Ich hatte während meines Wahltertials in der Anästhesie in Aschaffenburg eine wirklich schöne und sehr lehrreiche Zeit. Wie auch in den letzten Bewertungen schon mehrfach erwähnt sind alle im Team sehr bemüht, den PJler*innen in den vier Monaten möglichst viel mit auf den Weg zu geben und sie im besten Fall für die Anästhesie zu begeistern, was oftmals auch klappt. Auch die gesamte Organisation des Tertials ist hervorragend - man erhält schon im Voraus per Mail seinen persönlichen Rotationsplan sowie viele wichtige Informationen und wird am ersten Tag schon mit bereitgelegtem Schlüssel, Essenskarte usw. erwartet (in den meisten anderen Abteilungen mussten sich die PJler um diese Sachen selbst kümmern). Außerdem ist es dem Chefarzt sehr wichtig, „seine“ Student*innen persönlich kennenzulernen, sodass man im Laufe der ersten Woche ein Gespräch mit ihm hat, in dem er mit einem die eigenen Ziele, Möglichkeiten und Erwartungen an das Tertial bespricht. Auch am Ende des Tertials nimmt sich Herr Prof. Zausig nochmal die Zeit für ein Abschlussgespräch, in dem man das Tertial gemeinsam rekapituliert. Die beiden Gespräche empfand ich als sehr wertschätzend und man hat gemerkt, dass Herr Prof. Zausig ein ehrliches Interesse daran hat, den PJler*innen in seiner Abteilung eine gute Zeit zu ermöglichen und auch offen für eventuelle Kritik oder Verbesserungsvorschläge ist.
Während des Tertials rotiert man gemäß seines Rotationsplans durch alle wichtigen Bereiche der Anästhesie, sodass man einen guten und breit gefächerten Einblick in das Fachgebiet bekommt. Jeden Tag wird man fest einem Saal bzw. Anästhesisten zugeteilt, die Einteilung kann man meist schon am Vortag gegen Nachmittag sehen, sodass man immer weiß was einen am nächsten Tag erwarten wird. Grundsätzlich wird sich an den Plan relativ strikt gehalten, allerdings kann man sich entsprechend des eigenen Interesses auch jederzeit an den leitenden Oberarzt wenden und individuelle Veränderungen absprechen (z.B. mehr Zeit auf der ITS, einen zusätzlichen Tag auf dem NEF usw.), die gerne ermöglicht werden sofern es von der Planung her passt.
Grundsätzlich ist die Einteilung aber wie folgt:
10 Wochen im Zentral-OP
Hier konnte ich von Anfang an viele Dinge eigenständig unter Aufsicht übernehmen, wie z.B. Narkoseeinleitungen inklusive Maskenbeatmung und Intubieren, arterielle und venöse Zugänge legen, Narkoseführung, Medikamentengaben, Ausleitungen mit Extubation sowie je nach Anästhesist auch Anlagen von ZVKs usw. In dieser Zeit habe ich vom praktischen Handling sicherlich am meisten gelernt und auch das theoretische Teaching während der Narkosen hat auf jeden Fall zu einem deutlichen Wissenszuwachs geführt.
2 Wochen Prämedikation/Aufwachraum/Schmerzdienst
Gut um einen groben Überblick über die Tätigkeiten der Anästhesie außerhalb des OPs zu bekommen. Man schaut sich während dieser zwei Wochen ein paar Tage lang die Arbeit im Aufwachraum an und lernt dort einiges über die postoperative Überwachung der Patienten, zudem läuft man zusammen mit den Pain Nurses auf Schmerzvisite mit und ist dann noch in der Prämedikationsambulanz bei den Aufklärungsgssprächen dabei.
3 Wochen Anästhesiologische Intensivstation
Auch hier konnte ich Vieles sehen und dazulernen und unter Aufsicht praktische Fähigkeiten wie das Legen arterieller Zugänge oder ZVKs weiter üben. Meistens habe ich mich einem Arzt/Ärztin angeschlossen und wir haben dann zusammen Visite, körperliche Untersuchungen, Sonos usw. gemacht und anschließend die weitere Therapie für die Patienten geplant. Während meiner Zeit auf der ITS konnte viele eindrucksvolle Patientengeschichten miterleben und gleichzeitig auch Untersuchungen wie z.B. TEEs, Bronchoskopien oder Gastroskopien begleiten, was in jedem Fall sehr lehrreich war.
1 Woche auf dem NEF
Mit Sicherheit die spannendste Woche des Tertials! Man ist für fünf Tage fest mit auf dem NEF eingeteilt und begleitet in dieser Zeit den jeweiligen Notarzt/Notärztin zu den Einsätzen.
Hier erlebt man selbstverständlich sehr viele unterschiedliche Notfälle und kann Erfahrungen in der präklinischen Versorgung kritischer Patienten sammeln.
Insgesamt hatte ich auf jeden Fall eine sehr gute Zeit in Aschaffenburg und würde das Haus auch jederzeit wieder für mein Wahltertial wählen. Man wird entsprechend seiner Interessen und Ziele gefördert und kann sich ausprobieren, was viel Spaß macht. Natürlich gab es auch immer mal wieder Tage, an denen man weniger selbst machen konnte oder die jeweiligen Anästhesisten eher zurückhaltend waren mit dem, was sie einem an Aufgaben zugetraut haben, aber das war eher die Ausnahme. Auch die Zusammenarbeit mit der Pflege war sowohl im OP, als auch auf der Intensivstation wirklich gut und bis auf einzelne Ausnahmefälle waren auch alle den Student*innen gegenüber sehr wohlgesonnen und haben gerne Dinge erklärt, wenn man sich interessiert und hilfsbereit gezeigt hat.
Einziges Manko in Aschaffenburg - dadurch dass die Anästhesie dort unter Student*innen so beliebt ist, waren wir zeitweise einfach zu viele Leute und man konnte nicht einfach so zwischen den Sälen wechseln, weil die meisten ebenfalls schon mit einem anderen Studenten „belegt“ waren. Dadurch saß man an manchen Tagen dann auch mal 6 Stunden in der gleichen OP in seinem zugeteilten Saal und hat z.B. nur eine einzige Einleitung mitgemacht, wodurch diese Tage natürlich eher langweilig waren.
Nichtsdestotrotz hatte ich wirklich tolles Tertial und ich denke jeder, der sich für die Anästhesie interessiert ist in Aschaffenburg mit Sicherheit an der richtigen Adresse!