Ein PJ-Tertial in der Strahlentherapie ist allen onkologisch interessierten Medizinstudierenden zu empfehlen. Für mich hat sich dadurch eine sehr gute Alternative zur Inneren Medizin ergeben mit einem sehr breiten onkologischen Erkrankungsspektrum.
Das Tertial an der LMU ist aufgeteilt in folgende Bereiche: Station, Planung, Ambulanz, Gerät, Brachytherapie, MR-Linac
In jedem Bereich beginnt der Tag mit der Frühbesprechung um 08:15, bei der Dinge aus dem Dienst sowie Patienten aus der Ambulanz besprochen werden.
Die Rotation auf der Station ist mit 6-8 Wochen die längste. Es gibt zwei Stationen mit insgesamt 30 Betten und 3 betreuenden Stationsärzten, die jeweils geteilt werden mit der Gastroenterologie und der HNO. Im klinischen Alltag haben die Fachbereiche aber nicht wirklich was miteinander zutun außer, dass man sich vielleicht man ein Sono leiht. Die Aufgaben auf Station sind morgens klassischerweise Blut abnehmen (ca. 5-10 BEs). Je nach Stationsarzt macht man das alleine oder zusammen. Im Verlauf des Vormittags kommen auch ambulante Patienten um ihre Chemo in der Tagesklinik zu erhalten, wo man ggf BEs macht, Viggos legt und Ports ansticht. Visite geht man zweimal die Woche mit der Oberärztin und sonst mit dem Stationsarzt. Die dauert mal 20 min und mal 2 Stunden. Man bekommt einen eigenen PC-Zugang, sodass man dann im Tagesverlauf Untersuchungen anmelden kann, Kosile stellt, Arztbriefe schreibt, etc. Es ist gerne gesehen, dass man eigene Patienten übernimmt und diese vorstellt sowie betreut. Es gibt Patienten, die lange auf Station liegen, da sie die Bestrahlung nicht ambulant schaffen oder/und z.B. parenteral ernährt werden müssen und andere Pat., die nur eine Nacht aufgrund ihrer Chemotherapie bleiben. Ich bin eigentlich immer überpünktlich gegangen und selten freiwillig länger geblieben. Insgesamt muss man allerdings sagen, dass die Assistenten auf Station viele Überstunden machen, die auch insbesondere am Anfang nicht entsprechend vergütet werden.
In der Planungsrotation (ca. 3 Wochen) kann man anhand von SOPs und Studienprotokollen an allen möglichen Bestrahlungsplänen arbeiten und sich Feedback bei den Assistenten und Fachärzten einholen. Wenn man fertig ist, hat man den Plan zur oberärztlichen Kontrolle freigegeben und da auch nochmal Feedback bekommen. Insgesamt sind bis zu 6 Ärzte in der Planung tätig. Es war auf jeden Fall eine angenehme Abwechslung zum dauernden Patientenkontakt. Ab und zu wurde man darum gebeten eine Viggo zu legen bei Patienten, die ein KM-CT bekommen. Insgesamt ein guter Arbeitsbereich, in dem man auch pünktlich Feierabend machen kann.
In der Ambulanz werden zum einen Nachsorgen durchgeführt, bei denen die Patienten bezüglich Nebenwirkungen durch die Bestrahlung untersucht und auch aktuelle bildgebende Verlaufskontrollen besprochen werden und zum anderen stellen sich neue Patienten vor. Die Assistenten in der Ambulanz haben die Aufgabe möglichst im Vorfeld das Staging der Patienten zu überprüfen und ggf. zu vervollständigen und die Krankheitsgeschichte zusammenzutragen um sie dann mit dem Oberarzt zu besprechen und die Bestrahlungsindikation festzulegen. Sofern eine Indikation vorliegt, werden die Patienten aufgeklärt und die Bestrahlung wird terminiert. Auch hier werden häufig Überstunden gemacht oder Patienten in die Mittagspause gezogen. Nach Sprechstundenende (ca. 15:00) beschäftigen sich die Assistenten mit den Patienten vom nächsten Tag und bereiten diese vor.
Am Gerät finden einerseits regelmäßige Gespräche mit den Patienten statt, die aktuell bestrahlt werden und andererseits sind die Fach- und Oberärzte für die Neueinstellungen am Bestrahlungsgerät verantwortlich. Dort wird geprüft ob die Patienten korrekt gelagert sind bevor die Bestrahlung beginnt. Je nachdem was bestrahlt wird finden dafür beispielsweise tägliche CT-Untersuchungen statt. Ähnlich ist es bei der Bestrahlung am MR-Linac. Hier wird quasi in Echtzeit mittels MRT bei jeder Bestrahlung geprüft, dass das Zielvolumen korrekt liegt. Die Gespräche am Gerät werden vorrangig von Assistenten geführt. Die Menge an Gesprächen unterscheidet sich stark und es kommen hier auch mal BEs dazu, aber grundsätzlich ist ein pünktlicher Feierabend für die Ärzte hier möglich.
Ich war auch ein paar Tage in der Brachytherapie. Hier habe ich vor allem zugeschaut. Dieser Bereich gehört auch eher zu den nicht stressigen Arbeitsplätzen ;)
Zweimal die Woche gibt es interne Fortbildungen und zweimal die Woche ist Plandemo, wo alle Bestrahlungspläne durch die Ärzte geprüft und freigegeben werden.
Fazit: Ich kannte die Strahlentherapie der LMU bereits und finde das Team sehr nett. Es gibt viele junge Assistenten und alle Oberärzte sind sehr zugänglich und per Du. Man kann sich sehr gut einbringen, wenn man motiviert ist und ist relativ flexibel bezüglich der Länge der jeweiligen Rotationen (außer Station). Feierabend war für mich immer mindestens pünktlich möglich und ich konnte mich auch mal zurückziehen um z.B. Doktorarbeit zu machen. Man merkt in diesem Fach wie dynamisch die Forschung in der Medizin ist (quasi Bench to Bedside hautnah). Für das PJ auf jeden Fall eine dicke Empfehlung.
Was die Arbeitsbedingungen angeht habe ich doch größere Kritikpunkte, die sicher nicht nur für die LMU gelten, aber trotzdem Erwähnung finden sollten: Arbeitszeiten werden nicht vollständig dokumentiert, die Arbeitslast insb. auf Station und in der Ambulanz ist enorm, es wird erwartet, dass Forschung während der Arbeitszeit gemacht wird, etc. - Die Ärzte sind trotzdem einigermaßen zufrieden an der Klinik, allerdings kann es sich München auch leisten seine Arbeitnehmer auszunehmen, da von einem Ärztemangel hier wohl nicht zu sprechen ist.