Mein PJ in Garmisch war leider echt ettäuschend und war irgendwie gar nicht so positiv wie ich es vorher gelesen hatte und auch erwartet hab. Ich habe dort schonmal eine Famulatur in der UCH gemacht die supertoll war und deswegen hatte ich mich total auf die Zeit gefreut.
Insgesamt wurden wir zumindest in der Chirurgie echt sehr wenig ins Team eingebunden. Auf der Allgemeinchirurgie noch am ehesten, bei den Unfallern echt kaum und am schlimmsten war es in der Gefäßchirurgie. Da gab es auch gar keine Assistenzärzte sondern nur einen Chef und eher frustrierte Oberärzte. Bei den Unfallchirurgen wurden zum Zeitpunkt meines PJs gerade Stellen gekürzt und Verträge nicht verlängert, was zu sehr schlechter Stimmung geführt hat. Die Assis waren total mit sich beschäftigt und hatten offentichtlich keinen Bock sich auch noch mit PJlern zu beschäftigen . Diese Frustration wurde dann leider auch oft an uns PJlern ausgelassen. Ich saß oft nachmittags bis 17.00 auf Station „falls“ noch etwas zu tun wäre, und durfte super selten einfach gehen wenn ich nichts mehr tun konnte. Mein Arbeitsalltag bestand fast ausschließlich aus Blutabnehmen. Ich fühlte mich wie eine reine Arbeitskraft für Routineaufgaben und wurde selten in ärztliche Entscheidungen oder spannendere Aufgaben eingebunden. Dazu kam, dass ich eine Diensttelefon bekam und diese Nummer an alle Ambulanzen weitergegeben wurde. Hier wurde ich dann auch regelmäßig noch angerufen zu Viggos, die eigentlich nichts mit meinem Aufgabenfeld zu tun hatten.
Ein Erlebnis, das mir im Kopf geblieben ist, war, als ich während eines Patientengesprächs des Chefarztes der Gefäßchirurgie einfach in den Raum gerufen wurde, eine Viggo ziehen sollte und danach kommentarlos wieder gehen konnte – ohne Begrüßung oder auch nur eine kurze Unterbrechung des Gesprächs – wohlgemerkt um die Viggo zu ZIEHEN. Und das war in der Ambulanz. Mit Ausnahme eines Oberarztes in der Gefäßchirurgie, der wirklich tolles Teaching geboten hat, war die Zeit in der Gefäßchirurgie echt frustrierend.
Es gab auch einige weniger schöne Schlüsselerlebnisse, die den Gesamteindruck prägten:
• Gleich am ersten Tag im OP, in der Endogap, wurden wir als wir die Räumlichkeiten im OP nicht sofort gefunden haben richtig runtergemacht weil wir 3 min zu spät waren
• Unsere Mittagspausen fielen regelmäßig aus. Wir wurden als Hakenhalter im OP eingeplant und mussten über die Mittagszeit bleiben. Es wurde erwartet, dass wir teilweise bis 18:00 Uhr im OP standen, ohne dass mit uns geredet oder unsere Namen bekannt waren.
• Ein besonders unangenehmer Moment war, als ich auf der Privatstation im Gang vor der Pflege und allen möglichen Menschen von einem mir unbekannten OA angeschrien wegen einem mir unbekannten Patienten – der PJler der Privatstation war wohl nicht da und ich sollte dann die doppelte Arbeit machen ohne dass mir das vorher gesagt wurde.
Das schlimmste war aber die Unterkunft. Initial wurden uns Personalwohnheim-Wohnungen versprochen. Die wurden umgebaut und deswegen wurden wir in einer unmöblierten Wohnung zu viert untergebracht. Wir mussten teilweise im Wohnzimmer auf Isomatten schlafen und hatten kaum Privatsphäre. Die Unterkunft war mit dem Auto 30 min weg. Wer kein Auto hatte, hatte Pech, weil die Bahnstrecke nach einem Zugunglück gerade umgebaut wurde. Die Fußbodenheizung fiel regelmäßig aus, und es gab keine Küche. Eine elektrische Kochplatte durften wir aus Brandschutzgründen auch nicht aufstellen. Als wir uns bei der Personalabteilung beschwerten, war die "Lösung" der ernstgemeinte Rat, wir sollten am Wochenende doch einfach auf Brotzeit zurückgreifen. Insgesamt war ich einfach froh, als die Zeit endlich vorbei war.