Mein Tertial in Nordhorn war unglaublich schön. Ich hatte mich aufgrund der vielen positiven Bewertungen hier im Portal für diese Stadt entschieden – und wurde keineswegs enttäuscht. Das chirurgische Tertial war in drei Abschnitte à jeweils fünf Wochen gegliedert, ergänzt durch eine Woche in der Anästhesie.
Organisation und Einstieg:
Gleich am ersten Tag wurden wir sehr herzlich empfangen: Sowohl Bastian als PJ-Beauftragter als auch Herr Siegmund begrüßten uns persönlich. Im Sekretariat erhielten wir Namensschild, PC-Zugang und Telefon. Danach folgte eine Führung durch die Klinik und Verwaltung, und schließlich wurden wir auf unsere jeweiligen Stationen gebracht.
Gefäßchirurgie:
Mein Tertial begann in der Gefäßchirurgie. Meine Erwartungen waren zunächst eher zurückhaltend – umso positiver wurde ich überrascht. Die Zeit dort war ausgesprochen angenehm und lehrreich. Täglich konnte man frei wählen, ob man in die Sprechstunde, auf Station oder in den OP gehen wollte.
Vor dem ersten Einsatz im OP hatte ich etwas Respekt, doch der Chefarzt nahm mich gleich beim ersten Mal persönlich mit und war sehr freundlich. Schritt für Schritt wurde mir alles erklärt, und mit der Zeit durfte ich immer mehr selbst übernehmen. So wurde es nie langweilig, und ich fühlte mich stets eingebunden und wertgeschätzt. Vom Nähen über das Vorschieben von Kathetern bis hin zur Wundrevision war schließlich alles dabei. Die chirurgische Anleitung war dabei stets geduldig und freundlich.
Auch auf Station konnte man viel über Wundversorgung und die Durchführung von ABI-Messungen lernen. Besonders hervorzuheben ist der „Privatunterricht“ des Chefarztes, bei dem jederzeit Raum für eigene Fragen blieb, die immer geduldig beantwortet wurden. Insgesamt war der Einstieg in Nordhorn somit äußerst gelungen – und mir wurde sogar etwas die Angst vor der Chirurgie genommen.
Viszeralchirurgie:
Anschließend war ich in der Viszeralchirurgie eingesetzt. Auch hier bestand die Möglichkeit, zwischen Station, OP und Ambulanz zu wechseln. In der Ambulanz lernt man viele Krankheitsbilder kennen, und die Oberärzte nehmen sich gerne Zeit für Erklärungen.
Im OP durfte ich häufig assistieren, insbesondere bei laparoskopischen Eingriffen durch die Kameraführung. So lernt man die Grundlagen von Appendektomie, Cholezystektomie, Hernienversorgung und auch Kolektomie kennen. Auf Station kann man das Schreiben von Arztbriefen üben und – nach Absprache – sogar eigene Patienten betreuen.
Unfallchirurgie:
Zum Schluss stand die Unfallchirurgie auf dem Plan. Der Umgangston ist hier etwas rauer, im Vergleich zu anderen Kliniken aber immer noch sehr freundlich. Besonders lohnenswert ist die Zeit in der ZPA: Dort kann man eigenständig Patienten betreuen – natürlich in enger Rücksprache mit den Ärztinnen und Ärzten. Von Wundreinigung und Naht über die Beurteilung von Röntgenbildern bis hin zur Frakturversorgung lernt man hier alles kennen und darf sehr viel selbstständig machen. Nachmittags werden die eigenen Patienten in der Besprechung vorgestellt, was eine tolle Lerngelegenheit bietet.
Im OP ist man klassisch als Hakenhalter eingesetzt, sowohl bei kleineren Eingriffen als auch bei größeren Operationen wie TEPs.
Allgemeines:
Ein besonderer Pluspunkt war das überaus freundliche OP-Team. Die Pflegekräfte waren hilfsbereit, aufgeschlossen und jederzeit ansprechbar – es entstanden viele nette Gespräche, und man konnte auch von ihnen viel lernen. Wenn man sich vorstellt und mit anpackt, wird das sehr geschätzt.
Blutabnahmen und das Legen von Zugängen sind auf allen Stationen nur in geringem Umfang nötig, da ein Blutabnahmedienst den Großteil übernimmt. Nur gelegentlich wird man am Nachmittag um Unterstützung gebeten.
Zudem besteht die Möglichkeit, chirurgische Rufdienste zu übernehmen. Diese gehen von Freitagnachmittag bis Sonntagabend; durchschnittlich wird man etwa zweimal gerufen. Dafür gibt es eine attraktive Vergütung von 200 € plus Stundenlohn pro Einsatz.
Leben und Freizeit in Nordhorn:
Auch abseits der Klinik ist die Betreuung hervorragend. Bastian ist sehr engagiert und steht jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Insgesamt sind die Menschen in Nordhorn ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Neben einem gemeinsamen Grillabend werden die PJler regelmäßig zu Veranstaltungen eingeladen – etwa zu Handballspielen, Konzerten oder Feuerwehrübungen.
Die Stadt selbst bietet ebenfalls viele Möglichkeiten: eine hübsche Innenstadt, zahlreiche Sportangebote, wunderschöne Wege am Wasser und eine schnelle Anbindung in die Natur oder in die Niederlande – Urlaubsfeeling inklusive.
Die PJ-Unterkünfte bestehen aus zwei WGs mit jeweils drei Zimmern, Küche und Bad. Sie sind modern, gut ausgestattet und werden von Frau Plate hervorragend betreut, die sich wirklich um alles kümmert.
Ich kann das chirurgische Tertial in Nordhorn uneingeschränkt empfehlen. Man lernt hier fachlich sehr viel, wird freundlich aufgenommen und arbeitet in einem Umfeld, in dem Wertschätzung und Kollegialität großgeschrieben werden. Wer ein lehrreiches, gut organisiertes und menschlich angenehmes Tertial sucht, wird hier ganz sicher nicht enttäuscht.