PJ-Tertial Innere in CHU Montpellier (5/2025 bis 9/2025)

Station(en)
Kardiologie, Pneumologie, Endokrinologie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Vorbereitung, Planung und Bewerbung:
Ich habe mich etwa acht Monate vor Beginn direkt beim Professor der Kardiologie am CHU Montpellier beworben mit ausgefülltem Formulaire Unique, CV und Motivationsschreiben. Parallel dazu habe ich mich an der MHH für das Erasmus-SMP-Programm angemeldet, was verpflichtend ist. Im Rahmen dessen wird ein Learning Agreement erstellt, wobei man sich bei den Lernzielen am Logbuch Innere Medizin orientieren kann. Das Learning Agreement wird nach Zusage vom Professor von beiden Unis unterschrieben. Am Ende des Aufenthalts wird es nochmal unterschrieben. Die Immatrikulationsbescheinigung bekommt man im Verlauf per E-Mail zugesendet.

Finanzierung:
Die Erasmus-SMP-Fördergelder werden nach dem Prinzip „first come, first serve“ vergeben. Ich habe meine Bewerbung etwa drei Monate vor Beginn an der MHH eingereicht und eine Förderung in Höhe von 3 × 750 € erhalten, ausgezahlt in zwei Raten: 80 % nach Ankunft und 20 % nach Abfahrt. Zusätzlich habe ich Auslands-BAföG beantragt, etwa vier Monate im Voraus, damit die Gelder rechtzeitig ausgezahlt werden. In meinem Fall wurde ein 5-monatiger Förderzeitraum erteilt, sodass die Erasmus-Fördergelder auf einen fünfmonatigen Förderzeitraum angerechnet wurden – allerdings nur in Bezug auf die erste Rate von 80% oder 1575 €. Das bedeutete, dass bei einem Freibetrag von 300 € pro Monat für den gesamten Förderzeitraum nur 75 € angerechnet wurden, der restliche Betrag war anrechnungsfrei. Die zweite Rate wurde in der Rechnung nicht berücksichtigt und war somit auch anrechnungsfrei. In der Hinsicht hatte ich also Glück.

Versicherung:
Die Krankenversicherung habe ich über die kostenlose Auslands-Krankenreiseversicherung (PRO3) der Allianz abgeschlossen, da ich Mitglied im Marburger Bund bin. Zusätzlich habe ich für 1 Tertial eine Haftpflicht- und Unfallversicherung über die Deutsche Ärzteversicherung abgeschlossen (5,40€ + 27,90€), was sofort online möglich ist. Eine Krankenversicherung würde dort 32,15€ kosten.

Unterkunft:
Montpellier ist eine sehr studentische Stadt, und entsprechend gibt es viele Wohnmöglichkeiten. Während der Sommerpause ist es deutlich einfacher, eine Unterkunft zu finden als während des Semesters. Für viele WGs und Wohnheime werden Bürgen verlangt. Dafür gibt es digitale Lösungen wie Garantme oder SmartGarant, bei denen man Einkommens- oder Vermögensnachweise hochlädt. Häufig wird außerdem eine Hausratversicherung verlangt.
Eine Möglichkeit ist es, über Crous / Messervices eine Unterkunft zu suchen. Dafür benötigt man die INE-Nummer auf der französischen Immatrikulationsbescheinigung. Die Crous-Wohnungen kosten zwischen 300 € und 400 € pro Monat und werden für internationale Studierende nur von Mai bis Ende August angeboten. Eine Bewerbung ist laut E-Mail-Korrespondenz erst ab April möglich. Obwohl ich alle Kriterien erfüllt hatte, wurde ich abgelehnt und musste mich kurzfristig neu orientieren – vielleicht haben andere hier mehr Glück.
Sehr beliebt ist auch La Carte des Colocs, über die viele internationale Studierende eine WG finden. Die Preise liegen meist bei 400 € pro Monat und aufwärts. Daneben gibt es zahlreiche private Wohnheime, die allerdings teurer sind. Die Preise beginnen bei etwa 600 € und können über 1000 € liegen. Manche bieten leider nur langfristige Verträge an. Andere Wohnheime bieten in der Sommerpause einen Rabatt für 2–3 Monate an, viele haben Parkplätze, die 30–50 € pro Monat kosten. Einige Anbieter sind:
UXCO, Nemea, Studéa, Nexity, Artemisia

Ankommen in Montpellier – Stadt und Atmosphäre:
Montpellier ist vielleicht die Studentenstadt schlechthin in Frankreich. Überall gibt es Universitäten und Bildungseinrichtungen, und die Atmosphäre ist jung, lebendig und offen. Die Stadt ist wunderschön, voller Restaurants und Bars, und es wird einem wirklich nie langweilig.
Der kulturelle Unterschied ist am Anfang spürbar. Man begegnet sich immer auf Augenhöhe, die Menschen sind sehr höflich, grüßen sich und stellen sich einander vor. Die Stimmung ist locker und gelassen, auch im Krankenhaus ist das Stresslevel niedriger als in Deutschland.

Wetter und Klima:
Im Sommer kann es sehr heiß werden, mit Hitzewellen bis zu 40 °C. Ein Ventilator ist das absolute Minimum, eine Klimaanlage macht den Aufenthalt angenehmer. Ventilatoren gibt es ab 20 € in jedem Supermarkt. Das Krankenhaus selbst ist nicht klimatisiert. Die meisten Arztzimmer haben allerdings eine Klimaanlage nachgerüstet, und die Patientenzimmer sind zumindest mit Ventilatoren ausgestattet. Während einer drei Stunden langen Visite kann man trotzdem ordentlich ins Schwitzen kommen.

Dresscode im Krankenhaus:
Ich kenne nicht den genauen offiziellen Dresscode, aber aus Erfahrung reicht luftige Alltagskleidung aus. Arztkittel können kürzer sein und kurze Ärmel haben. Frauen tragen teilweise offenes Schuhwerk und Röcke, Männer ebenfalls offenes Schuhwerk und T-Shirts. Am Anfang empfiehlt es sich, etwas formeller zu erscheinen, bis man ein Gefühl für den Stil auf Station hat.

Öffentliche Verkehrsmittel und Mobilität:
In Montpellier gibt es kein klassisches Metrosystem, sondern ein sehr gut ausgebautes Tramnetz. Mit einer Wohnungsgeberbestätigung kann man die Tram sogar kostenlos nutzen, allerdings ist der Antragsprozess etwas kompliziert und klappt nicht immer. Ein Fahrrad ist oft die praktischere Lösung und kann gebraucht für ca. 50 € gekauft werden. Alternativ gibt es manchmal Leihräder, die man über eine App nutzen kann.
Die M’Ticket-App ermöglicht es, Fahrkarten digital zu kaufen: Eine einfache Fahrt mit unbegrenzten Umstiegen innerhalb von 1,5 Stunden kostet 1,90 €, ein Tagesticket 6 €. Autoparkplätze kann man digital über die Flowbird-App bezahlen. Am Stadtrand sind sie günstig (oft 0,50 € pro halbe Stunde) und Sonntags teils kostenlos. Im Zentrum gibt es Parkhäuser mit etwas gehobenen Studenpreisen. Generell muss man bei Ausflügen mit dem Auto am Zielort fast immer für den Parkplatz bezahlen.

Praktikum und Arbeitsalltag:
Nach der Ankunft muss der Computerzugang auf Station selbstständig freigeschaltet werden, was bis zu einer Woche dauern kann.
Auf Station sind fast immer französische Studenten für Praktika, dafür erhalten sie ein kleines Gehalt. Manchmal ist auch ein weiterer internationaler Student da.
Man wird im Groben wie ein einheimischer Student behandelt und ist für die täglichen Aufnahmen verantwortlich, man kann aber auch mehr machen. Zu den Aufnahmen gehört, die Patientenakten zu lesen, die Vorgeschichte chronologisch aufzuführen, zu erklären warum welche Diagnostik gemacht wurde und warum der Patient eine Behandlung erhalten soll. Weiterhin wird die Anamnese und eine zielgerichtete
körperliche Untersuchung durchgeführt, Medikamente dokumentiert und EKGs ausgewertet. Vitalparameter, Zugänge und andere technische Tätigkeiten übernimmt das Pflegepersonal. Die Ergebnisse bespricht man anschließend mit den Assistenzärzten in einer lockeren Atmosphäre. Es gibt meistens genügend PCs, sodass man sich gut beschäftigen, vorbereiten und eigene Notizen machen kann.
Vor Ort habe ich mir kurzfristig noch weitere Rotationen in der Inneren Medizin per E-Mail organisiert. Ich war primär auf der Kardiologie A, die hauptsächlich elektive Patienten betreute, z. B. für Herzschrittmacherimplantationen oder interventionelle Kardiologie wie Ablationen. Dekompensierte Patienten wurden auf der kardiologischen Intensivstation behandelt.
Auf manchen Stationen gibt es fast jeden Tag Nachmittagsaufnahmen, sodass man länger bleiben oder am Nachmittag wiederkommen muss (z. B. 5 bis 12 Aufnahmen in der Kardiologie oder 1 bis 3 in der Endokrinologie). Auf anderen Stationen sind weniger Aufnahmen und nicht an jedem Tag, sodass man dort deutlich flexibler ist (z. B. Tagesklinik der Pneumologie). Der reguläre Arbeitsbeginn war immer um 9 Uhr.
Einmal pro Woche, montags morgens, gab es auf der Kardiologie ein Teaching für die Assistenzärzte, an dem man ebenfalls teilnehmen konnte.
Die Mittagspause ist ein echtes Highlight: Für internationale Studierende ist das Mittagessen kostenlos, das Essen ist abwechslungsreich, lecker und auch vegetarisch verfügbar. Das gemeinsame Essen ist entspannt, dauert oft 30–60 Minuten und endet traditionell mit einem Kaffee aus der Siebträgermaschine.
Die Uniklinik selbst ist in drei fußläufig erreichbare Häuser unterteilt: Lapeyronie, Arnaud-Villeneuve und Gui-Chuilac. Es lohnt sich, sich vorab zu informieren, in welchem Haus man eingeteilt ist, um morgens nicht in die falsche Richtung zu laufen, wobei es nicht schlimm ist, wenn man sich mal verspätet.
Den Studentenausweis und die Bescheinigung der studentischen Äquivalenz bekommt man problemlos in der medizinischen Fakultät neben dem Unikrankenhaus bei Stella Zaragossa im Büro 12, die PJ-Bescheinigung auf Station am Ende des Aufenthalts.

Sprache:
Gute Französischkenntnisse sind in der Inneren Medizin von Vorteil, um Visiten und Mittagspausen aktiv mitverfolgen zu können. Ohne Sprachkenntnisse ist der Alltag trotzdem machbar, man verpasst jedoch den einen oder anderen spannenden Austausch. Die Assistenzärzte erklären gerne viel und man ist auf Augenhöhe. Da es eine Uniklinik mit Lehrauftrag ist, sollte man sich auch bei nicht perfekten Französisch-Kenntnissen trauen, den Assistenzärzten Fragen zu stellen. Egal wie gut oder schlecht die Sprachkentnisse sind, wichtiger ist es, dass man, wie die Franzosen auch, selbstbewusst auftritt und auf die Leute zugeht.

Freizeit:
Montpellier bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten:
- Carnon-Strand mit Calisthenics-Park, Volleyballnetzen und Fußballtoren – besonders am Wochenende gut besucht.
- Palavas-les-Flots für entspannte Strandtage.
- Lac du Crès, Avignon, Nîmes mit Uzès und Pont du Gard, Saint-Guilhem-le-Désert mit Pont du Diable, Cascade de la Vis, Pic Saint Loup und Cirque de Navacelles sind tolle Ausflugsziele.
In der Stadt selbst gibt es unzählige Restaurants, Bars und Cafés – Montpellier ist wie gemacht, um abends auszugehen.
Außerdem gibt es eine Facebook-Erasmusgruppe, die viele Ausflüge organisiert und jede Woche in Montpellier Aktivitäten plant.

Fazit:
Ich würde einen Aufenthalt in Montpellier auf jeden Fall empfehlen – für zwei Monate lohnt es sich auf jeden Fall, für vier Monate, wenn man die Sprache gut beherrscht oder gezielt verbessern möchte.

Links:
https://www.chu-montpellier.fr/fr/
https://facmedecine.umontpellier.fr/wp-content/uploads/2024/11/Formulaire-UNIQUE.pdf
https://www.allianz.de/angebot/kooperation/mrb/auslandsschutz/
https://www.aerzteversicherung.de/form/antrag-pj-humanmediziner?zg=Arzt
https://trouverunlogement.lescrous.fr/
https://abreviationsmedicales.ch/
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4