Grundsätzlich hatte ich eine gute Zeit in Zell am See. Das Klinikum ist sehr modern und schön, man kann nach der Arbeit immer schnell noch an den See, der quasi direkt vor der Haustür liegt. Das Personalwohnheim war gut, wenngleich die Küche keine Ausstattung hatte und es leider keinen Aufenthaltsraum gab (jeder isst in seinem eigenen Zimmer). Das Essen war etwas teuer, aber immer sehr lecker.
Die Stimmung im Team war zwischendurch teilweise etwas komisch. Bei 4 KPJlern und 2 Basisärzten auf ein Team aus maximal 6 bis 7 Fach- oder Assistenzärzte täglich waren wir deutlich überbesetzt und ich habe viele Tage mit rumsitzen und auf der Suche nach Arbeit verbracht. Wer es gern möglichst entspannt mag, wird hier sicher eine gute Zeit haben. Viel gelernt habe ich dabei leider nicht. Operiert wird hauptsächlichen CHE, Leistenhernien und Appendizitis, manchmal gibt es auch spannendere OPs wie Hemikolektomien oder ähnliches. Die Oberärzte machen am liebsten bis zur letzten Zunaht alles selbst, wer mal mitmachen oder auch wirklich etwas lernen will, muss schon sehr viel Eigeninitiative zeigen.
Der Chefarzt ist sehr freundlich und bemüht, wenngleich KPJler hier eher eine Famulanten-Rolle einnehmen. Von den meisten Oberärzt*innen wurde ich gerade am Anfang sehr wenig bis gar nicht beachtet - da muss man sich schon selbst immer wieder bemerkbar machen. Möglicherweise lag es auch am Sommer, dass es so wenig zu tun gab. Neben drei oder vier Blutentnahmen oder Klammerentfernungen am Morgen gibt es keine typischen KPJ-Aufgaben.
Die Natur rund um das Klinikum ist natürlich atemberaubend. Allerdings sollte einem bewusst sein, dass das Klinikum nicht in Zell am See selbst, sondern davon 50min fußläufig entfernt liegt. Wer ohne Fahrrad oder Auto anreist wie ich, wird schnell merken, dass jegliche Fortbewegung vom Klinikum weg beschwerlich ist. Den See und die Berge direkt rings um Zell können aber auch gut zu Fuß oder mit dem Bus erreicht werden.
Insgesamt hatte ich eine schöne Zeit, hätte mir aber mehr Einbindung, Lehre, mehr Aufgaben und mehr Eingliederung ins Team gewünscht. Und ein Auto wäre von großem Vorteil gewesen. Wer es spannender und arbeitsreicher mag, dem würde ich die Unfallchirurgie hier empfehlen.
Bewerbung
möglichst früh (bei mir circa 2 Jahre im Voraus) über das Sekretariat der Allgemeinchirurgie