OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Allgemeines
Der erste Tag ist der Einführungstag im Krankenhaus mit den PJ-Sprechern sowie der Chip-/Namensschildausgabe, Bekleidungs- & Spindcodevergabe (oft gemeinsame Nutzung) sowie einer Hausführung und einem gemeinsamen Mittagessen.
Im Chirurgie-Tertial rotiert man in verschiedene Bereiche, v.a. in die Allgemein-/Viszeralchirurgie, die Unfallchirurgie und die Notaufnahme (Früh-, Spät, & Nachtdienste mit entsprechendem Freizeitausgleich). Es besteht auch die Möglichkeit, mit in die Ambulanz/Sprechstunde zu gehen. Aber auch weitere Rotationen in die Gefäßchirurgie, Handchirurgie, die Neurochirurgie oder die plastische Chirurgie sind möglich, u.a. abhängig von der aktuellen Auslastung durch die PJler (zu den beiden erstgenannten kann ich keine Meinung abgeben, da ich nicht in diese Abteilungen rotiert bin). Man lernt dadurch das Haus und viele Teams kennen und hat ein insgesamt abwechslungsreiches Tertial. Die Dienstplaneinteilung erfolgt durch die Chefarztsekretärin der ACH, man kann hier Wünsche angeben und sie macht vieles möglich, auch bei allen anderen organisatorischen Dingen kann man sich an sie wenden. Es wird auch ein PDF-Dokument über die WA-Gruppe zur Verfügung gestellt, in dem aufgelistet ist, wo und wann man in der jeweiligen Abteilung anfangen muss.
Unterkunft, Verpflegung, Vergütung, Umgebung, Freizeit
Es gibt mehrere Unterkünfte in der Nähe des Klinikums, die frühzeitig über die Immobilienverwaltung angefragt werden sollten. Ich war in der Unterkunft (10er-WG) untergebracht, die der Klinik direkt gegenüber (5 Min. zu Fuß), aber leider auch unmittelbar an der Hauptstraße gelegen ist. Man erhält vorab ca. fünf E-Mails mit Infos und bei Unterzeichnung des Mietvertrags nochmal ca. 20 Seiten, was es alles zu beachten gilt, als wenn man vorher noch nie irgendwo gewohnt hätte. Jeder PJler wird gefragt, ob er weiß, wie man richtig lüftet. In der WG hängen ebenfalls viele solcher informativen Flyer, zudem gibt es alle paar Wochen ungefragt und repetitiv E-Mails mit solchen Infos. Durch die Lage hat man leider selten seine Ruhe, vor 23 Uhr sollte man besser nicht daran denken, zu schlafen und man wird täglich durch den omnipräsenten Verkehr oder Gartenarbeiten früh geweckt. Sobald man mal das Fenster öffnet, schauen alle Passanten ins Zimmer bzw. man profitiert noch mehrere Minuten von einem vorbeigehenden Raucher. An einem Samstag morgen haben während des Lüftens auch drei Leute versucht, in mein ebenerdiges Zimmer einzusteigen. Ansonsten hat man auch wetterunabhängig wenig Tageslicht im Zimmer. WLAN gibt es auch 2025 für ca. 400 € Miete leider keines, was umso frustrierender ist, da die Mobilfunkabdeckung in Ravensburg gruselig ist, nachmittags hat man grundsätzlich schlechtes Netz und zu Zeiten des Rutenfests konnte man noch nicht einmal eine WA-Nachricht versenden, Überlastung scheint hier der Dauerzustand zu sein. Die Zimmer sind im Wesentlichen voll möbliert und auch die Küche ist entgegen der vorab erhaltenen Infos mit Geschirr, Besteck und Kochutensilien ausgestattet. Waschmaschine und Trockner sind vorhanden, aber auch kostenpflichtig (jeweils 2 €/3h Laufzeit).
Es gibt viele schöne Seen und Städte in der Umgebung, die einen Besuch wert sind sowie natürlich die Alpen, die zum Wandern einladen und den Bodensee. Man kann auch als PJler den Wellpass beantragen, mit dem man neben Fitnessstudios auch Angebote wie z.B. einen SUP-Verleih nahebei wahrnehmen kann. Die Vergütung beträgt regulär 855 €, mit KV-/PV-Zulage 992€. Das Essen wird nicht gestellt und kostet ohne große Extras 4,13 €.
ACH
Dienstbeginn ist i.d.R. um 7 Uhr morgens, man startet mit der Visite auf der Station, hierbei gibt es einen A- & B-Teil, die durch unterschiedliche Assistenzärzte abgedeckt werden, sodass man sich einem Teil anschließen kann. Darauf folgen die Frühbesprechung und man erledigt die bei Visite mitgeschriebenen Aufgaben, wie BE, Viggos, Ziehen von Drainagen, Klammerentfernung oder Verbandswechsel. Abhängig von der Art der OP stehen auch PJler mit auf dem OP-Plan, man wird aber auch rechtzeitig vorher angerufen, sodass man sich auf die stationären Aufgaben konzentrieren kann; je nachdem, wie viele PJler gerade auf der Station sind, kann man sich auch gut abwechseln. Ansonsten zeigen einem die AÄ auch gerne Sachen, wie Teachings zu Naht-/Knotentechniken oder Arztbriefschreibung. Auch die Chefin, die zugleich PJ-Beauftragte ist, ist ausgesprochen freundlich und freut sich immer, wenn man aus Interesse mit in den OP, z.B. zu den DaVinci-assistierten OPs geht und zeigt einem auch Sachen, zeitgleich kann man die OP aber auch gut auf dem Monitor verfolgen. Während des Rutenfestes wurde der OP-Plan an einem Nachmittag so getaktet, dass alle AÄ Zeit hatten und es wurden sogar alle PJler mit zu einer Festlichkeit bei der Chefin eingeladen, da sie fand, dass ja alle ein Teil des Teams seien, was ebenfalls sehr nett und teambildend war.
UCH
Diese Abteilung ist leider eine absolute Vollkatastrophe und sollte für das PJ disqualifiziert werden, da einem hier ohnehin niemand etwas beibringt!
Es sind bis auf einige wenige AÄ ausnahmslos alle unfreundlich, angefangen beim Stationsservice („Das ist ja nicht lieb“ als Antwort auf ein „Guten Morgen“, wenn man sich einen Kaffee holt), über Pflege, OTAs, AÄ, OÄ bis hin zum Chefarzt. Das ganze Team ist äußerst dysfunktional und der Tagesablauf gleicht eher einem chaotischen Theaterstück als einem strukturierten Ablauf. Teilweise kommen drei OÄ zur Morgenvisite, wobei sich dann einer wundert, warum keiner mehr im Arztzimmer ist, da schon alle mit dem ersten oder zweiten OA angefangen haben. Es gibt nicht wirklich einen A- oder B-Teil wie auf der ACH, sondern eher ein wildes Durcheinander; die linke Hand weiß hier nicht, was die rechte macht. Teilweise erstreckt sich das ganze Visitenteam über mehrere Zimmer parallel, bis irgendwann die ersten zur Frühbesprechung gehen, womit die Visite kommentarlos beendet ist, ohne dass man in allen Zimmern war. Wenn man Glück hat, wird das Ganze nachmittags weitergeführt, man bekommt allerdings selten was davon mit, da die Ärzte dann auch schnell und ohne Ankündigung in die restlichen Zimmer gehen. Als einmal krankheitsbedingt ein AA ausfiel, wurde notgedrungen jemand ausgesucht, der die ZNA mit abdecken musste, als dieser dann aber zu seinem OP-Punkt musste, wurde die ZNA auch unfallchirurgisch durch die ACH mitversorgt, da sonst keiner mehr da war.
In der Frühbesprechung, in der v.a. die AÄ zurechtgestutzt werden, gibt es nie genug Platz für alle zum Sitzen, sodass man auch oft hinter dem Garderobenständer in der Ecke steht. Nachdem wir zu viert neu in die UCH rotiert waren, wurden wir vom CA und dem restlichen Team kaum wahrgenommen, dafür kamen dann im Laufe der ersten Woche geistreiche Fragen vom CA, warum denn bei der Visite keiner einen Patienten vorgestellt hätte, dass wir aber alle neue PJler waren und uns niemand mitgeteilt hatte, dass dies gewünscht ist, schien dabei aber belanglos. Man ist hier leider nur ein namenloses Wesen mit einem alle paar Wochen wechselnden Gesicht für die Arbeit, die keiner machen will.
Es bemüht sich hier auch niemand um eine sinnvolle Einteilung bzgl. des OP-Plans, dafür ist es ganz einfach: Es steht grundsätzlich nie ein PJler drauf, aber es ist immer gewünscht, dass mind. einer mit im Saal ist, natürlich hält man irgendwas fest, wobei man das OP-Gebiet selbst nur selten sieht. Es kam aber auch mehr als einmal vor, dass man steril in der Ecke stand und aus dem Fenster geschaut hat, da es gar nichts zu tun gab. Gleichzeitig darf man sich dann wieder frühmorgendlich Kommentare vom CA anhören, dass, sollte diese Aufteilung unter uns nicht klappen, er die Leute fest einem Saal zuweisen würde. Falls man mal angerufen wird, dann selbstverständlich nur von genervten OTAs, die fragen, warum man nicht bereits längst im Saal ist; wenn man dann im OP angekommen ist, sind alle bis auf den Operateur da und man kann nochmal einige Minuten warten, unnütze Hektik an der Stelle also.
Auf der Station bzw. im Arztzimmer verhält es sich ähnlich: Hier wurden in der ersten Woche bereits klassische Aufgaben wie Viggos etc. durch die AÄ verteilt, bevor man sich überhaupt einander vorgestellt hatte. Eine AÄ kann hier sowieso nicht stillsitzen und verteilt gerne sinnlose Aufgaben wie bspw. auch einmal bei Visite, als wir zwar schon mehrere Zimmer weiter waren, ich dann aber gefragt wurde, ob ich nicht in einem Zimmer, an dem wir längst vorbei waren, den Verband an der Schulter zur Visite aufmachen könnte. Danach saß der Patient halbnackt da, ob dann noch einmal jemand das Zimmer zur Visite oder Wundversorgung betreten hat, weiß ich bis heute nicht.
Nachdem wir dann gefragt wurden, ob wir nicht auch schon um 6.30 Uhr vor allen anderen kommen wollen würden, um Verbände zu öffnen und einmal ob wir denn nicht das Essen austeilen könnten, als o.g. Stationsservice krankheitsbedingt abwesend war, habe ich das Projekt UCH abgebrochen.
Die Lernkurve war hier im besten Fall stagnierend, gefühlt sogar eher rückläufig. Nach Rücksprache mit anderen PJlern, die sich ursprünglich das Fach vorstellen konnten, meinten einige, dass sie nach ihrer Rotation in diese Abteilung ihre FA-Wahl überdenken. Seminare bietet die UCH natürlich auch nicht an, was aber wenigstens in sich schlüssig ist, da hier wie o.e. niemand Lust auf Lehre hat und der primäre Fokus auf der Assistenz durch günstige Arbeitskräfte liegt. Daher habe ich die UCH in der Gesamtbewertung auch ausgelassen, da man hier in jeder Kategorie die Note 6 vergeben muss, was dem über das Tertial gewonnenen Gesamtbild der OSK nicht gerecht werden würde.
Notaufnahme
In der ZNA ist man auch der UCH zugeordnet, allerdings funktioniert das Ganze hier besser; entweder man hat Glück und erwischt einen der wenigen netten Ärzte oder man hat es im Nachtdienst sowieso mit externen Honorarärzten zu tun, die eine andere Mentalität an den Tag legen. Insgesamt sieht man einiges an Verletzungen und darf auch selbst viel machen, wie Nähen, sonstige Wundversorgung, allgemein eigene Patienten betreuen oder Notaufnahmeberichte schreiben, natürlich kann man auch Schockräumen beiwohnen.
Plastische Chirurgie
Eine Rotation hierher lohnt sich auch auf jeden Fall, das Team besteht aus zwei Ärzten, die an zwei Tagen größere OPs in der OSK durchführen, ansonsten ist man den Rest der Woche in der Praxis, wo kleinere Eingriffe stattfinden. Hier kann man bei spannenden OPs assistieren und gerade bei den Nahttechniken kann man sich was abschauen. Man richtet sich in dieser Rotation nach den Praxiszeiten, aber dass man mal ein paar Tage außerhalb der Klinik in der Stadt ist mit einer Stunde Mittagspause zwischendurch schafft eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Alltag.
Neurochirurgie
Die Rotation hierhin war mit Abstand die beste. Ein insgesamt sehr freundliches und entspanntes Team, die einen vorab fragen, was man gerne sehen oder machen möchte und versuchen, das Ganze in seiner Rotation auch umzusetzen. Es ist oft möglich, dass jeder PJler eine Bohrlochtrepanation macht. Beginn ist auch hier um 7:00 Uhr, es ist aber trotz Visite und Frühbesprechung noch Zeit, vor den OPs mit dem Team zu frühstücken. Man kann in die OPs gehen, die einen interessieren oder bei der Stationsarbeit helfen (Lumbaldrainagen oder Aufnahmen inkl. körperlicher Untersuchung von Patienten). Hier wird im Arztzimmer auch mal über alltägliche Themen zusätzlich zum Fachlichen gesprochen und sogar mal gelacht, das war bis dahin in diesem Terital eine neue Erfahrung für mich.
Lehre und Betreuung
Es finden meist jeden Tag mehrere Seminare oder Lehrvisiten unterschiedlicher Fachrichtungen statt und mittwochs gibt es ein Pflichtseminar. Man erhält am Wochenende vorher durch die PJ-Sprecher eine E-Mail mit Themen, Dozenten, Räumen und Zeiten. Teilweise werden auch examensspezifische Repetitorien angeboten, wie bspw. vom CA der Anästhesie.
Fazit
Insgesamt ist das Chirurgietertial an der OSK empfehlenswert und lehrreich mit gutem Freizeitwert durch die Umgebung und die damit einhergehenden Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Die Rotationen in die verschiedenen Bereiche sind sinnvoll und bringen eine gute Abwechslung in den Alltag, die Teams sind unterschiedlich, aber insgesamt nett, v.a. die Chefin der ACH ist sehr engagiert und studentenfreundlich. Das beste Team hat die NCH, am meisten machen kann man in der ZNA. Die UCH ist eine Zumutung und gehört für das PJ gesperrt, bis sich Vieles geändert hat!