Eigentlich müsste ich für meine Zeit an der Uniklinik drei verschiedene Berichte schreiben, denn es gibt einige Punkte am PJ dort, die durchaus eingeschränkt zu empfehlen sind. Dieser Gesamtbericht und die Gesamtbewertung fußt allerdings vor allem auf der generellen Art und Weise wie die Uniklinik Heidelberg Studierende im PJ betrachtet und für ihre eigenen Zwecke missbraucht.
Ich habe ein gesplittetes Tertial in Chirurgie an der Uni verbracht, dabei war ich die ersten drei Wochen in der Thoraxchirurgie (hierzu habe ich einen eigenständigen Bericht verfasst). Anschließend befand ich mich vier Woche auf der HIPSTA-Station der Viszeralchirurgie, dies ist eine interdiziplinäre Ausbildungsstation mit PflegeschülerInnen als Pflegekräfte und PJlerInnen als StationsärztInnen, betreut wird das Ganze sowohl von pflegerischer als auch von ärztlicher Seite. Man kann dabei sehr viel lernen, vor allem das klinische Management wird einem viel näher gebracht, genauso wie auch der enge Kontakt mit der Pflege einem sehr viel beigebracht und durchaus eine relevante Erfahrung für den späteren Beruf ist. Die HIPSTA-Station ist eigentlich der Prototyp dafür, wie man sich das PJ in der Theorie irgendwann einmal vorgestellt hat (bevor PJlerInnen als Flickmaterial für das leckende Gesundheitssystem zweckentfremdet wurden).
Ich habe das PJ an der Uniklinik trotzdem so schlecht bewertet, da ich es niemanden empfehlen kann, die tolle HIPSTA-Rotation ist den menschenverachtenden Rest des PJs leider nicht wert (einzige Möglichkeit ist eine externe Rotation so wie Thoraxklinik und vier Wochen HIPSTA in einem gesplitteten Tertial, dass man praktisch gar nicht auf Normalstation muss). Frau Pappalardo macht schon in der Einführungsveranstaltung klar, dass die PJlerInnen sich absolut dem Wohl ihrer Station und dem der Chirurgie insgesamt unterzuordnen haben. Man wird dazu verpflichtet pro Monat PJ mind. einen Nachtdienst unter der Woche (man muss nach der Arbeit von morgens bis nachmittags dann einfach bis 24 Uhr bleiben) und einen Wochenenddienst (10-24 Uhr) machen, vergütet wird das gar nicht, man bekommt einen extra Urlaubstag. Allgemein soll man die Urlaubstage auf gar keinen Fall von einer auf die andere Rotation mitnehmen, da ja jede Station immer voll mit PJlern besetzt sein muss, am besten soll man sich die Urlaubstage gar nicht nehmen. Das Üble ist, dass Frau Pappalardo gar keinen Hehl daraus macht, dass sie PJlerInnen als billige Arbeitskräfte sieht, die sie auf die Stationen verteilt um sich dort beliebt zu machen (sie äußert das auch gegenüber den ÄrztInnen) und das schlägt sich dann natürlich im Aufgabenspektrum nieder. Ich wurde teils von ÄrztInnen, die ich noch zuvor gesehen habe auf dem Gang gefragt, ob ich kurz auf ihrer Station bisschen Blut abnehmen könne, ÄrztInnen und PJlerInnen arbeiten zum Teil völlig losgelöst voneinander, die einen führen ärztliche Tätigkeiten aus, die anderen nehmen Blut ab. Im OP wird nur Haken gehalten, Erklärungen bekommt man nur, wenn der Operateur einen super guten Tag hat. Die verpflichtenden Wochenend- und Spätdienste, die von Frau Pappalardo als tolle Möglichkeit für die Entwicklung der ärztlichen Fertigkeiten dargestellt werden, haben letztendlich nur den Zweck, dass man abwechselnd vom OP und den Stationen angerufen wird, entweder Blutentnahme, Nadeln legen oder Haken halten. Letztendlich muss man sich dann noch etwas anhören, wenn man um 24 Uhr schon aus dem OP nach Hause gehen will.
Man liest diese Dinge ja in immer mehr Bewertungen und so traurig es ist, PJ-Tertiale an der Uniklinik Heidelberg sind wirklich nicht zu empfehlen. Es ist eine Verbrauchsmaschinerie, die seinesgleichen sucht und in der der Lernerfolg des Individuums mit wenigen Ausnahmen gar keine Rolle spielt.