PJ-Tertial Kinderchirurgie in CHU Reunion (5/2025 bis 7/2025)
Station(en)
Chirurgie infantile
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
La Réunion ist eine unglaublich beeindruckende Insel und der Spitzname „l´ile intense“ mehr als verdient! Während meines halben Chirurgie Tertials (2 Monate) am CHU im Süden in Saint Pierre, habe ich jede Sekunde genossen und kann es dir nur wärmstens empfehlen! :)
Mein Alltag im CHU, ich war in der Kinderchirurgie (Chirurgie infantile) begann morgens um 8Uhr mit einer kleinen Visite, die Station ist nicht so groß. Generell wird in Chirurgie infantile viscérale und – orthopédique unterteilt. Ich habe meine Zeit dort relativ aufgeteilt zwischen den beiden Spezialisierungen und bin nach der Visite entweder in die Sprechstunde oder in den OP. In der Sprechstunde habe ich viel nachuntersucht und auch selbstständig Anamnese gemacht, aber war immer mit den Ärzt:innen zusammen. Fragen wurden stets beantwortet und teilweise auch Lehre gemacht, mehrmals habe ich sogar ein 1:1 Teaching bekommen, sobald man interessiert nachfrägt, wird sehr viel erklärt und gezeigt. Im OP war ich immer erste Assistenz, anfangs war noch ein Famulant da, da haben wir uns abgewechselt und von Haken halten, Absaugen, Koagulation bis Zunähen oder andere chirurgische Tätigkeiten habe ich sehr viel machen dürfen. Ich habe unteranderem Frakturen unter Aufsicht reponiert, bei einer 5,5h Skoliose-OP alleine assistiert und bei den Orthos gegipst oder Drähte gezogen. Auf viszeraler Seite durfte ich unter Aufsicht Circumcisionen (auf französisch Posthectomie, Circumcision ist dort eher der familiäre Ausdruck) durchführen oder habe einfach assistiert oder teilweise auch gleichzeitig instrumentiert. Keine Sorge, alle sind wahnsinnig bemüht und helfen einem mit den Namen der Instrumente. Verbände macht dort meistens die Pflege oder eben am Ende, ich mit der Pflege. Die Stimmung auf Station und im OP war stets freundlich und wertschätzend, nicht selten lief Musik im OP und man hat gemeinsam in äußerst angenehmer Atmosphäre operiert. Die Hierarchie ist flacher als in Deutschland und Dank der unglaublich sympathischen Menschen bin ich jeden Tag gerne gekommen.
Créolisches Mittagessen gab es für mich kostenlos im Self (Reis oder Nudeln mit Bohnen/ Linsen und einer Fleisch- oder Fischbeilage, vegetarisch eher schwierig..), wo ich stets gemeinsam mit den Ärzt:innen der Abteilung aß. Leider sind sie gerade dabei, das System des Mittagessens umzustellen, sodass französische Externs fürs Essen bereits bezahlen müssen und einige andere deutsche PJler:innen auch. Wer zahlt und wer nicht, ist eher undurchsichtig und ich hatte einfach Glück. Auf Dauer ist geplant, dass alle bezahlen.. Der Nachmittag war dann wieder OP oder Sprechstunde und dauerte mal bis 14Uhr, mal bis 17Uhr, lag aber auch an mir, ich hätte oft auch früher gehen können, wenn ich gewollt hätte.
Der Freizeitwert der Insel ist gigantisch: Am Wochenende wurde sich bei Nouloutu mit den anderen PJler:innen ein Auto geliehen und die Insel erkundet. Dabei zog es uns häufig in die Berge oder zum Vulkan (Piton de la Fournaise). Es lohnt sich früh aufzustehen, da ab 11Uhr die ersten Wolken kamen und dann die Sicht nicht mehr so gewährleistet ist. Mein absolutes Highlight, war der Cirque du Mafate, der nur zu Fuß erreichbar ist, wo Nachkommen ehemaliger geflohener Sklaven bis heute – von Helikoptern versorgt- einigermaßen autark leben. Die Landschaft dort ist einfach atemberaubend und ich fand es mehr als belohnend diese einmalige Natur am Wochenende wandernd zu erkunden. Dadurch, dass ich im Winter (Ende April – Ende Juni) auf La Réunion war, war es vom Klima auch immer sehr angenehm, circa 25°C und meist sonnig. Nach den Wanderungen oder auch nach der Klinik ging es oft an den Strand, hier lohnt es sich bei Decathlon einen Schnorchel und Maske zu kaufen, sodass man die bunten Fische sieht und gleichzeitig den Korallen und Felsen ausweichen kann.
Die Kultur der Insel ist traurigerweise eine Geschichte der Sklaverei und Unterdrückung, hier empfehle ich das Museum Musée de Villèle, da man hier einiges lernt. So bunt und vielfältig die Natur ist, so verschieden sind auch die Menschen hier. Menschen mit indischen, chinesischen, madagassischen und vielen weiteren Herkünften leben friedlich gemeinsam auf dieser Insel mitten im indischen Ozean. Man lebt in Saint-Pierre zwischen Kirchen, hört den Muezzin zum Gebet rufen, läuft an bunten Hindu-Tempeln und kleinen Schreinen an Straßenecken vorbei.
Die Wohnungssuche gestaltete sich leider schwierig, da keinerlei Wohnheim der Klinik gestellt wird, sodass man sich alleine durch Airbnb, facebook etc suchen muss. Ich habe ein wenig Airbnb-Hopping betrieben, da ich teilweise auch noch Besuch aus Deutschland hatte, aber so habe ich in verschiedenen Ecken von Saint-Pierre gelebt. Für die Klinik ist es praktisch in Terre Sainte zu leben, von da aus bin ich auch immer zum CHU gelaufen. Alternativ kann man sich Radl leihen.
Die Insel ist so einmalig, dass ich dir mehr als nur empfehlen kann, dort zu leben! Trau dich & genieß es, mir fehlt das Paradis in Mitten des indischen Ozean jetzt schon.. :)
Wenn du noch Fragen hast, kannst du mir gerne schreiben:
[email protected]
Bewerbung
zentral über die Seite https://www.chu-reunion.fr/je-suis-etudiant-stagiaire/ circa 1 Jahr vorher