Ein Tertial in der Orthopädie bei den Barmherzigen Brüdern München kann ich sehr empfehlen. Wer die Orthopädie und auch Unfallchirurgie (wird an diesem Haus nämlich ebenso angeboten) mag und auch gerne im OP steht, ist hier genau richtig aufgehoben.
Der operative Schwerpunkt liegt klar bei der Endoprothetik, hier herrscht große Routine bei Primärimplantationen und bei Revisionen. In der Unfallchirurgie werden Schenkelhalsfrakturen, distale Radiusfrakturen und weitere Frakturen versorgt - keine Polytraumata.
Es obliegt einem selbst, sich in die Rotationsmöglichkeiten & -reihenfolge einzubringen. Ich habe drei Wochen zunächst auf der Station mitgearbeitet. Das ist ganz gut um die Arbeitsweise des Hauses kennenzulernen. Danach war ich eine Woche in der Sprechstunde. Hier lernt man nochmal die Untersuchungstechniken und kriegt erklärt, worauf es in der Diagnostik und weiteren Versorgung ankommt. Dieses Wissen eignete sich dann auch für meinen nächsten Einsatz in der Notaufnahme, wo ich zwei Monate war. Das war mein persönlicher Favourit: Hier durfte ich selbst- und vollständig Patienten mit orthopädisch / unfallchirurgischen Sachverhalten versorgen. Es wird einem viel zugetraut und bei Nachfrage, egal wie voll die Notaufnahme war, alles Notwendige erklärt. Man lernt ein bisschen das autonome Arbeiten (Untersuchung, Diagnostik, Therapie, Arztbrief) als späterer Arzt kennen. Das habe ich sehr geschätzt. Die letzten vier Wochen war ich hautpsächlich im OP, wobei ich bereits die komplette Zeit vorher immer mal im OP assistiert habe (dies war der Fall, wenn ich eine OP interessant fand, oder die routinemäßig assistierenden und bezahlten Hakenhalter einen kurzfristigen Ausfall hatten). Die zweite Assistenz ist bei den Orthopäden aus meiner Sicht angenehm, da die OPs im Grunde schnell gehen und man nicht das Bein halten muss. Bei den Unfallchirurgen darf man auch immer vorbeischauen und auch aktiv assistieren. Nichtsdestotrotz fand ich einen vollständigen OP-Tag als Hakenhalter manchmal auch anstrengend, gerade wenn 4-5 Punkte in einem Saal stattfanden, da nur kurze Wechselzeiten dazwischen lagen.
Es ist ein vergleichsweise kleines Haus, dafür kennt man die Mitarbeiter auf Station / im OP relativ schnell und baut eine gute Beziehung zu ihnen auf. Man wird von niemandem abfällig behandelt. Hier und da gibt es auch mal Blutabnahmen oder PVKs auf Station, das war aber eher die Seltenheit, da MFAs oder stud. Hilfskräfte dies übernehmen. Im OP ist man, wie gesagt, aufgrund der bezahlten Hakenhalter nicht fest eingeplant und ist dadurch in seiner täglichen Arbeitsgestaltung super flexibel. Wenn die erfahreneren Assistenten auf Station Zeit haben, machen sie auch gerne mal ein Teaching oder Prüfungssimulation M3. Wer möchte kann auf Station unter Aufsicht auch Patienten übernehmen und eigenständig bearbeiten.
Röntgen-Demo morgens um 7.30 Uhr. Wer auf Station mitarbeitet, kann zur Visite um kurz vor 7 bereits da sein. Ende auf Station / OP war meist zw. 14-16.00 Uhr. In der Notaufnahme kann man auch immer länger bleiben, wenn es etwas Interessantes zu sehen gibt.
Das Krankenhaus liegt direkt in der ruhigen Umgebung beim Schloss Nymphenburg, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Das Essen ist kostenlos. Aufwandsentschädigung gibt es nicht. Wer noch eine Unterkunft sucht, könnte versuchen Herrn Riedlechner zu kontaktieren - vielleicht kann er ein Zimmer über die Klinik vermitteln.