PJ-Tertial Urologie in Universitaetsklinik Innsbruck (9/2025 bis 12/2025)
Station(en)
Station Nord, Süd
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Innsbruck (Oesterreich)
Kommentar
Der Arbeitstag begann um 7:45 Uhr mit der Morgenbesprechung. Anschließend fehlten jedoch klare Strukturen für KPJ-Studierende. Es gab weder eine Einführung am Beginn des Monats, keine klar definierten Lernziele und keine feste Ansprechperson. Eine gezielte Aufgabeneinteilung oder Rotation durch die verschiedenen Bereiche existierte nicht. Insgesamt hatte man den Eindruck, dass Studierende organisatorisch „mitlaufen“, ohne wirklich in den klinischen Alltag integriert zu sein.
Wir waren zeitweise bis zu fünf Studenten gleichzeitig (4 KPJ und Famulant), was deutlich zu viel war. Dadurch blieb für den Einzelnen oft wenig sinnvolle Tätigkeit übrig. Studierende wurden überwiegend als Arbeitskraft eingesetzt, insbesondere für administrative und repetitive Tätigkeiten. Die Hauptaufgaben bestanden aus Patientenaufnahmen, Kurven vorschreiben (stationär und tagesklinisch), Blutabnahmen, Zugänge legen, Katheter legen sowie Ports anstechen. Die verpflichtende Aufgabe, das Kurvenschreiben nahm häufig einen Großteil des Vormittags ein. Diese mussten Vormittags geschrieben werden und sollten bis frühen Nachmittag für die Assistenzärzte fertiggestellt sein. Das schreiben der Kurven war immens zeitintensiv, teilweise mussten weit über 20 Kurven geschrieben werden. Besonders im zweiten Monat, als wir nur noch drei Studierende waren, wurde diese Arbeit entsprechend auf weniger Personen verteilt. Musste am Vormittag ein Student im OP assistieren und war der andere mit Patientenaufnahmen beschäftigt, so hatte der verbleibende Student einen immensen zeitlichen Aufwand mit der Kurvenvorbereitung.
Der Lernwert dieser Tätigkeiten war insgesamt sehr gering. Patientenaufnahmen beschränkten sich auf das Abfragen von Allergien und das Eintragen der Dauermedikation in die Kurve, ohne klinische Diskussion, Supervision oder vertiefte Auseinandersetzung mit den Krankheitsbildern. Je nach Arbeitsaufkommen verbrachte man häufig den halben bis gesamten Vormittag ausschließlich auf Station.
Erschwerend kam hinzu, dass in manchen Wochen zusätzlich das Chirurgie-Praktikum des 9. Semesters stattfand. Dadurch waren zeitweise alle Ambulanzräume durch diese Studierenden belegt. Als KPJ-Studierender hatte man nach Abschluss der stationären Tätigkeiten oft keine Möglichkeit mehr, in der Ambulanz mitzuarbeiten oder zuzuschauen. Stattdessen blieb einem häufig nichts anderes übrig, als die verbleibende Zeit ohne sinnvolle Beschäftigung zu überbrücken, was den Eindruck von Leerlauf und fehlender Struktur weiter verstärkte.
OP-Einsätze waren verpflichtend. Wöchentlich waren wir Studenten insgesamt maximal 4-5x fix im OP eingeteilt. Hierbei haben wir untereinander vereinbart, wer motiviert ist in den OP zu gehen und wer die stationären Aufgaben übernimmt. Wenn man als Student im OP eingeteilt war, beschränkte sich die Tätigkeit auf das Halten von Haken. Dies war zwar körperlich nicht anstrengend, jedoch didaktisch wenig wertvoll. Die Erklärungen im OP variierten stark je nach Operateur – einige erklärten gelegentlich, andere zeigten keinerlei Interesse daran, dass ein Student anwesend war. Meistens durfte man am Ende der Operation zunähen oder knüpfen.
Positiv hervorzuheben sind wenige Assistenz- und die Basisärzte, die sehr hilfsbereit und engagiert waren. Besonders in der Ambulanz nahmen sie sich Zeit für Erklärungen, ließen Studierende eigene Patienten anamnestizieren und untersuchen und vermittelten zumindest grundlegende urologische Kenntnisse. Auch das Pflegepersonal in der Ambulanz war ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und motiviert, Studierenden praktische Tätigkeiten zu zeigen und diese selbst durchführen zu lassen (z. B. Wechsel von Dauerkathetern). Dadurch hatte man zumindest in der Ambulanz gelegentlich die Möglichkeit, praktisch zu arbeiten.
Abgesehen davon fühlte man sich insgesamt wenig betreut. Es gab kaum Supervision oder Feedback, und die Motivation, Studierende aktiv auszubilden, war insgesamt gering. Die Organisation lief primär über ein gemeinsames Studentenhandy, über das man kontaktiert wurde, wenn Kurven fehlten, weitere Patientenaufnahmen anstanden oder kurzfristig ein OP-Einsatz anstand. Eine kontinuierliche Begleitung, regelmäßige Rückmeldungen oder ein strukturierter Ausbildungsplan fehlten vollständig. Mit sehr viel Eigeninitiative war es zwar möglich, vereinzelt mehr Verantwortung zu übernehmen, grundsätzlich blieb der Handlungsspielraum jedoch begrenzt und eigenständiges Arbeiten war kaum möglich.
Durch häufigen Leerlauf, hatte man keinerlei Überstunden zu leisten und es war ausreichend Zeit zum Mittagessen gegeben.
Insgesamt empfand ich das KPJ als wenig lehrreich und überwiegend monoton. Abgesehen von grundlegenden Einblicken in die Urologie in der Ambulanz konnte ich fachlich kaum etwas mitnehmen. Die fehlende Struktur, der hohe Leerlauf, die geringe Wertschätzung der studentischen Rolle sowie der Fokus auf organisatorische Hilfstätigkeiten führten dazu, dass der KPJ-Abschnitt wenig als Ausbildungsabschnitt wahrgenommen wurde.
Insgesamt eignet sich die Abteilung eher für Studierende, die keinen besonderen fachlichen Anspruch haben und einen ruhigen, wenig fordernden Monat absolvieren möchten; für Studierende mit echtem Interesse an der Urologie und dem Wunsch nach aktiver Mitarbeit und Ausbildung ist die Abteilung hingegen nur bedingt geeignet.
Bewerbung
über das KPJ-Bewerbungsportal des AZW etwa 1,5 Jahre vorher.