PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Bundeswehrzentralkrankenhaus (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
Klinik II - Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie (31/32 W)
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, OP
Heimatuni
Mainz
Kommentar
Zeiten:

+ Arbeitszeiten: 06:30 - ca. 15:30 Uhr
- je nachdem wie viele Studenten auf Station sind, muss man manchmal schon um 06:20 Uhr dort sein um das Blut abzunehmen, da dieses unbedingt komplett vor der Frühbesprechung um 07:15 Uhr abgenommen sein soll


Pflegepersonal:

+ keinerlei Beanstandungen
+ freundliches Arbeitsklima


ärztliches Personal:

+ absolut entgegenkommend
+ sehr bemüht einem viel zu zeigen
++ übertragen ein hohes Maß an Eigenverantwortung an den Studenten


Was man lernen kann:

+ Blutabnahmen
+ Blutkulturanlagen
++ Wunderbandwechsel, teilweise sogar komplett selbstständig
+ sonografische Verlaufskontrollen nach stattgefundener OP im Rahmen der Suche nach freier Flüssigkeit
+ Entfernung von Naht- und Klammermaterial sowie Drainagen
+ 2. und vereinzelt auch 1. Assistenz bei verschiedenen Eingriffen an Schilddrüse, Hernien, Magen-Darm-Trakt u.a.




Fazit:

Die Allgemeinchirurgie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man dort sehr selbstständig arbeiten darf und man sehr stark in die Abläufe integriert wird. Man nimmt sein Blut ab, und nimmt an der Frühbesprechung teil. Anschließend kommt man mit auf Visite und darf auf Erklärung auch eigene Eintragungen in die Patientenakten vornehmen. Danach gibt es eine To-do-Liste im Arztzimmer was die Verbandwechsel anbelangt. Dabei darf man die Patienten selbstständig vom Zimmer in den Behandlungsraum nehmen und versorgen. Alle Maßnahmen und Handhabungen mit den Verbandsmaterialien und antiseptischen Mitteln werden einem zuvor Erklärt und auch im Nachhinein kann man Fragen zu allem stellen. Meistens wirft der fertige Kollege nochmals einen kurzen Blick auf die Wunde und anschließend darf man eigenständig arbeiten: Alter Verband ab, Desinfizieren, Versorgen, kurze Ultraschallkontrolle nach ggf. freier Flüssigkeit, neuer Verband, Protokollieren. Zusätzlich gibt es sogar die Möglichkeit an einem Laparoskopietrainer zu üben!
Einen Nachmittag vorher organisiert man sich als Student mit seinen Kommilitonen wenn der OP-Plan steht, wer, wo die Assistenz übernimmt falls dort ein Student gewünscht wird. Also auch hier viel eigene Verantwortung und Handhabe wie man sich in der Gruppe verteilt. Ich hatte wirklich Spaß dabei.
Aber alles hat seinen Preis! Man sollte sich am Abend vorher doch wirklich informieren, welchen Patienten man da in der OP hat, warum er operiert werden muss und wie man die OP grob (!) durchführt. Es kann durchaus passieren, dass man während dem Eingriff dazu befragt wird. Das habe ich persönlich allerdings nie als penetrant erlebt - ich glaube vielmehr, dass die Leute einen schon dort für das verantwortungsbewusste Arbeiten sensibilisieren wollen. Jedenfalls zeigt auch das für mich, dass man dort Interesse am Studenten hat. Wer das also nicht scheut, dem kann ich eine klare Empfehlung für diese Abteilung aussprechen.
Bewerbung
Ich habe mein gesamtes PJ am Bundeswehrzentralkrankenhaus verbracht. Zusätzlich habe ich dort gewohnt, gelebt und gegessen. Dabei bin ich als Zivilist dort gewesen und habe mich zu keiner Zeit dort deswegen benachteiligt gefühlt. Die meisten Ärzte sind militärisch, doch ca. ein Drittel der Pflege, zwei Drittel der Patienten und auch ca. die Hälfte der PJ’ler dort sind zivil. Gehalt und Abrechnung waren immer pünktlich da. Ich habe abschließend hier auch mein M3 gemacht - alles überaus fair und gut abgelaufen!
Alles rund um die Rahmenbedingungen bezieht sich ausdrücklich NICHT auf die vergebenen Noten. Diese schildern nur den reinen Ablauf auf der Station.


Rahmenbedingungen:
Das Bundeswehrzentralkrankenhaus ist ein sehr gutes Haus - das vorab. Ich kann im allgemeinen ein PJ dort vollstes empfehlen.

Der initiale Kontakt kommt mit einer eMail zustande. Dort wird man aufgefordert diverse Dokumente einzureichen. Dies geschieht normalerweise einige Wochen vor beginn des PJs. Bei uns war es allerdings so, dass diese Mail an alle Medizinstudenten meiner Uni nicht zugestellt werden konnte. So bekamen wir dann erst ca. zwei Wochen vorher eine Erinnerung „wir hätten uns ja noch nicht gemeldet“. Dort angerufen, war der Sachbearbeiter sehr freundlich und meinte, es sei auch nicht so schlimm wenn nicht genau zum Stichtag alle Dinge da wären - Hauptsache die Dinge würden auf den Weg gebracht werden. Insofern ist letztendlich für uns alles gut gegangen. Mein erster Tipp an Euch also auf diese Mail zu achten! Auch landeten diese Dinger bei mir immer gern im SPAM. Der eMail-Verkehr diesbezüglich geht über:
bwdlzkoblenzpersonalangelegenheiten@bundeswehr.org
Die benötigten Unterlagen sind folgende:
-Geburtsurkunde (begl. Kopie)
-Ggfs. Heiratsurkunde, Geburtsurkunde Kinder (begl. Kopie)
-Zeugnis der Hochschulreife (begl. Kopie)
-Zeugnis über den ersten Abschnitt der ärztl. Prüfung (begl. Kopie)
-Zeugnis über den zweiten Abschnitt der ärztl. Prüfung (begl. Kopie)
-Studienbescheinigung für das/die entsprechende/n Semester
-Erfassungsbogen für Praktikanten (siehe Anlage)
-Polizeiliches Führungszeugnis (nicht älter als 6 Monate)
-Lohnsteuerabzugsmerkmale (begl. Kopie)
-Sozialversicherungsausweis (begl. Kopie)
-Mitgliedsbescheinigung einer Krankenkasse
-Bankverbindung
-Nachweis einer Berufshaftpflichtversicherung für Ärzte (begl. Kopie)
-Personalausweis (begl. Kopie Vorder- u. Rückseite)
-Ärztliches Attest (Frei von ansteckenden Erkrankungen) nicht älter wie 3 Monate vor Beginn des Tertials
-Mitteilung, ob Sie bereits für die Bundeswehr erfasst wurden bzw. ob bereits ein Praktikum abgeleistet wurde, mit Angabe der vergebenen Personenkennziffer / Personalnummer

Ist das M2-Examen dann geschafft, so sollte man selbst schonmal Kontakt mit der PJ-Koordinatorin Frau M. aufnehmen. Das habe ich damals auch so gemacht: evelinematyssek@bundeswehr.org
Frau M. ist sehr nett und kompetent. Sie wird Euch schonmal willkommen heißen und steht für Fragen offen. Sie sagt Euch dann auch wie es am ersten Tag so zugeht und wann Ihr wo sein sollt! Zu Beginn und zum Ende Eurer Zeit dort müsst Ihr (wie jeder andere Beschäftigte dort auch) einen Laufzettel ausfüllen lassen. Das heißt ihr müsst zu verschiedenen Kontrollpunkten laufen und Euch ne Unterschrift abholen lassen: Wäscherei (Einkleidung), Betriebsarzt, IT-Abteilung etc.

Möchtet Ihr dort wohnen, so empfiehlt es sich, sehr früh eine Anfrage zu stellen - am besten direkt nach der offiziellen Zuteilung. Es gibt dort ein Personalwohnheim, dass nach meiner Schätzung ca. 70 Zimmer bietet. Diese werden jedoch ebenso durch Hausangestellte, Lehrlinge und eben Studenten belegt.
Kontaktabwicklung geschieht über den Hausmeister:
hartmutfalke@bundeswehr.org
Ihr erhaltet dann falls Verfügbar direkt einen Nachweis per Mail über die Zimmerreservierung. Das Zimmer dürft ihr leider erst ab dem tatsächlichen Beginn des PJs betreten. Zwei Wochen vorher gemütlich einziehen sitzt also nicht drin. Ebenso müsst Ihr nach Beendigung des PJs gleich ausziehen - habt Ihr noch nen Monat bis zum M3 obwohl das dritte Tertial schon vorbei ist, müsst ihr euch dafür eine Alternative besorgen.
Das Wohnheim ist direkt auf dem Klinikgelände. In zehn Minuten seit Ihr von Eurem Zimmer auf Eurer Station.
Das Zimmer selbst ist „ok“. Es sind ca. 17 qm. Ein Waschbecken, ein etwas größerer begehbarer Kleiderschrank, ein Wohnraum mit Schreibtisch, Bett, Kaffeetisch und einer Kommode. Zusätzlich ein Flachbildfernseher an der Wand. Meiner Meinung handelt es sich wahrscheinlich ursprünglich um Büroräume. Das Wasser, welches aus dem Wasserhahn kommt ist braun wenn Ihr mal nen Wochenende nicht da wart - lasst es ca. zehn Minuten laufen bevor Ihr es benutzt… Im allgemeinen ist die Sauberkeit der Zimmer sehr dürftig. Ihr holt Euch den Schlüssel beim Hausmeister ab und geht rein. Es gibt wie mir scheint, keinerlei Kontrollen in welchem Zustand die Mieter die Zimmer empfangen bzw. abgeben. Ganz allgemein soll man rein rechtlich bei Einzug in ein Objekt, eventuelle Mängel bis zwei Wochen nach dem Einzugstermin melden. Das habe ich mit Fotobeleg per Mail an den Hausmeister gemacht, nur um mich persönlich abzusichern. Gab nie ne Reaktion darauf, auch nicht bei meinem Auszug.
Ansonsten wird Euch ein Kühlfach geboten, welches in großen Gemeinschafts-Containern auf jeder Etage zu finden ist. Vier Pakete Milch sollten da locker reinpassen, nur damit Ihr ne Vorstellung habt. Ich Empfehle zusätzlich die Investition in einen kleinen Kühlschrank, damit Ihr nicht jedes mal das Zimmer verlassen müsst. Die Duschen sind auf jedem Korridor. Immer zwei Stück für ca. 12 Zimmer. Vor sechs Uhr morgens war niemals jemand dort - also halb so wild. Aber sauber geht anders… Eine Gemeinschaftsküche für alle Etagen ist vorhanden, aber diese ist erstens sehr klein, meist vollkommen verdreckt und zum Schluss deswegen auch komplett abgesperrt worden. Private Kochplatten sind laut Hausordnung nicht gestattet - Brandgefahr. Waschen kann man in der Waschküche im Keller.
Es gibt mittlerweile WLAN, welches auch sehr zuverlässig funktioniert. Es wird alle drei Monate freigeschaltet, dazu müsst Ihr ins Nebengebäude zum Spieß. Falls Ihr ein Auto habt könnt Ihr ohne weitere Kosten im Videoüberwachten Personalparkhaus parken. Dazu erhaltet Ihr eine Schlüsselkarte für das Gelände und das Parkhaus.
Nun, was koset der Spaß? 106,90 € pro Monat für alles - also warm. Das ist ein unschlagbarer Preis in komfortabler Lage. Daher habe ich die Mängel in kauf genommen und finde letztendlich, dass man dort durchaus fürs PJ halbwegs angenehm leben kann.

Essen kann man entweder in der Cafeteria oder in der Truppenküche.
Die Cafeteria bietet sogar echt leckere Dinge: hausgemachte Brötchen, Eintöpfe, Schnitzel, Würste ect. Preise bis ca. 10 €. Die Truppenküche ist gleich gegenüber des Wohnheims. Frühstück gut. Mittagessen - naja, Unimensa war nicht viel besser. Abendbrot ok. Ihr esst zu Mitarbeiterpreisen. Frühstück: 1,77 €, Mittag und Abend: 3,30 €.

Es ist eine hauseigene Bücherei mit medizinischer Fachliteratur vorhanden. Zudem gibt es regelmäßigen, regulären PJ-Unterricht, der auch gewissenhaft durchgeführt wird: Montag 13:30 - 15:00 Uhr Chirurgie, Dienstag 13:30 - 15:00 Uhr Innere, Mittwoch 14:00 - 15:00 Uhr Pathologie (klingt exotisch ist aber sehr interessant!), Donnerstag 14:00 - 15:30 „Hauptvorlesung für junge Mediziner“ mit fächerübergreifenden Themen. Freitags vier Stunden Selbstlernzeit. Alles sehr organisiert und auch ernsthaft durchgeführt mit Themenliste und allem drum und dran.

Fazit der Rahmenbedingungen: Kümmert Euch frühzeitig im die Formalitäten und tretet früh in Kontakt mit den Leuten - achtet auf die Mail zum Erstkontakt und hakt da ggf. bitte selbst nach! Möglichkeiten zum Leben sind mit einigen Abstrichen vorhanden: Zimmer mit Fernseher, Parkplätze und WLAN sowie Essen.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
EKG
Bildgebung
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Repetitorien
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Punktionen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
744,00
Gebühren in EUR
107,00

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33