Das Tertial in der Anästhesie in Göppingen war ein wahrer Volltreffer! Kurz um: es gibt wenig Verbesserungspotential. Es hat wirklich richtig viel Spaß gemacht und ich bin ein bisschen traurig, dass es bereits vorbei ist.
Der erste Tag war ein klassischer Einführungstag, an dem sich der PJ-beauftragte Chefarzt und die Geschäftsführung vorgestellt hat und alles Formale geklärt sowie die Hausführung durchgeführt wurde.
Zunächst war ich im OP eingeteilt. Die Chefin, die auch erst seit April im Haus ist, begrüßte uns mit Namen und ist auch sonst sehr zugänglich. Insgesamt sind die Hierachien sehr flach, fast alle duzen sich und man kann sich selbst aussuchen, bei welchem Arzt man mit den Saal geht. Das ganze Team ist wirklich super nett und lassen einen sehr viel machen. Nach einer Zeit weiß man natürlich, wer bspw. Oberarzt oder älterer Assistent ist und bei wem man wie viel machen kann und darf. Insgesamt darf man bei allen sehr viel machen, je nach Fähigkeiten und Situation. Prinzipiell durfte ich bereits in der ersten Woche Maskenbeatmen und intubieren, Medikamente unter Aufsicht bzw. Rücksprache geben, Viggos legen (was aber tatsächlich weniger häufig vorkam als gedacht, aber hat trotzdem meine Skills verbessert), und mit der Zeit dann auch weitere Dinge wie Arterien und ZVKs legen. Auch Spinalanästhesien durfte ich einige wenige unter Supervision selbst stechen. Man wird immer sehr gut angeleitet, spätestens auf Nachfrage wird einem alles erklärt, vom Monitoring über Physiologie und diverses anderes. Es wird einem großes Vertrauen entgegengebracht, wenn man sich ordentlich anstellt, sodass man bei leichten Eingriffen den Patienten quasi selbstständig von vorne bis hinten betreuen darf. Beginn war um 7:35 Uhr mit der Frühbesprechung, Ende war prinzipiell frei gestaltbar, aber ich bin meistens zwischen 15 und 16 Uhr gegangen, hauptsächlich aus Interesse und weil ich "meine" OPs noch zu Ende betreuen wollte.
In Absprache mit den anderen PJlern war ich 11 Wochen im OP und 5 Wochen auf der Intensivstation, was aber auch anders aufgeteilt werden kann.
Auf der Intensivstation war man entweder im Früh- oder Spätdienst, je nachdem, wie viele andere PJler gleichzeitig noch da waren. Am Anfang war es natürlich komplette Überforderung, aber je nach Arzt wird man mehr oder weniger an die Hand genommen. Ich wurde eher ins kalte Wasser geworfen und sollte Patienten untersuchen, aber natürlich hatte ich keinen Plan bzgl. des weiteren Therapievorgehens. Gegen Ende meiner ITS-Zeit habe ich dann meist zwei Patienten wirklich größtenteils selbst betreut und auch verstanden, was Phase ist, natürlich alles in Rücksprache mit den Ärzten. Ich denke, man braucht auch etwa 4 Wochen, um da wirklich durchzusteigen, zumindest wenn man vorher nicht schon Kardio und Pulmo-Erfahrung hat. Die Pflege ist aber super lieb und man kann wirklich sehr gut mit ihr zusammenarbeiten, man wird auch als PJler als gleichwertiges ärztliches Mitglied betrachtet. Ansonsten durfte ich zu allen Untersuchungen gehen, die interessant waren, auch bei Herzalarm oder in den Schockraum durfte man immer mit (wo ich dann auch zum ersten Mal einen echten Menschen mitreanimiert habe). Frühdienst ist von 7 - ca. 14:30 Uhr nach der Mittagsübergabe, Spätdienst von 13:30 - 20:30 Uhr, aber ich konnte auch früher gehen.
Darüber hinaus darf man natürlich auch in die Prämedambulanz oder in die Schmerz-Sprechstunde. Auch auf dem NEF darf man mitfahren, wenn man darauf Lust hat.
Neben dem fachlichen gibt es zu GP zu sagen, dass wir in unserem Tertial in den Neubau umgezogen sind, was an sich schon ein echt cooles Event war! Die neue Klinik ist sehr hell und tageslichtdurchflutet, die Räumlichkeiten sind natürlich sehr modern. Es gibt ein PJ-Zimmer, was top ausgestattet ist, inkl. Kaffeemaschine. Außerdem für jeden PJler einen eigenen Spind. Kein Vergleich zum Altbau.
Es ist in GP so geregelt, dass man eine Essenspauschale von der Aufwandsentschädigung abgezogen bekommt, aber dafür "kostenlos" in der Cafeteria essen darf - und das theoretisch dreimal am Tag. Es ist genau geregelt, was man sich bspw. beim Frühstück nehmen darf, aber wenn man das ausreizt, übertrifft man die Pauschale bei weitem - lohnt sich also dort zu essen. Mittags darf man zwischen drei Gerichten auswählen, die auch gar nicht so schlecht geschmeckt haben, außerdem einen kleinen Salat aus der Theke und Nachtisch.
Donnerstag ist immer Vorlesungstag, d.h. man ist nicht auf Station oder im OP, sondern es gibt den ganzen Tag über VL von verschiedenen Abteilungen. Ich persönlich war nicht so der Fan davon, so lange Unterricht zu haben, aber die meisten sind wirklich gut gemacht und man lernt auch viel von Fächern, von den man es nicht so denkt, z.B. Patho. Insgesamt muss man auch hervorheben, dass die studentischen Lehre und das studentische Ansehen in GP sehr hoch sind, quasi allen in daran gelegen, gute Ausbildung zu betreiben. Man darf in sämtliche Untersuchungen mit reingehen, wird ständig dazu aufgefordern, doch mal in der und der Diagnostik vorbeizuschauen und es wird einem alles erklärt. Auch gab es einen DEGUM-zertifizierten Ultraschallkurs, der halbjährig stattfindet und nur für uns PJler war.
Zum Wohnheim kann ich leider nicht viel sagen, da ich selbst dort kein Zimmer bezogen habe. Sie sind aber sehr neu, liegen direkt neben der Klinik und auch mit 35 qm recht groß. Wenn man eins bezieht, wird einem weniger Aufwandsentschädigung gezahlt, die Kosten für das Zimmer sind so bei 350 Euro etwa.
Vom Bahnhof erreicht man die Klinik in ca. 20 Minuten zu Fuß oder mit einem kleinen Shuttle-Bus, der zumindest morgens immer alle 15 Minuten fährt, mittags alle 30.
Ich würde in jedem Fall wieder dort mein PJ machen (auch von den anderen Abteilungen hat man fast nur Gutes gehört) und kann nur jedem empfehlen, dort sein PJ zu machen.