Organisation:
Am ersten Tag wurden alle neuen PJler*innen in der Eingangshalle von der Personalabteilung empfangen. Es folgte eine kurze Einführungspräsentation, und es wurden für alle Spinde, Ausweise, Klamotten, IT-Zugänge und Telefone organisiert. Soweit, so gut.
Das einzige größere organisatorische Problem war, dass die Gehaltszahlungen regelmäßig nicht richtig waren und wir uns fast jeden Monat darum kümmern mussten, dass uns die korrekte Summe überwiesen wurde.
Unsere Hauptansprechpartnerin, Frau Kirsch, hat sich aber meistens schnell darum gekümmert. Generell war sie immer freundlich und hilfsbereit.
Die Arbeit:
Ich wurde sehr nett aufgenommen, und die Stimmung in der Abteilung war sehr gut. Ich habe am Anfang einen Plan bekommen, wann ich wie lange in welchem Bereich sein sollte, aber mir wurde direkt dazu gesagt, dass ich diesen Plan ganz nach meinen Wünschen abändern könne.
Die ersten Wochen war ich auf den beiden Normalstationen. Am Anfang bin ich meistens mit einer/einem Assistenzärzt*in mitgelaufen. Mir wurde das Computersystem gezeigt, worauf sie bei Aufnahmeuntersuchungen Wert legen, und ich habe die ersten Lumbalpunktionen durchgeführt.
Im Laufe der Zeit wurde ich etwas mehr eingespannt, durfte etwas selbstständiger arbeiten und hatte teilweise meine eigenen Patient*innen – allerdings immer unter guter Aufsicht und Anleitung. Ich hatte den Eindruck, dass man dort ziemlich genau wusste, was man mir zutrauen konnte und wobei ich noch Hilfe brauchte.
Außerdem hat wirklich jeder – von der Pflegekraft bis zum Chefarzt – sobald ich eine Frage hatte oder Hilfe brauchte, alles stehen und liegen lassen, um mir zu helfen. Das habe ich bisher im Studium noch nie so erlebt, und es hat mir, gerade weil es das erste Tertial war, sehr viel Druck genommen und mich wirklich motiviert.
Noch ein paar Worte zur Arbeitszeit: Beginn ist um 8:00 Uhr, je nach Tag entweder Früh- oder Röntgenbesprechung. Danach geht’s auf Station. Die Abteilung geht nach Möglichkeit immer um 12:00 Uhr gemeinsam Mittag essen. Selbst wenn gerade viel zu tun ist, wurde darauf geachtet, dass ich dort hingehe und Pause mache.
Gegangen bin ich meistens im Laufe des Nachmittags – je nachdem, was gerade noch zu tun war, früher oder später. Wenn ich mal früher weg musste, war das aber auch nie ein Problem.
Jeden Freitag hatte ich Studientag. Darüber hinaus konnte ich an Diensten teilnehmen und hatte dann am Folgetag frei. In der Regel bleibt man bei den Diensten bis ca. 19/20 Uhr, aber auch das ist in der Regel verhandelbar.
Ein weiterer positiver Punkt sind die Arztassistentinnen, die es auf jeder Station gibt. Sie kümmern sich um Dinge wie Reha- oder Geriatrieanträge, Vorbereitung und Assistenz bei Lumbalpunktionen, Blutentnahmen etc., die sonst häufig auf PJler*innen fallen. Zusätzlich sind sie sehr gut im Haus vernetzt und wissen meistens am besten über Abläufe und Neuerungen Bescheid. Außerdem sind sie super nett und haben mir geholfen, wo es ging.
Lehre:
Für mich war die Lehre genau richtig. Es gab einmal pro Woche ein Seminar, in dem ein*e PJler*in einen kurzen Vortrag zu einem Fachthema gehalten hat. Das war meistens eine kurze Fallvorstellung mit anschließendem Austausch mit dem Chefarzt der Abteilung. Die Vorträge sollen dabei immer sehr kurz sein, ca. 10 Folien. Der Aufwand ist also überschaubar.
Außerdem gab es regelmäßig kurze Vorträge der Oberärztinnen zu verschiedenen Themen. Diese waren zwar primär für die Assistenzärztinnen gedacht, aber ich konnte mit meinem Uniwissen trotzdem gut folgen und einiges mitnehmen.
Der Hauptteil der Lehre erfolgte auf Station. Generell konnte ich jederzeit Fragen stellen und habe immer eine nette, umfangreiche und verständliche Antwort bekommen. Außerdem habe ich viel daraus gelernt, dass ich elektive Patientinnen aufgenommen habe. Dabei bin ich zuerst alleine zur/zum Patient*in gegangen, habe eine Anamnese und körperliche Untersuchung durchgeführt und dies der/dem Oberärzt*in vorgestellt. Danach sind wir zusammen zur/zum Patient*in gegangen, und es wurde alles kontrolliert und besprochen. Ich fand diese Herangehensweise super, weil ich so schnelles, gutes Feedback bekommen habe und Fragen direkt klären konnte. So lernt man meiner Meinung nach am besten.
Einmal pro Woche ist auf jeder Station Chefarztvisite. Währenddessen stellt der Chefarzt Fragen – klingt erstmal stressig, ist es aber nicht. Der Chef hat mich immer so lange weiter gefragt, bis ich nicht mehr weiterwusste, und mir dann ruhig und nett erklärt, was ich nicht wusste. Dabei war es egal, ob ich direkt die erste „einfache“ Frage nicht wusste oder die schwereren Folgefragen. Die Fragen hatten, meinem Gefühl nach, immer nur den Zweck, herauszufinden, wie mein Wissensstand bei einem Thema ist, um dann noch etwas hinzuzufügen.
Zusätzlich wurde ich regelmäßig ins Büro des Chefs gerufen, wo er mir Patient*innen mit seltenen und spannenden Erkrankungen gezeigt und , da die meisten Fälle wirklich wesentlich fachspezifischer waren, als ich es im Studium gelernt hatte, von Grund auf erklärt hat. Interessant war es immer.
Generell war das Tertial wirklich sehr gut. Ich wurde gut eingebunden und super angeleitet und betreut. Ich denke, ich habe wirklich gute Fortschritte sowohl aus fachlich-neurologischer Sicht als auch generell in Richtung ärztlicher Tätigkeiten machen können. Ich habe mich darüber hinaus im Team sehr willkommen gefühlt und bin jeden Tag gerne dort hingegangen.
Von mir gibt’s eine klare Empfehlung.