekt am LdW, welches sie ins Leben gerufen hat, hinzuweisen. Auf der interproffesionellen Ausbildungsstation arbeiten PJ-Studenten mit Pflege- und Physioschülern zusammen. Man übernimmt als Student bereits die Rolle eines Stationsarztes, da dies aber im geschützen Ramen passiert und unter der persönlichen Betreuung durch Frau Wienand, ist der Lerneffekt groß und der Stress gering. Allein dafür lohnt sich finde ich ein Tertial hier.
Wer auf den Stationen, im OP oder der Notaufnahme Initiative zeigt und fragt, darf auch selbst ran. Ich durfte bei OPs assistieren, nähen, Patienten eigenständig betreuen. Bei den Visiten war ich immer dabei und konnte in der Regel meine Pausen pünktlich antreten.
Die wöchentlichen Lehrveranstaltungen fanden, selbst in der Pandemiesituation, fast ausnahmslos statt und waren lehrreich. Dabei sind alle Häuser des Klinikverbands in die Lehre eingebunden, was bedeutet, dass man für einige der Veranstaltungen ans andere Ende der Stadt tuckern muss. Hierfür wird man häufig den Nachmittag über freigestellt.
Es gibt hier tatsächlich Gehalt.
Bewerbung
Da ich von der Partneruni HH kam, lief die Bewerbung intern ein Jahr im vorraus.
