Ich war 2 Monate während meines Innere-Tertials auf der AGO A der Albert Schweitzer Klinik und kann wirklich wärmstens empfehlen dort einen Teil des PJs zu machen. Die AGO A ist eine akutgeriatrische Station zur Remobilisation geriatrischer PatientInnen nach z.B. Aufenthalten in Akutkrankenhäusern. Ich habe extrem viel gelernt und hatte eine super Zeit dort.
Das Team ist ausnahmslos super freundlich und wertschätzend, Besonders die Ärzte und Ärztinnen auf der Station geben sich viel Mühe einem was beizubringen. Der Oberarzt hat sich jeden Tag viel Zeit genommen, an vielen Tagen locker eine Stunde oder länger, um was gemeinsam durchzusprechen, zu üben oÄ.. Dabei kommt man sich nicht blöd ausgefragt vor, er will einem wirklich sinnvolles und alltagsrelevantes zeigen, ist dabei super effizent und nie ungut. Ich hab dort z. b. mehr über EKG-Befundung gelernt, als im ganzen Studium und bin echt froh, dass ich jetzt zum Berufsstart das Gefühl hab, dass ich die allermeisten EKGs selbstständig ohne Probleme befunden kann. Aber auch die restliche Ärzteschaft ist super nett, nehmen sich viel Zeit, damit man alles versteht und man kann echt immer nachfragen, wenn was unklar ist.
Die Zusammenarbeit mit der Pflege ist sehr gut, insgesamt herrscht ein total wertschätzendes Arbeitsklima und man begegnet sich auf Augenhöhe. Auch mit der Physio- und Ergotherapie wird eng zusammengearbeitet, genauso wie mit Sozialarbeit und Psychologie. Die PatientInnen werden echt rundum betreut und ganzheitlich durchgecheckt. Es ist kein Wunder, dass die Plätze zur Remobilisation dort sehr begehrt sind.
Es gibt in der Klinik keine Notaufnahme oder Ambulanzen, die PatientInnen, die zur Remobilisation kommen sind alle stabil, daher ist der Arbeitsalltag sicher ruhiger, als in Akutkrankenhäusern. Wilde Notfälle gibt es dort nicht, wer das sucht, sollte vielleicht lieber woanders hin. Umso mehr wird sich die Zeit für die individuelle Versorgung aller PatientInnen genommen, es wird genau geschaut, ob die Medikation passt und ggf sinnvoll angepasst, ob die Versorgung Zuhause noch gewährleistet ist usw. Eigentlich so, wie es in jedem Krankenhaus sein sollte, aber leider in der Realität einfach nicht ist. Die PatientInnen werden menschlich super gut betreut und behandelt und es wird versucht im interdisziplinären Team das Beste für sie rauszuholen. Mit der täglichen Therapie kommen die allermeisten deutlich fitter raus und werden gut für Zuhause oder eben für andere Versorgungslösungen gerüstet.
Zum Tagesablauf:
Um 8 ist Frühbesprechung gemeinsam mit den ÄrztInnen aus den anderen Stationen mit Dienstübergabe und kurzer Vorstellung aller Neuaufnahmen. Wer motiviert ist kann schon bisschen früher kommen und bei den Blutentnahmen / Leitungen legen helfen. Ist bei geriatrischen PatientInnen manchmal echt eine Herausforderung und man kriegt dadurch echt gut Übung auch bei schlechteren Venen was zu finden. Ab ca 9 ist Visite, als PJlerin hab ich da z.B. mitdokumentiert und Medikamentenanpassungen, Therapie- oder Laboranforderungen eingegeben, Danach ist Zeit für Neuaufnahmen, man kann auch selbst PatientInnen aufnehmen und die Medikation eingeben/anpassen, Anamnese, statuieren, Aufnahme-EKG befunden etc.Ich hab mich dabei nie allein gelassen gefühlt und konnte bei Unklarheiten immer nachfragen. Manchmal fallen BGAs, Sonos oÄ an, die man auch gezeigt bekommt und selber machen darf. Nachmittags war dann meistens noch Zeit für Lehre durch den Oberarzt. Pünktlich raus kommt man immer (offiziell bis 15.15 Uhr), wenn wenig zu tun ist auch früher.
Ich bin super dankbar für meine Zeit auf der AGO A, nicht nur weil ich extrem viel praktische Fertigkeiten und klinikrelevantes Wissen vermittelt bekommen habe, sondern auch weil ich miterleben konnte, was eine wertschätzende, ganzheitliche PatientInnenbetreuung bewirken kann. Das Team und insb. der Oberarzt gehen wirklich die Extrameile für ihre PatientInnen, aber eben auch für die Studierenden, damit die ordentlich was lernen können. Das ist meiner bisherigen Erfahrung nach leider eher die Ausnahme.
Seit kurzem soll für Studierende der MedUni Graz das KPJ auf der Albert-Schweitzer-Klinik nur mehr als Wahlfach (1 Monat) möglich sein, nicht mehr als Teil des Innere-Tertials, weil es dort keine Notaufnahme gibt. Das ist mir unverständlich - ich habe im KPJ dank der motivierten ÄrztInnen mit Abstand am meisten in der Albert-Schweitzer-Klinik gelernt, insbesondere auch über Krankheitsbilder der Inneren Medizin und hoffe, dass sich das in Zukunft nochmal ändern wird.
Bewerbung
Bewerbung ging über das ärztliche Sekretäriat per Email ca. 3 Monate im Voraus.