PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Muensterlingen (10/2010 bis 12/2010)

Station(en)
Chirurgie/Ortho/Uro
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Die anderen Berichte sind schon ziemlich treffend, darum werd eich mich auf Stichpunkte zum Spital selber beschränken und die Umgebung und Unterkunft auslassen.

Kann Münsterlingen für das Chirurgie Tertial leider gar nicht empfehlen:

Hier mal ein Zitat des Chefs über deutsche PJler in einer bekannten deutschen Zeitschrift für Medizinstudenten:
„Die meisten sind wirklich engagiert und bringen ein ausgezeichnetes Fachwissen aus ihrem Studium mit. In der Theorie sind sie sogar oft besser als ihre Schweizer Kollegen. Ihr grundlegendes Problem liegt allerdings darin, dass sie das theoretische Wissen durch ihre praxisferne Ausbildung oftmals nicht in einen klinischen Zusammenhang bringen können.“
Er rät daher allen Studenten:
„Fragt lieber nach, anstatt Dinge zu tun, von denen ihr keine Ahnung habt. Die Angst, sich eine Blöße zu geben, ist nicht gerechtfertigt.“

Da frage ich mich um ehrlich zu sein, wie er das beurteilen will.

1. Hat er selber nichts mit den Studenten zu tun. Zu seinen OPs holt er sich lieber den leitenden Arzt und einen Oberarzt dazu (!), als einen Studenten oder Assistenten und sonst hat man keinerlei Kontakt zu ihm. Von daher frage ich mich wie er den Ausbildungsstand der Studenten beurteilen will.

2. Kommt man gar nicht in den Genuss Wissen anzuwenden, da man nur für Idiotenarbeiten gebraucht wird. Man ist dazu da Haken zu halten (und das Maul) und Patienten zu starten.
Offenbar ist es notwendiger Luxus Unterassistenten (auch gerne abfällig Uhus= Unterhund genannt) Hernien zu dritt zu operieren. Damit ist der Student nur zum Haken halten da und hat sonst nichts zu tun.

Beim Patienten starten ist es so, dass sich eigentlich niemand wirklich dafür interessiert, was man zu berichten hat, denn man stellt die Patienten den Chirurgen zumindest nicht vor. Man ist Arbeitskraft und es zählt nur, dass etwas auf dem Aufnahmebogen steht und die Verordnungen gemacht sind. Konsequenzen hat das ganze keine. Von daher nochmal die Frage wie man in Münsterlingen überhaupt mal sein Wissen umsetzen kann, wenn man sonst nichts darf.

Pros und Cons in Kürze:

Pro:
- Urologie Rotation mit tollem Team mehr Verantwortung
- Die Assistenten sind in der Regel alle nett, zu den Chirurgen hat man wie gesagt kaum Kontakt. Ortho und Uro Oberärzte sind klasse.
- Wenn man sich für Ortho interessiert, bekommt man viel mit.

Contra:
- es gibt keine gesetzlich zugesicherten Ferientage (1 1/2 pro Monat) !!!!!
- es gibht nach Nachtdiensten oder Wochenenden keine Kompensation, was beim hiesigen Dienstsystem sehr anstrengend ist. Bei X Studenten hat man eben jede Xte Nacht Pikketdienst und jedes Xte Wochenende Rufdienst. Bei zwei PJlern ist das sehr happig. Ab 4 Studenten ist es erträglich. Unbedingt informieren wieviele Leute gerade dort sind!!!
- Einzige Aufgaben als reine Arbeitskraft: Haken halten und Patienten starten.
- Auf die Notfallstation darf(!) man als Student nicht gehen (man könnte ja sein Fachwissen anwenden). Ausnahmen sind nachts wenn der Assistent alleine mal überfordert ist.
- Operationsvielfalt: Als Student sieht man in der Ortho jeden Tag Hüft und Knie TEPs, in der Chirurgie Hernien und Ports. Anderes ist schon sehr selten.
- Kontakt zur Pflege: Leider (und erstmalig in meinem Studium) hatte ich schlechten Kontakt zur Pflege (Ausnahme Uro). Sie versucht den Studenten für Botengänge einzuspannen, wogegen man sich wehren muss. Kontakt hat man sonst nur, wenn irgendetwas schief gegangen ist und es dann nach der Grundregel läuft: "Schuld hat der Student." Da man eben 5 Stationen mitbetreut ist das ganze sehr unpersönlich.
- Unpersönlichkeit allgemein: Nach drei Monaten wird man regelmäßig von verschiedenen Leuten noch mit einem falschen Namen angesprochen - wenn man sich selber in der gleichen Zeit 50 Namen merkt. Man ist eben "der Unterassistent", der eine Arbeitskraft wie eine Reinigungsfrau oder eine Aushilfe ist.
- Op-Personal: Aich hier gilt, dass einem nichts zugetraut ist. Auch nach Monaten wird man so behandelt, als sei man zum ersten mal in einem OP. Stellenweise darf man sich vom OP-Personal Kommentare anhören wie "Die Medizinstudenten können auch gar nichts" Abgesehen davon übernimmt man Lagerungspflegerische Tätigkeiten und darf Cell Saver in den Aufwachraum schieben.
- Keine Lehre: Es gibt eine Montagsfortbildung, bei der meistens nur irgendwelche Firmen ihre Produkte vorstellen und alle lustlos dasitzen und zuhören. Teaching gibt es gar keines, man muss schon für einen Nahtkurs o.ä. kämpfen. Einen zuständigen Oberarzt für die Studenten gibt es nicht.

Insgesamt kann ich persönlich nur davon abraten in die Chirurgie nach Münsterlingen zu gehen (Innere soll dagegen echt gut sein).
Wenn man aber gerne anonym behandelt werden, keine Lehre bekommen, und als Arbeitskraft stupide Aufgaben verrichten möchte, dann ist Münsterlingen sicher toll.

Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
770
Gebühren in EUR
250

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
5
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
4
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.87