PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Klinik Favoriten (3/2025 bis 6/2025)

Station(en)
Hauptsächlich Interdisziplinäre Wochenstation 41, aber auch Station 21 und 31
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich gehe mit insgesamt gemischten Gefühlen aus dem Tertial heraus.
Bei der chirurgischen Abteilung des Klinikums Favoriten handelt es sich um eine Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Unter Leitung von Primarius Grünberger ist die Abteilung auf Leber- und Gallenchirurgie spezialisiert. Es gibt aber auch ein Kolonteam, dementsprechend viel Darmchirurgie. Der ganze Kleinkram der Allgemeinchirurgie läuft natürlich auch, zB Cholezystektomien und Amputationen.
Als KPJler kann man in drei Bereichen arbeiten: Die drei chirurgischen Stationen, die Ambulanzen und natürlich der OP. Die Einteilung wird nicht festgelegt, das kann man also unter sich ausmachen.
Es gibt zwei reguläre OP-Säle und einen Akut-Saal. Insgesamt wird meiner Ansicht nach, obwohl die Abteilung mit ca 75 Betten gar nicht so klein ist, doch recht wenig operiert. Die Säle laufen häufig nur bis in den frühen Nachmittag mit einer insgesamt überschaubaren Anzahl an Punkten. Wichtig hier: Die Chirurg*innen sind fast alle ausnahmslos nett und umgänglich, einen cholerischen/respektlosen Umgangston habe ich nicht erlebt. Von daher ein großes Plus im Gegensatz zu vielen anderen chirurgischen Abteilungen.
Bezüglich der Ambulanzen gibt es zwei, die von Interesse sind – die Akutambulanz und die Wundambulanz. Bei ersterer kommen klassisch akute Patienten hinein, allerdings auch viel Logistisches (zB Patient kommt mit Überweisung vom Hausarzt zur Begutachtung seiner pAVK, also müssen Bildgebung und Gefäßboardbesprechung geplant und Termine mitgegeben werden). Zur Wundambulanz kommen Patienten mit chronischen Wunden, welche regelmäßig begutachtet werden. Hierbei übernimmt idR die Pflege die Verbandwechsel und gibt den Ton an, die Ärzte dokumentieren lediglich. Wenn man Interesse zeigt und sich etwas proaktiv engagiert, darf man aber auch einiges selbst machen. Bei beiden Ambulanzen gilt es zu beachten, dass dort fast ausschließlich Basis- und Turnusärzte sitzen, die häufig auch frisch in der Abteilung gestartet sind und dementsprechend erstmal selbst klarkommen müssen.
Schließlich gibt es noch die drei Stationen, eine davon ist eine interdisziplinäre (halb Chirurgie/halb Uro) Wochenstation, ergo läuft diese nur von Montag bis Freitag. Hier werden die Patienten mit den kleineren, elektiven OPs aufgenommen und danach meist zügig entlassen. Auf dieser Wochenstation haben wir den größten Teil der Zeit verbracht und das aufgrund meines größten Kritikpunktes des Tertials: Hier war häufig kein Turnusarzt eingeteilt. Dementsprechend blieb der größte Teil der stationären Aufnahmen der gesamten Abteilung an uns KPJlern hängen, weils sonst einfach keiner gemacht hat. Das ist repetitiv, man arbeitet immer dasselbe Schema ab. Und noch eine Galle, und noch eine PTA und noch eine PAC-Explantation… Das wurde recht schnell recht stumpf. Ab und an war nicht mal ein Stationsarzt auf Station eingeteilt, dementsprechend waren wir das einzige „ärztliche“ Personal. So wirklich Feedback bekommt man für seine Arbeit auch nicht, ob man sich also gerade gut anstellt oder nicht ist scheinbar allen egal. Die Bandbreite zwischen es gibt enorm viel zu tun (insbesondere am Anfang der Woche mit vielen Aufnahmen) und es ist überhaupt nichts los (idR am Freitag) ist ziemlich groß.
Dazu kommt, dass viele Turnus- und teilweise auch Stationsärzte nervige Orga-Arbeit auf einen abwälzen wollen, zB „Patient X braucht noch ein CT, kannst du bitte die Aufklärung übernehmen, die Radiologie anrufen und schnellstmöglich einen Termin ausmachen, das CT im System anfordern, einen Transport bestellen etc“ oder „Der Patient hat eigentlich keine chirurgische Indikation mehr sondern ein urologisches Problem, kannst du bitte auf der Uro anrufen und ihnen den Patienten verkaufen“ oder „Der Patient hat keine interne Aufklärung und keine Präanästhesie, rufst du bitte bei beiden Abteilungen an und organisierst das alles“. Kurzum, der Lerneffekt hält sich in Grenzen, wenn man viel mit repetitivem Orga Kram beschäftigt ist.
Generell ist chirurgische Lehre in der Abteilung nahezu nonexistent. Den für die Studis zuständigen Arzt haben wir höchsten bei der Morgenbesprechung gesehen. Feedbackgespräche gabs nicht. Ca aller zwei Wochen findet eine Fortbildung für alle Turnusärzte im Haus statt, das sind dann Themen aus allen Fachbereichen, also nur selten mal was chirurgisches, aber dafür auch Auge, Neuro, Interne etc.
Es gibt KPJler Handys, die man auch immer am Mann/an der Frau tragen sollte, weil sie doch ab und zu mal klingeln. Zu Beginn des Tertials muss man alle Fortbildungen für die neuen Mitarbeiter mitmachen, die einem vor allem den Nachmittag kosten und wenig Nutzen haben.
Zu den Rahmenbedingungen: Reguläre Arbeitszeit ist von 7:45 bis 13:30, Zeit für eine Mittagspause ist so gut wie immer, Mittagessen ist kostenlos (aber nicht besonders gut), Fehltage dürfen maximal 10 genommen werden. Wir waren nur 3 KPJler anstatt von geplanten 6, deswegen wurde uns verboten Dienste mitzumachen, um danach ausgleichsfrei zu nehmen, weil wir sonst im Tagdienst zu wenige wären. Außerdem durften wir auch nicht gemeinsam die letzte Woche freinehmen, um für die Return Week zu lernen, denn dann wäre ja kein KPJler in der Abteilung. Und wenn die KPJler nicht da sind, macht schließlich keiner die Aufnahmen…
Insgesamt war das Tertial für mich eher Mittel zum Zweck – nämlich für 4 Monate in Wien zu sein. Zur Stadt muss ich glaub ich nichts sagen, meiner Meinung nach ist es die wohl schönste Großstadt der Welt.
Wenn ihr also ein größtenteils entspanntes, aber stumpfes Chirurgietertial mit überschaubarer OP-Präsenz haben wollt seid ihr hier genau richtig.
Bewerbung
Ca 1 Jahr im Vorraus per Mail
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Blut abnehmen
Untersuchungen anmelden
Rehas anmelden
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
800

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
6
Freizeit
1
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.4