PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hospital General de Mexico (9/2024 bis 12/2024)

Station(en)
Allgemeinchirurgie, Notaufnahme, Orthopedie
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Frankfurt
Kommentar
Mein Chirurgie-Tertial am Hospital General Dr. Eduardo Liceaga in Mexiko-Stadt war insgesamt sehr empfehlenswert! Das Gesamtpaket aus einer sehr faszinierenden Stadt, einer für mich noch unbekannten Kultur und den Einblicken in das mexikanische Gesundheitswesen war unglaublich bereichernd. Das Krankenhaus ist riesig, traditionsreich und bietet ein breites medizinisches Spektrum. Es ist eins der wenigen öffentlichen Krankenhäuser im Land, das alle Fachbereiche und Spezialisierungen abdeckt, weshalb die Patient:innen zum Teil von weit her anreisen.
Auch wenn es während meiner Zeit nicht immer leicht war, sich aktiv in den OP-Alltag einzubringen (da es in diesem Jahr sehr viele Assistenzärzt:innen in der Chirurgie gab), konnte ich in den verschiedenen Abteilungen viele wertvolle Eindrücke sammeln. Die chirurgischen Sprechstunden, in denen ich viel mituntersuchen konnte (auch wenn hier oft sehr große Gruppen jüngerer Studierender dazukommen) waren eine gute Möglichkeit um neben dem OP Einblicke zu gewinnen und vor allem auch viel sprechen zu können, Anamnese zu machen etc.. Insgesamt war es aber zum Teil auch frustrierend, selbst so wenig mit anpacken zu können.
Insgesamt ist sehr viel Eigeninitiative gefragt, da es keinen „Plan“ für die vorgesehenen Tätigkeiten als PJ-Austauschstudentin gibt. Rotieren kann man durch verschiedenste Bereiche der Viszeralchirurgie, hier kann ich besonders die Notaufnahme (Urgencias) empfehlen, außerdem stellte sich die Orthopädie als Bereich heraus, in dem man sehr aktiv eingebunden wird, da dort weniger mexikanische PJ-Studierende eingeteilt sind. Die unterschiedlichen Teams habe ich insgesamt als sehr offen und freundlich erlebt, Fragen wurden immer gerne beantwortet. Die Lehre entspricht den aktuellen Forschungsstandards und es gibt viele Lehrangebote.
Das Patient:innenspektrum unterscheidet sich insofern von deutschen Kliniken, dass aufgrund mangelnder gesundheitlicher Prävention viele Patient:innen bei Aufnahme schwerer erkrankt sind als in Deutschland, bzw. sich erst spät in der Klinik vorstellen oder die Mittel haben medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Amputationen bei diabetischem Fußsyndrom wurden im Vergleich beispielsweise sehr häufig durchgeführt. Gleichzeitig spürt man die krassen Unterschiede im mexikanischen Gesundheitssystem: begrenzte Ressourcen, fehlende Materialien und manchmal tagelange Wartezeiten in der Notaufnahme sind Realität. Trotzdem engagiert sich das Personal enorm, um unter diesen Bedingungen die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, was ich immer wieder sehr beeindruckend fand. Die Arbeit der mexikanischen PJler:innen („internos“) unterscheidet sich auch deutlich von der in Deutschland, da sie durch das papierbasierte, bürokratische System viel organisatorische Arbeit übernehmen. Wer das mexikanische Gesundheitssystem nicht kennt, ist hier eher aufgeschmissen, daher war es für uns sinnvoller uns direkt an die Assistenzärzt:innen zu halten. Mehrmals pro Woche finden „clases“ (Unterricht) für die Internos statt, deren Motivation und Durchhaltevermögen – trotz extrem langer Dienste (36-Stunden-Dienst alle vier Tage) und sehr geringer Bezahlung echt beeindruckend ist.
Mexiko-Stadt ist ansonsten sehr lebenswert: Die Stadt ist lebendig und voller Kontraste. Besonders die Viertel La Condesa, La Roma, Escandón und co sind zum Wohnen empfehlenswert, da sie recht international geprägt, relativ sicher und nah zur Klinik gelegen sind. Mein Zimmer habe ich vorab über Airbnb gefunden. Sehr gute Spanischkenntnisse sind von großem Vorteil, um sich aktiv in der Klinik einzubringen.
Bewerbung
Die Organisation des Tertials war relativ aufwendig: Ich empfehle, sich mindestens 6 Monate im Voraus zu bewerben, besonders wenn keine Partnerschaft zwischen der UNAM und der Heimatuniversität besteht. Es wird offiziell ein Sprachzertifikat verlangt, um das man sich frühzeitig kümmern sollte – bei mir hat es zwar auch kurzfristig noch irgendwie geklappt, aber mit mehr Vorlauf ist es deutlich entspannter.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8