PJ-Tertial Chirurgie in Aberdeen Royal Infirmary (6/2025 bis 8/2025)

Station(en)
Allgemeinchirurgie/Upper GI
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe meine Zeit in Aberdeen wirklich sehr genossen und würde jedes Mal wieder dorthin ins PJ gehen. Dennoch gab es auch die ein oder anderen Schwierigkeiten. Zuallererst muss erwähnt werden, dass Aberdeen nur clinical electives in den Monaten Juli und August anbietet und auf maximal 8 Wochen begrenzt. Somit musste ich früher mit meinem PJ beginnen, was an meiner Uni aber kein Problem war.

Betreuung und Arbeitsalltag:
Ich hatte leider weniger Glück mit meinem consultant als meine Mit-PJlerin, denn dieser fühlte sich nicht wirklich für mich verantwortlich. Daher suchte ich mir praktisch jeden Tag aufs Neue jemanden, den ich begleiten konnte. Das wurde mit der Zeit etwas anstrengend, aber gab mir natürlich auch die Möglichkeit die unterschiedlichen Umgangsformen verschiedener Ärztinnen und Ärzte kennenzulernen. Ich war die meiste Zeit auf Station, wo ich Blut abnehmen, Zugänge legen, Entlassungsbriefe (=CDDs) schreiben und Patienten aufnehmen durfte. Durch den engen Patientenkontakt konnte ich meine Medical English- bzw. Schottischkenntnisse deutlich verbessern, was eines meiner Hauptziele war. In den OP durfte ich auch jederzeit, wobei man sich oft einen Platz erkämpfen musste, da sehr viele Studierende aus Aberdeen vor Ort waren, welche etwas forscher in ihren Umgangsformen und ihrer Arbeitseinstellung waren im Vergleich zu daheim. Einwaschen konnte ich mich auch nie, aber während der OP erklärten einem die Operateure gerne ausführlich die Operationsschritte oder ließen einen nah (sehr nah!) an den sterilen Tisch kommen, um anatomische Strukturen zu erkennen. Ich war auch oft in der Ambulanz dabei (=clinic), was ich sehr spannend fand. Arbeitskleidung musste man sich selbst mitbringen, entweder smart casual oder eigene Kasacks. Die Studierenden vor Ort tragen schwarze Kasacks, falls man sich ihnen angleichen möchte.

Lehre:
Zu Beginn und Ende meiner 8 Wochen am Aberdeen Royal Infirmary (ARI) fand Unterricht für die Studierenden aus Aberdeen statt, wo ich immer teilnehmen durfte. Wie gesagt leider nur Anfang Juli und Ende August, aber dafür dann 2-3x pro Woche. Die Vorträge fand ich sehr spannend und ich konnte viel theoretisches lernen. Montags fand immer eine Röntgenbesprechung statt, zu der man auch immer gehen konnte, wenn man wollte.

Unterkunft:
Ich organisierte mir ein Zimmer in einem Studentenwohnheim, wo ich mir Bad und Küche mit anderen teilte. Die Unterkunft kostete ca. 400€/Monat, was für die Umstände zu teuer war. Die Hygiene in Küche und Bad ließ sehr zu wünschen übrig und auch meine Mitbewohner pflegten einen dermaßen respektlosen Umgang, weshalb ich nach der ersten Woche um ein anderes Zimmer bat. Leider gab es auch dort erneut Probleme, da mir Essen gestohlen wurde und auf meine Beschwerden vonseiten der Organisation nichts unternommen wurde. Aufgrunddessen kann ich nur empfehlen etwas tiefer in die Tasche zu greifen und sich früh eine Unterkunft über Airbnb zu suchen.

Freizeit:
Die interessanten Ecken der grauen Granit-Stadt hat man schnell gesehen, aber die Umgebung hatte dafür umso mehr zu bieten. Mit den Bussen von Stagecoach und FirstBus kam man gut zu schönen Orten wie Stonehaven, Cruden Bay oder in die Highlands nach Braemar im Cairngorms Nationalpark. Zwar sind die Bustickets etwas teuer, aber man konnte sich immer auf die Busse verlassen. Auch größere Städte wie Edinburgh, Inverness und Glasgow waren gut angebunden. Unter der Woche konnte man abends am Strand entlang spazieren oder sich in einen der Parks zum Lesen setzen.

Fazit:
Trotz der Probleme zu Beginn habe ich meine Zeit in Aberdeen sehr genossen. Die Organisation meines Aufenthaltes lief vonseiten der University of Aberdeen viel strukturierter ab als ich es von Deutschland gewohnt war und die Menschen am ARI waren ohne Ausnahme sehr nett und aufgeschlossen. Ich konnte viel lernen, nicht nur theoretisches Fachwissen sondern auch über die NHS, die in verschiedenen Bereichen ihrem schlechten Ruf trotzte. Wer in seinem Chirurgie-Tertial viel praktisches lernen möchte, ist hier vielleicht nicht so gut aufgehoben, aber ich würde mich trotzdem wieder für "the granite city" entscheiden.

Bewerbung
- Bewerbungszeitraum: September bis Oktober des Vorjahres online über https://www.abdn.ac.uk/smmsn/undergraduate/medicine/visiting-student-electives/
ACHTUNG: Bewerbung erfolgt nach dem "first come - first served" Prinzip
- Unterlagen: am wichtigsten und zeitaufwendigsten war das Sprachzertifikat (ich hatte den IELTS), Impfausweis, Führungszeugnis etc.
- Ablauf: nach der Zusage im Oktober erhielt man im Dezember den letter of acceptance und musste die Bewerbungsgebühr von £250 und später noch £59 für den Disclosure Scotland PVG Check bezahlen, auf Emails wurde in der Regel sehr schnell geantwortet, es wird einem ein consultant zugeteilt (man muss sich keinen selbständig organisieren wie vergleichsweise in Newcastle)
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Briefe schreiben
EKGs
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
ca. 350

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.47