General surgery, plastic surgery (burn unit), pediatric surgery
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Insgesamt kann ich ein halbes Tertial Chirurgie am Muhimbili National Hospital jedem empfehlen, der Lust auf ein einzigartiges Land mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten (Safaris, Wanderungen, Sansibar, Strände usw.) hat und nebenbei im Krankenhaus bei proaktiver Beteiligung etwas lernen will, aber vielleicht nicht unbedingt Chirurg werden will. Wir sind zu zweit als Paar hingereist, haben aber bereits am ersten Tag in der Unterkunft viele tolle Menschen kennengelernt und von da an alles zusammen in einer 6-8-köpfigen Freundesgruppe unternommen. Wir hatten eine unglaubliche und prägende Zeit, die ich nicht missen möchte. Ein großer Vorteil von Dar ist, dass es als afrikanische Großstadt hier sehr viele Möglichkeiten gibt, sportlich aktiv zu werden (Reformer Pilates, Yoga, Gym, Padel spielen), und jeden Abend in einem anderen Restaurant essen zu gehen (indisch, äthiopisch, italienisch, koreanisch usw.) und das alles zu im Vergleich zu Deutschland sehr günstigen Preisen.
Krankenhaus: Wir haben keinen festen Rotationsplan bekommen und wurden am Anfang in die general surgery gebracht. Dort haben wir ca. 3 Wochen verbracht und sind danach selbständig nach Belieben rotiert. Auf den anderen Stationen (wir waren in der Notaufnahme und der plastischen Chirurgie/Burn Unit für Erwachsene/Kinder) haben wir uns einfach immer ohne Anmeldung vorgestellt, das ging in der Regel ganz gut. Man kann im Haupt-OP-Trakt (8 Säle) und Kinder-OP (4 Säle) stets in jeden Saal und einfach fragen ob man zugucken/helfen kann. Wenn man dann mit der Zeit die wenigen Ärzte gefunden hat, die Lust auf teaching haben, kann man sich auch mal einwaschen (Das Team der Plastischen mit Dr. Susan und Dr. Frank ist wirklich toll, auch wenn man an dem Fach nicht so viel Interesse hat). Ich stand persönlich nicht einmal steril am Tisch (andere PJler die das mehr eingefordert haben aber durchaus, ich war da einfach nicht so motiviert), habe nicht einmal Blut abgenommen/Zugänge gelegt oder einen Patienten richtig anamnestiziert oder untersucht (die allermeisten können schlichtweg kein Englisch). Daher würde ich es auch nur für ein halbes und kein ganzes Tertial empfehlen, aber in Deutschland steht man in der Regel ja sowieso genug am Tisch. Man lernt dort also weniger durch praktische Tätigkeiten, sondern mehr durch das Sehen und Kennenlernen von seltenen Krankheiten, die man in Deutschland so nicht/kaum kennt: siamesische Zwillinge, zerebrale Malaria, Blasenekstrophien, Messerstichverletzungen, riesige Tumoren, maldescensus testis bei einem 10-jährigen, Apert-Syndrom, uvm. Sehr wertvoll war insgesamt der Einblick in das tansanische Gesundheitssystem: Fast kein Patient besitzt eine Krankenversicherung, so dass alle Untersuchungen und Leistungen privat bezahlt werden müssen, was sich der Großteil der Tansanier nicht leisten kann und Patienten daher häufig viel zu spät kommen.
Fehlzeiten: Im Endeffekt hat es wirklich niemanden interessiert, ob man da war oder nicht, da es keinen festen Rotationsplan gab (selbst dann wäre es wahrscheinlich trotzdem nicht schlimm gewesen). Die Tansanier nehmen alles sehr gelassen (wenn man sich für 7:30 mit einem Arzt verabredet kann man davon ausgehen, dass er erst um 9:00 erscheint). Für größere Ausflüge konnte man also entspannt auch mal eine ganze Woche fehlen, fürs Gewissen haben wir diese aber trotzdem immer über das Wochenende gelegt. Gladys sitzt in einem Büro und kriegt dementsprechend gar nichts davon mit ob und wo man erscheint oder eben nicht.
Sprache: Obwohl Englisch Amtssprache ist, sprechen die meisten Tansanier (gerade die Patienten im Krankenhaus) nur schlechtes Englisch. Unter den Ärzten variiert es stark, viele führen die Visiten auf Englisch, gerade wenn auch andere internationale Studenten vor Ort sind, der Akzent ist aber häufig schlecht zu verstehen. Mit ein paar Wörtern Suaheli (probiert es mal mit Duolingo) kann man den meisten Tansaniern aber viel Freude bereiten.
Unterkunft: Auf jeden Fall ins Mtitu House (AirBnb)! Das ist praktisch eine Anlaufstelle für internationale, aber vor allem deutsche Medizinstudenten, so dass man sehr schnell Anschluss findet. Die Lage ist super (fußläufig 10 min ins Krankenhaus) und es gibt jeden Tag kostenlos frische Eier, Toast und Milch sowie unbegrenzt Trinkwasser für alle. Die Angestellten dort reinigen bei Bedarf das Zimmer und die Bettwäsche. Direkt daneben befindet sich ein Fitnessstudio (mit separatem Frauenbereich), bei dem die Tageskarte nur 5 Euro kostet.
Sicherheit: Wir waren meistens als Gruppe unterwegs und haben uns daher nie unsicher gefühlt. Tagsüber kann man als Frau durchaus alleine rumlaufen, muss aber damit rechnen, angesprochen zu werden (als Weiße fällt man einfach auf und es ist hier völlig normal, mit Fremden Suaheli-Smalltalk zu führen). Ansonsten bestellt man sich einfach ein Bajaji (TukTuk) über die Bolt- oder Uber-App, das ist hier das beste Fortbewegungsmittel, gerade nachts. Bis auf einen Vorfall, bei dem ein Motorradfahrer erfolglos versucht hat, eine Bauchtasche zu klauen, ist uns nicht passiert. Eine gewisse Vorsicht ist immer geboten, aber solange man nicht permanent mit sichtbarem Handy auf der Straße herumläuft, sollte nichts passieren.
Kosten pro Person: Flüge (hin und zurück): ca. 750 Euro, Unterkunft (2er Zimmer im Mtitu House für 2 Monate): ca. 350 Euro, Studiengebühren: 845 USD.
Größere Ausflüge: 4-tägige Safari in der Serengeti (absolutes Highlight): 750 USD + 60-80 USD Tip + 120 Euro Flüge zum Kilimanjaro und zurück. 3-tägige Wanderung in den Usambara Bergen (must-do): 200 USD + Tip. 5 Tage Sansibar (1,5h mit der Fähre, Hotel Z-Breeze sehr zu empfehlen, 20 USD pro Nacht in der low-season). Durch das PROMOS-Stipendium recht unkompliziert noch den Höchstsatz von 1100 Euro für 2 Monate erhalten (Fristen beachten!).
Ich würde im Vorhinein noch eine reisemedizinische Impfberatung empfehlen und in dem Zuge auch eine Malaria-Prophylaxe (wir haben sie alle für 2 Monate genommen, die Kosten werden von den meisten Krankenkassen übernommen). Kasacks, genug DEET-haltiges Insektenspray, FFP2-Masken und Desinfektionsmittel (das im Klinikum ist eher so Tequila) sollte man selber mitbringen.
Bewerbung
([email protected]) und somit über die Universität. Ich habe mich ca. 1,5 Jahre vorher beworben, das geht aber mit Sicherheit auch kurzfristiger, im Endeffekt kriegt man in der Regel einen Platz. Die Studienkosten betragen 845 USD für 2 Monate. Andere PJler haben sich direkt über das Krankenhaus beworben, hatten dann einen anderen Ansprechpartner und mussten nur um die 500 USD zahlen, bekamen dann offiziell aber nur den Stempel des Krankenhauses und nicht den der Uni. Man sollte sich also am besten vorher informieren, welchen Stempel die eigene Uni verlangt, da Studenten, die über das Hospital da sind von Gladys tatsächlich keinen Uni Stempel (MUHAS, department of surgery) bekommen. Den „Muhimbili National Hospital, department of surgery“ Stempel kriegt jeder unkompliziert im Kibasila Annex bei dem head of surgery. Wenn man also auf Nummer sicher gehen will, lieber über Gladys bewerben.