Ich hab mein 1. Tertial in der Neurologie am Campus Bad Neustadt absolviert und ich kann jedem, der Interesse an der Neuro hat, empfehlen das Tertial hier zu machen. Es sind nur sehr selten PJler in der Neuro und daher freuen sich alle, wenn man Interesse zeigt und alle sind super motiviert einem viel zu erklären.
Zum Ablauf: am ersten Tag hab ich mit noch einem anderen PJler (der in der Kardio war) eine kleine Einführung bekommen, wo wir einmal durch das Haus gelaufen sind, unsere Telefone, Transponder, Kleidung und alle wichtigen Infos bekommen haben. Dann bin ich in die Neurologie gegangen und habe dort meinen PC-Zugang bekommen und noch Papierkram erledigt und der Chef hat sich noch Zeit genommen mich kennen zu lernen. Im Anschluss hat mich der für mich zuständige Oberarzt der Neuro abgeholt und er hat mit mir den Rotationsplan besprochen und was ich auf den einzelnen Stationen lernen und machen soll. Ich hätte den Plan auch jederzeit ändern können nach Rücksprache wenn ich gemerkt hätte, dass ich auf der einen Station länger oder kürzer hätte bleiben wollen. Ich hab mit 5 Wochen Stroke Unit angefangen, dann war ich 2 Wochen in der ZNA und dann 5 Wochen auf Normalstation und zum Abschluss noch 3 Wochen Neuro-ITS. Für mich war es genau richtig so, aber wie gesagt, dass kann man jederzeit anpassen :)
Obwohl Bad Neustadt eine Kleinstadt ist, ist das Klinikum ein Maximalversorger und man hat ein sehr breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen und ich hab fast alles gesehen, was die Neuro zu bieten hat. Es gibt auch eine interventionelle Neuroradiologie, die auch Aneurysmacoilings und Thrombektomien machen und es gibt auch eine Neurochirurgie.
Die Neuro ist so aufgebaut, dass die Neuro-ZNA, Stroke Unit und B3.2 im Hauptgebäude sind und die 2A und Neuro-ITS in einem extra Gebäude sind mit der Neuro-Reha zusammen. Auf der B3.2 sind eher Patienten mit Kopfschmerzen, Schwindel und peripherer Neurologie. Auf der 2A sieht man Parkinson-, Epilepsie-, Schmerz- und MS-Patienten und auch andere neurodegenerative Erkrankungen wie z.B. Motoneuronerkrankungen (hier kommen auch viele elektive Patienten)
Auf allen Stationen hab ich meist 2-3 Patienten selbstständig betreut (auf ITS dann nur 1 Patient). Es war auch immer ein Assistenzarzt mit mir für meine Patienten zuständig mit dem ich dann auch immer Rücksprache gehalten hab, teilweise auch direkt mit dem zuständigen Oberarzt/ärtzin. Von der Aufnahme über Aufklärungen, Anordnungen und Diagnostik bis zum Entlassungsbrief hab ich größtenteils selbstständig gearbeitet und hatte aber immer zu jedem Zeitpunkt einen Ansprechpartner mit dem ich alle Fragen, die ich so hatte besprechen konnte. Ich durfte auch regelmäßig Lumbalpunktionen selbst durchführen, habe Sono der Halsgefäße und transkraniellen Ultraschall gelernt. Auf ITS habe ich ZVKs und Arterien gelegt und durfte sogar eine dilatative Tracheotomie machen. Blutentnahmen und Zugänge habe ich immer gemeinsam morgens mit den Assistenzärzten gemacht oder teilweise hat die Pflege das auch gemacht je nach Station. Das ist halt der Vorteil wenn selten Studenten da sind, dann funktioniert es auch ohne einen. Mehr als 2-3 BEs und Zugänge hab ich nie an einem Tag machen müssen. Und es war auch generell so, dass ich immer so viel machen konnte, wie ich mir zugetraut habe. Einen Tag hab ich im Neurochirurgie OP hospitiert und habe bei einem Aneurysma-Clipping zugeschaut und assisitiert.
Der für mich zuständige Oberarzt hat auch in regelmäßigen Abständen mich immer mal angerufen oder man hat sich irgendwo mal gesehen und dann hat man besprochen ob alle so passt und auch der Chef war sehr bemüht und hat immer wieder in der Frühbesprechung gefragt, welche Krankheitsbilder man in der Woche betreut und was man so gemacht hat. Dienstag gab es immer um 8:15 eine Frühfortbildung, wofür ich am Ende eine Fallvorstellung von einem Fall, den ich selber betreut habe, ausgearbeitet hab und präsentiert habe. Freitags gab es auch um 8:15 eine Frühbesprechung, wo der Chef für alle Kaffee ausgegeben hat und die interessanten Fälle der Woche besprochen wurden. So wusste man immer, wo es interessante Patienten gibt und man konnte dann gezielt da immer nochmal hingehen und die selbst untersuchen oder Bildgebung angucken. An allen andere Tagen gab es eine Frühbesprechung um 8:30.
Der PJ-Unterricht lief über die Kardiologie, da der PJ-Beauftragte der Klinik Kardiologe ist. Dort haben wir 1x die Woche v.a. kardiologische und internistische Themen durchgesprochen und einmal auch Beispiele für eine M3 Prüfung besprochen. Da wir die Zeit über nur 2-3 PJler in der gesamten Klinik waren, haben wir das teilweise auch einfach spontan abgesprochen wann es allen am besten passt für den PJ Unterricht. Zusätzlich gab es noch einen EKG-Kurs mit einer Oberärztin der Kardiologie, die von sich aus angeboten hatte den Kurs für uns zu machen, ca. 2x pro Woche wo wir aktuelle EKGs besprochen haben und auch einen Einblick in die Sportkardiologie mit Belastungsekg und Laktattest bekommen haben.
Neuro-PJ-Unterricht hatte ich formal nicht, aber da ich die einzige PJlerin war, wurde sich im Stadionsalltag sehr viel Zeit genommen mir alles zu erklären und alle meine Fragen zu klären und Konzepte durchzusprechen. Es haben sich auch einige Assistenzärzte viel Zeit genommen mit mir Konzepte für verschiedene Symptome und Erkrankungen durchzusprechen (z.B. wie Befunde ich ein cCT strukturiert, wie Untersuche ich Pat. mit Schwindel, welche DDs sind zu beachten, etc). Mit manchen Oberärzten hab ich auch mal spontan Termine ausgemacht und dann wurden z.B. EEG Befundung mit mir durchgesprochen.
Es wurde auch viel Wert darauf gelegt, dass ich jeden Tag Mittagessen gehen konnte und bis auf ein paar Mal hat es auch immer geklappt.
Untergebracht war ich in einer 1-Zimmerwohnung mit eigener Küche und Bad im Personalwohnheim vom Klinikum (musste auch nichts bezahlen dafür). Von dort waren es 10 min Fußweg zur Klinik.
Am Wochenende haben mich entweder Freunde besucht oder ich war meist unterwegs. Bad Neustadt an sich ist eine recht kleine Stadt und da gibt es jetzt nicht so viel zu erleben, aber die Natur drumherum ist schon sehr schön. Wenn man gerne Fahrrad fährt, wandert, etc dann kann man hier viel erkunden. Ich hätte mir von der Klinik auch ein Auto (smart) ausleihen können, wenn ich es benötigt hätte. Würzburg ist ca. 50 min mit dem Auto entfernt und ist auf jeden Fall sehenswert.
Allem in allem kann ich es nur empfehlen dort das Neuro-Tertial zu machen. Man kann in seinem eigenen Tempo lernen und alle sind mega motiviert und haben ein Interesse daran, dass man viel sieht und lernt. Besser hätte mein PJ nicht starten können