Das PJ auf der Infektions- und Tropenmedizin in der Klinik Favoriten ist absolut hervorragend. Ein Kompetenzzentrum auf höchstem Niveau wo Lehre wirklich groß geschrieben wird. Auf der Station C21 wo ich war gab es jeden Donnerstags nach der Morgenbesprechung Mini-Fortbildungen (ca. 10-15min) die die Student:innen und Turnusärzt:innen gemacht haben und die dann der Oberarzt ergänzt hat. Jeden Dienstag gab es für die ganze Abteilung nach der Mittagspause eine Fortbildung über Intensivmedizin und mittwochs zur selben Zeit eine Fortbildung über Infektiologie. Außerdem gab es zwischendurch Nachmittags außerhalb der Dienstzeit hervorragende zusätzliche Fortbildungen von Assistenzärzt:innen für Studenten und Turnusärzte und zweimal im Monat gab es vom Krankenhaus organisiert Fortbildungen für Studenten und Turnusärzte über die verschiedensten Themen von verschiedenen Fachrichtungen von Hygiene über Demenz bis hin zur Herzinsuffizienz auch auf höchstem Niveau von den verschiedenen Chefärzten der Abteilungen.
Die Arbeitszeiten sind von 07:30 bis 13:30 Uhr auf der Station und von 08:00 bis 14:00Uhr in der Ambulanz. Gelegentlich wenn viel zu tun ist sollte man länger bleiben um mitzuhelfen und oft lohnt es sich auch, wenn nachmittags zum Beispiel noch eine Aszitespunktion gemacht oder ein ZVK gestochen wird was man dann unter Supervision selbst machen kann. Die "Überstunden" kann man sich allerdings aufschreiben und es ist kein Problem sich dann Zeitausgleich zu nehmen.
Das mit den Zeiten ist recht genau gemacht, da man immer wenn man kommt und wenn man geht mit der jeweiligen Uhrzeit im Abteilungssekretariat unterschreibt und sich auch krank melden muss wenn man nicht kommt (ärztliche Bestätigung ab drittem Krankheitstag). Die Studenten sind im Alltag fix eingeplant und neben unglaublich viel Lehre die man bekommt muss man auch bei den Stationsaufgaben mithelfen damit es funktioniert.
Tätigkeiten:
- Venflons, Blutabnahmen, EKG,
- Aszites Punktionen & ZVKs unter Supervision
- wenn man schon Skills mitbringt: US gezielte Venflons oder Restharn-Sonos, Point-of-Care Abdomen-Sono selbstständig (das war ultra cool *-*), ansonsten kann man bei den Sachen auch zuschauen und lernen/unter Supervision ausprobieren
- Visite mitgehen & selbst Patienten visitieren und dann vidieren lassen
- Aufnahmen
- Aufklärungen, Rehaanträge, Untersuchungen ausmachen
- Therapievorschläge / BZ Einstellung und dann vidieren lassen
- Nachtdienste mitmachen --> Pat. selber versorgen und dann den Assistenzarzt dazu holen
- in der Ambuanz: Anamnese, Status & Therapievorschlag machen und dann vidieren lassen
Es gibt 2 Normalstationen C21 und C31, eine Intensiv/Überwachungsstation C11/C12 und eine Ambulanz. Am Anfang wird mit den Studenten ein Rad eingeteilt das jeder mal alles sieht aber auch da am meisten ist wos ihn am meisten interessiert. Man hat eine eigene super liebe PJ Betreuerin. Und das beste: praktisch jeder/jede Ärzt:in will einem auch von sich aus was bei bringen. In der Ambulanz hab ich z.B. random einen kleinen Antibiotika Test bekommen der dann besprochen wurde. Die Assistenzärzt:innen und Oberärzt:innen sprechen einen von sich aus drauf an, das jetzt mal eine halbe Stunde Luft wäre und man was zusammen durchbesprechen und lernen kann und auf was man denn Lust hat. Einmal in der Woche ist Visite mit Chefarzt, wo man dabei ist und von ihm auf freundliche Art ordentlich getestet und ausgequetscht wird und dann einiges erklärt bekommt. Selbst das verrrückteste Zettel-geblödel von der Uni wird mitgemacht und man kann selbst danach fragen: "ich möchte jetzt das und das beim Patienten machen, kannst du mitkommen und mir dann Feedback geben" und es funktioniert *-*
Noch ein jüngeres Beispiel, dass diese Station von einem anderen Planeten ist: zwei Assistenzärzte dort haben jetzt einen Infektiologie Podcast: "Pimp your Brain" kostenlos auf Spotify über Infektiologie, Pharmakologie und Innere Medizin. Wer noch nicht überzeugt ist wie wunderbar die Leute dort sind kann da mal rein hören.
Das einzig negative ist wohl, dass es schon überfordernd sein kann. Aber die Leute sind sehr lieb, nur ich hätte mir gewunschen selber ein bischen lockerer zu sein, es ist leicht sich selbst unter Druck zu setzen wenn man mit so viel geballtem Wissen/selbstständigen Arbeiten und Lehre konfrontiert wird, wenn man vorher z.B. nur Haken halten durfte und gehofft hat, dass die Zeit vorbei geht. Also denk dran wenn du dort hingehst: Alles mitzunehmen was sie dir anbieten ist unmöglich, also lern einfach was dich begeistert und so viel wie du kannst und willst :)
(Es gibt neben den üblichen Pneumonien, Herinsuffizienzen etc. auch Typhus, Tuberkulose, Malaria, Dengue-Fieber, Brucellose, Kryptokokkosen, die verrücktesten Abszesse usw. usw.; no shit es ist echt unglaublich!!!!)
Zusammenfassend: Die Infektiologie und Tropenmedizin in der Klinik Favoriten in Wien ist um Lichtjahre besser als alle Stationen die ich bisher gesehen habe. Sie leben Medizin auf höchstem Niveau und investieren mit einer Begeisterung in die Lehre wie es wohl wenige können und tun. Ich bin echt dankbar, dass ich dort ein PJ Tertial machen durfte.
Bewerbung
Ich habe mich 2 Jahre vorher beworben (man braucht Lebenslauf, Studienbescheinigung und Motivationsschreiben). Man kann es auch später probieren es kann Restplätze oder Absagen geben, aber ich würde empfehlen, dass ihr euch sofort bewerbt der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall!
Nicht-österreichische Studis sind übrigens genauso gern gesehen ;)