PJ-Tertial Allgemeinmedizin in Praxis (2/2025 bis 5/2025)
Station(en)
Dannstadt-Schauernheim und Mutterstadt
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Die Praxis Leibig in Dannstadt-Schauernheim ist insgesamt top.
Die Praxis ist groß mit knapp 8 Arztzimmern über 2 Stockwerke sowie noch weitere Räume für EKG/Ergo/Sono/kleinchirurgische Eingriffe.
Somit ist immer ein Zimmer frei, in dem man vorarbeiten kann. Ich habe den ersten Tag hauptsächlich mit einer Ärztin im Zimmer verbracht um EDV, Ablauf & co kennenzulernen, ab dem zweiten Tag hatte ich eigentlich durchgehend meine "eigenen" Patienten.
Das bedeutet wenn die MFAs euch entdecken & fragen ob ihr Zeit habt, bekommt ihr einen Patienten in ein Zimmer gesetzt und könnt vorarbeiten. Das heißt ihr macht Anamnese / Doku / Untersuchung & überlegt euch ein Therapiekonzept. Hier könnt ihr (je nach Kenntnissstand) auch selbstständig schonmal EKGs laufen lassen oder ein Ultraschall machen. Im Anschluss kommt dann immer nochmal ein Arzt/eine Ärztin zu euch rein, ihr macht eine knackige Übergabe (sehr gut um Patientenvorstellung zu üben) und könnt dann schauen, ob eure Meinung geteilt wird / der Arzt schaut selbst nochmal drauf & ihr könnt den Arzt auf Dinge aufmerksam machen, die euch aufgefallen sind. Der Lernzuwachs und das selbstständige Arbeiten sind so sehr hoch. Ein kleiner Nachteil an der Sache: Manchmal hat man einen Patienten "fertig" und wartet dann mal 5-10 Minuten, bis ein Arzt fertig ist und zu dir kommt. Aber das lässt sich natürlich nicht vermeiden und war für mich auch kein Problem, wenn ich mit dem Patienten nichts mehr zu reden hatte bin ich einfach so lange in den Praxisstützpunkt und hab was gegessen (gibt immer unmengen an essen & süßigkeiten dort :D).
Insgesamt gibt es vor Ort ca. 7-8 Ärzte, im Schnitt sind zu einem Zeitpunkt meistens 4 gleichzeitig da. In Mutterstadt gibt es auch noch eine kleinere Praxis in die man auch gehen kann, ich persönlich war fast ausschließlich in Dannstadt. Vom Personal (MFAs, Sekretärin, Ärzte) sind alle super nett, man wird wertgeschätzt als PJler/Famulus.
Das Spektrum der Praxis ist für die Allgemeinmedizin extrem groß: Herr Leibig macht kleinchirurgische Eingriffe zu denen er dich gerne mitnimmt (zB suspekte Hautbefunde), Hausbesuche, Ultraschall (Schilddrüse, Karotis, Venen bzgl Thrombosen, Abdomen, Becken), EKG/Ergo, ABI-Index, eigene Diabetesberaterin, Wundversorgung (ebenfalls mit eigener Wundspezialistin), Vorsorgeuntersuchungen, Aderlass/Infusionstherapie, Hautkrebsscreening, CRP-Schnelltests.
Die Praxis ist keine hausärztliche Sparpraxis die Patienten nur 1x pro Quartal behandeln will & direkt überweist, sondern man kann weitgehend das machen was man medizinisch für sinnvoll erachtet. Beispiel: Wenn man zB Montags eine Person mit auskultatorisch/klinisch V.a. Pneumonie bei sich hat (CRB-65 = 2) und die Person eigentlich einweisen würde, diese aber sagt dass Sie nicht möchte. Kann man zB auch ein CRP-Labor abnehmen, Antibiose starten, & Donnerstags nochmal einbestellen um zu schauen ob es dem Patienten klinisch (& bB laborchemisch) besser geht & dann eine Klinikeinweisung Reevaluieren. In den meisten hausärztlichen Praxis undenkbar, in Dannstadt kein untypisches Vorgehen.
Bezüglich der Arbeitszeiten gibt es bestimmt PJ-Stellen, in denen man kürzer vor Ort ist. Ich bin immer zwischen 8:10 und 8:15 eingetroffen (etwas später kommen wäre aber überhaupt kein Problem). Montags, Dienstags und Donnerstags war der Vormittag zwischen 13 und 14 Uhr vorbei, anschließend hat man Pause bis 16:00. Ich bin in der Zeit meistens in der Praxis geblieben & habe irgendwas für die Uni gemacht oder einfach gechillt. Dann ging es ab 16 Uhr nochmal weiter, Ende war in der Regel zwischen 18:00 und 19:00 Uhr. Einige Famulanten sind auch in der MiPa mit auf Hausbesuche gefahren und dann um 16:00 Uhr gegangen. Mittwochs war ich immer nur bis 11:30 da wegen PJ Unterricht in Mannheim und Freitags ging es bis ca. 12/13 Uhr. Wenn man einen Termin hat ist es überhaupt kein Problem einen Vor/ oder Nachmittag frei zu machen oder früher zu gehen, solange man in der Praxis Bescheid gibt. Letztlich kann man mit der Praxis über alles reden, die wollen auch dass man mit Spaß & Motivation bei der Sache ist und euch nicht unnötig in der Praxis halten.
Und noch ein wichtiger Punkt: Bei gutem Engagement bekommt man ggf. auch noch etwas zusätzlich neben der Hausarztförderung ;-)
Insgesamt kann ich die Praxis Leibig allen empfehlen, die in ihrem Quartal Allgemeinmedizin viel selbstständig Arbeiten und Lernen möchten. Und in einer großen Praxis das komplette Spektrum kennenlernen wollen, welches die hausärztliche Medizin zu bieten hat. Und dabei Wert auf ein angenehmes Arbeitsklima legen sowie auf kompetente Ärzte, die einen jederzeit betreuen.