Ich hatte wirklich ein sehr gutes Innere Tertial in Neuperlach! :)
Onkologie:
Eine wirklich angenehme Atmosphäre auf den Stationen! Ich war auf Station 62 eingeteilt, bin aber wenn ich Zeit & Lust hatte auch auf Station 61 unterwegs gewesen. Es gibt keine Frühbesprechung, die ich während des PJ auf anderen Stationen für PJler aber sowieso als nicht so besonders informativ empfunden habe, das war also ein Vorteil. Es gibt ein paar Blutentnahmen zu machen als PJler, die Ärzt:innen waren aber auch immer selber dabei, ihre eigenen BE's zu machen, sodass man ihnen eher Arbeit abgenommen hat als das erwartet wurde, dass man damit seinen Morgen zubringt. Außerdem gab es während ich da war eine Blutentnahme-Schwester, die sich um Ports, BE's und Viggo vor allem bei Neuaufnahmen, aber auch teils bei den schon stationären Patienten gekümmert hat, was eine großer Luxus war! Vormittags ist man eher beschäftigt mit Neuaufnahmen und Therapie-Gaben, nach dem Mittagessen geht es mit Punktionen, Diagnostik und weiteren Therapie-Gaben und Arztbriefe schreiben weiter. Die Assistenzärzte wurden eng von den Oberärzten betreut, die einem auch als PJler gerne etwas erklärt haben und alle super nett waren. Um 12 Uhr ist Mittagsbesprechung von beiden Stationen und danach wird zusammen essen gegangen. In der Regel wurde mir, wenn es nichts mehr zum Assistieren gab oder ich keine Fragen mehr hatte, erlaubt schon früh nach dem Mittagessen heimzugehen (ich musste das übrigens nicht erfragen, sondern es fiel dann der Satz ("Also von meiner Seite aus... " :-)). Viel Zeit haben die Assistenzärzte dann auch dareingesteckt, mit mir Fälle für's M3 zu besprechen (es hat sich um mein letztes Tertial gehandelt), was natürlich absolut Premium war und ich so auch von anderen Stationen im PJ nicht kannte. Ehrlich gesagt hat das auch bei mir dazu geführt dass ich irgendwann nicht mehr zu den PJ-Fortbildungen gegangen bin, weil mir das einfach noch mehr gebracht hat. Die Fortbildungen gibt es aber auch bis zu 4x in der Woche (theoretisch) und waren auch gut, nur halt Frontalunterricht meistens (wie üblich).
Das Team war von der Pflege bis zum Chefarzt sehr nett und menschlich, von unangenehmen Hierarchien hat man hier nichts gemerkt. Ich hatte das Gefühl das sehr darauf geachtet wird dass ich als PJler nicht einfach sinnlos meine Zeit absitze, aber auch nicht undankbare Arbeiten bei denen man nichts lernt abbekomme, stattdessen wurde ich aktiv dazugerufen wenn es was zum lernen gab und mir wurden sinnvolle Aufgaben zugetragen, auch wenn ich auf anderen Abteilungen mitschauen wollte (Radiologie und Gastroenterologie in meinem Fall) wurden dort die Assistenten oder Schwestern angerufen, ob ich als PJler zum schauen und lernen vorbeikommen kann. Bis hin zum gemeinsamen Biergartenbesuch mit den Assistent:innen habe ich mich echt sehr wohl und wertgeschätzt gefühlt. Rein fachlich konnte man hier viel lernen und hatte ein sehr breites Spektrum an Krankheiten der Hämatologie und Onkologie in diversen Stadien und ich hatte den Eindruck, dass hier auch wirklich gute Medizin betrieben wird.
Nephrologie:
Auch hier wieder ein wirklich ultra nettes Team. Ich war knapp 5 Wochen dort, es war meine letzte Rotation. Mir wurde die Abteilung empfohlen für den Fall dass man internistisch was lernen will, und ich muss sagen dass das echt die absolut richtige Adresse ist. Man kann auf die Endokrinologie, Nephrologie (wo ich meine Rotation verbracht habe), hat viel allgemeine Innere mit dabei, kann auch in die Funktionsabteilung für Doppler, Duplex etc. Quasi die ganze Abteilung besteht aus hochmotivierten und topfitten Ärzten (soweit man das als PJler beurteilen kann :)), die auch menschlich alle echt korrekt waren und mit denen man gerne Zeit verbracht hat. Es wurde einem viel erklärt und wenn man Fragen hatte wurden die ausführlich beantwortet. Bei Eingriffen wie Shaldonkatheter-Anlagen oder Nierenbiopsien durfte man assistieren und auch bei Punktionen und Wundversorgung wurde man dazugeholt, eigentlich hatten die Ärzte (Assistenz- und Oberärzte!!!) immer Lust und Kapazitäten, einem etwas zu zeigen wenn es was spannendes auf Station gab. Ein paar Blutentnahmen sind angefallen, als ich die während der letzten zwei bis drei Wochen nicht mehr machen konnte war das aber auch überhaupt kein Problem. Aufgrund Pflegemangel war die Station nicht vollbesetzt, aber die Patienten die dort waren waren mehr als ausreichend um an den Fällen zu lernen. Bei mir war nach 9 Monaten PJ langsam die Luft raus, ich hab dafür aber keinerlei attitude abbekommen und wurde sogar zur Arbeitswiesn mitgenommen ;) (wie übrigens die komplette Abteilung, was ich eine super schöne Geste fand!) Ich kann eine Rotation auf die Nephrologie wärmstens empfehlen.
Ich würde mein Innere-Tertial auf jeden Fall wieder in Neuperlach machen.
Wie überall im MüK-Verband bekommt man als Gehalt lediglich das Mittagessen, ich war nachdem ich mein erstes Tertial schon in der MüK gemacht habe darauf eingestellt und gehe prinzipiell lieber früh nach Hause oder lerne was, wenn ich dort bin, als mich für 3€ Stundenlohn den ganzen Tag durch's Haus hetzen zu lassen, auch wenn das nicht in erster Linie mein Beweggrund für Neuperlach war.
Dass das die zwei Hauptoptionen sind, die man in München hat (soweit ich weiß) finde ich einfach nur bodenlos, meine Freunde sind aber eigentlich egal wo sie waren desillusioniert vom PJ.
Als PJler bringt man meistens unwillkürlich durch Vorausbildung oder bisherige Arbeit im Gesundheitssystem mehr Wissen und Mehrwert mit, als einem vor Ort vermittelt wurde, es fehlt uns scheinbar nur immer noch das Selbstbewusstsein, hierfür einzustehen und vernünftige Bezahlung zu verlangen.
Ich kann hier nur hoffen, dass es für nachfolgende Generationen gerechter wird und das Bewusstsein über die Umstände, was in den Köpfen eigentlich überall vorzuherrschen scheint, weiterhin vermehrt einen Weg zum Ausdruck findet.