Ich habe mein zweites Tertial in der Anästhesie in den Sana Kliniken Lübeck gemacht und kann es dort sehr empfehlen. Ich konnte viel wertvolles inhaltliches Wissen und praktische Fähigkeiten mitnehmen und wurde dabei hervorragend betreut. Das ärztliche Team ist mit ca. 15 Leuten relativ klein, super nett und unterstützend.
Alltag im OP:
Nach der morgendlichen Frühbesprechung um 7:30 Uhr, in denen die ärztlichen Tagesaufgaben verteilt werden und jeder anstehende Eingriff kurz besprochen wird, kann man sich hauptsächlich selbst unter den meist 2-3 PJ'ler*innen einteilen und abmachen, in welchem Saal man gern den Tag verbringen möchte. Der Arbeitsalltag spielt sich hauptsächlich im OP ab, der vor allem aus vier OP-Sälen besteht, von denen meistens ein bis zwei Säle viszeralchirurgisch, ein Saal gefäßchirurgisch, ein Saal orthopädisch und ggf. ein Saal urologisch belegt sind. Außerdem gibt es manchmal Interventionen im Herzkatheterlabor oder in der Angiologie, sowie einen weiteren Bereich mit drei OP-Sälen, der hauptsächlich von Beleg-Ärzt*innen genutzt wird.
Je nach Saal unterscheidet sich der Tagesablauf. Zu Anfang bin ich gern in den orthopädischen Saal gegangen, weil die OPs dort häufig kürzer sind, sodass man mehr Ein- und Ausleitungen mitbekommen hat. Alle der Ärzt*innen lassen einen viele Aufgaben übernehmen, man darf je nach OP und antizipiertem Schweregrad Intubieren oder eine Larynxmaske legen. Dabei wird man in der Regel sehr gut angeleitet, der Arzt oder die Ärztin steht direkt neben einem, sodass, wenn man überfordert ist, die Intubation oder jegliche Aufgabe jederzeit abgegeben oder gemeinsam gelöst werden kann. Es wird gerne gesehen, wenn man das Anästhesie-OP-Protokoll ausfüllt und den Ärzt*innen damit etwas Schreibarbeit abnimmt. Gleichzeitig ist es eine gute Gelegenheit, sich die Dosierungen der Medikamente und allgemein die Abläufe der Narkosen einzuprägen. In Absprache darf man unter Aufsicht intraoperativ Medikamente verabreichen, was z. B. häufig Infusionen, Schmerzmittel, Katecholamin-Boli oder Antiemetika zur PONV-Prophylaxe beinhaltet. Je nach Arzt oder Ärztin darf man nach einiger Zeit auch unter Aufsicht im Rahmen der Ausleitung extubieren. In anderen OPs, meistens eher bei viszeralchirurgischen oder gefäßchirurgischen Patient*innen, die durch ihren schlechteren Gefäßstatus, Schwere der Erkrankung, oder höherem OP-Risiko mehr Katheter und Zugänge benötigen, darf man nach einiger Zeit auch diese unter Anleitung legen, zB mal einen ZVK oder eine arterielle Blutdruckmessung. Auch einfachere Nervenblockaden (diese tatsächlich eher häufiger bei orthopädischen Eingriffen, bei mir waren es meist Nervus Femoralis Blöcke) darf man manchmal unter Anleitung spritzen.
Entsprechend wird man trotz des Studierendenstatus sehr gut eingebunden und lernt schnell, viel und meist sogar in 1 zu 1 Betreuung. Es lohnt sich, am Anfang bei ein paar verschiedenen Ärzt*innen mitzulaufen und zu schauen mit wem man gerne zusammenarbeitet. Durch die kleiner Größe des Teams lernt man schnell alle kennen und darf nach dem sich gegenseitiges Vertrauen aufgebaut hat - wie oben beschrieben - relativ viel machen.
Intensivstation:
Man kann in individueller Absprache mit dem Chefarzt eine Zeit lang auf Intensivstation rotieren. Bei mir waren es drei Wochen. Dort gibt es ein internistisches und ein anästhesistisches Ärzt*innenteam, wobei man sich in Eigenverantwortung mit den anderen PJ'ler*innen aufteilen kann. Meistens war ich eher auf der anästhesistisch-chirurgischen Seite. Es ist aber eher abhängig davon, welche Assistenzärzt*innen arbeiten, da manche noch recht neu sind, selbst eingearbeitet werden müssen und man deshalb weniger selbst praktisch machen darf und angeleitet wird. Im Nachhinein kann ich empfehlen eher Spätdienste zu machen, weil es hier ruhiger ist und einem deshalb häufig mehr gezeigt wird. Ich durfte zum Beispiel unter Aufsicht bronchoskopieren. Sonst sind auch die Visiten ziemlich interessant, man sieht viele unterschiedliche Krankheitsbilder und fachdisziplin-unabhängig erklären die Oberärzte viel und gut. Es gab sogar die Möglichkeit mit an den Rea-Schulungen der neuen Assistenzärzt*innen im Übungsraum teilzunehmen.
Betreuung und Lehre:
Ich fand die Betreuung sehr gut, der Chefarzt Dr. Frank ist sehr hilfsbereit und interessiert sich dafür, wie es einem im PJ-Tertial geht. Das Gleiche gilt für das gesamte ärztliche Team und auch für die Pflegerinnen und Pfleger.
Die Lehre findet Fachdisziplin-übergreifend statt und ist leider häufiger ausgefallen (deshalb auch die Zwei). Es gibt dreimal die Woche ein Seminar zu unterschiedlichen Themen. Außerdem gibt es am Mittwoch-Nachmittag einen sehr zu empfehlenden Sonokurs in der Gastroenterologie. Der Dozent kann sehr gut erklären und gibt auch regelmäßig akkreditierte Kurse für Ärzt*innen.
Freizeit:
Wir hatten wöchentlich einen Studientag, den wir regulär freitags genommen haben und in Absprache mit dem Chefarzt auch auf einen anderen Wochentag verlegen konnten. Darüber hinaus konnte man meistens nach dem Seminar gegen 15:00Uhr gehen, manchmal sogar auch etwas früher.
Bewerbung
Bewerbung über das PJ-Tertial, Administratives über die Sekretärin Frau Döring oder im Krankheitsfall auch direkt über den Chefarzt Dr. Frank.