Mein erstes PJ-Tertial auf der Palliativstation war eine überaus bereichernde und erfüllende Erfahrung. Ich habe selten eine derart herzliche Atmosphäre und ein so engagiertes Pflegeteam erlebt. Bereits vom ersten Tag an wurde ich als vollwertiges Mitglied des Teams integriert.
Ich hatte die Gelegenheit, eigenständig Patienten zu betreuen, selbstverständlich stets in Rücksprache und mit wertvollen fachlichen Impulsen von Prof. Sibelius.
Er begegnete mir jederzeit mit Respekt und auf Augenhöhe, hörte sich geduldig meine Einschätzungen an und vermittelte auf empathische Weise, wie man mit den vielfältigen und oft sensiblen Situationen in der Palliativmedizin professionell umgeht. Besonders empfehlenswert ist die Möglichkeit, bis zu dreimal wöchentlich Hospizvisiten zu begleiten, die auf zwischenmenschlicher Ebene sehr lehrreich sind. Darüber hinaus hat Prof. Sibelius einmal pro Woche gezielten PJ-Unterricht angeboten. Seine Tür stand jederzeit offen, sodass ich bei Fragen oder Problemen jederzeit zu ihm kommen konnte – wofür ich sehr dankbar war.
Darüber hinaus durfte ich unter Supervision Tätigkeiten übernehmen, die denen des Stationsarztes sehr nahekommen, was zu einer außerordentlich steilen Lernkurve führte – sowohl in medizinischer als auch in situativer Hinsicht.
Palliativmedizin unterscheidet sich grundlegend von der kurativen Medizin: Der Schwerpunkt liegt hier stark auf zwischenmenschlichen Interaktionen, und es bleibt ausreichend Zeit, Patienten wirklich zuzuhören und ihre Bedürfnisse zu erfassen – eine Erfahrung, die mir persönlich besonders Freude bereitet hat.
Ein Punkt, der beachtet werden sollte, ist der wöchentliche Wechsel der Assistenzärzte von Station 4.1.
Dies kann zu einem Verlust an Kontinuität in der Patientenbetreuung führen, den man als PJler zwar bestmöglich auszugleichen versucht, was jedoch naturgemäß nicht immer vollständig gelingt.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, auf Station 4.1 vertiefende Einblicke in die Onkologie zu gewinnen oder den palliativen Konsildienst zu begleiten.
Besonders empfehlenswert ist die Begleitung von Dr. Herentin, die, ähnlich wie Prof. Sibelius, über ausgeprägte Empathie und ein feines Gespür für Patienten verfügt.
Außerdem bietet sich die Chance, Patienten im Rahmen der SAPV für Erwachsene und Kinder in ihrer häuslichen Umgebung zu besuchen.
Dieses Tertial bietet eine unglaublich große Vielfalt und unzählige Möglichkeiten, sowohl fachlich als auch persönlich zu wachsen. Besonders beeindruckt hat mich das Pflegepersonal: stets herzlich, kompetent und zuverlässig, immer bereit, Fragen zu beantworten und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Teamwork makes the dreamwork – die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pflege, Physiotherapie, Pflegeüberleitung, Klinikseelsorge und den vielen ehrenamtlichen Helfern ist einfach großartig. Alle ziehen gemeinsam an einem Strang, immer mit dem Wohl der Patienten im Mittelpunkt, und schaffen so eine Atmosphäre, in der man sich als PJler rundum unterstützt und aufgehoben fühlt.
Abschließend bin ich unglaublich dankbar für diese Erfahrung. Dieses Tertial hat mir nicht nur fachlich, sondern auch persönlich enorm viel gegeben und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Allen, die sich entscheiden, ihr PJ auf der Palliativstation Gießen zu absolvieren, wünsche ich eine ebenso bereichernde, lehrreiche und schöne Zeit – ihr werdet dort in einem außergewöhnlichen Team aufgenommen und könnt viel lernen, erleben und mitnehmen.