Bewerbung:
[email protected] und [email protected] waren unsere Ansprechpartner von der Uni für die Organisation.
Kurze Bewerbung mit Zeitraum und Fachbereich (Innere) geschrieben. Haben zeitnah eine Antwort bekommen und alles weitere organisatorische hat problemlos geklappt. Die taiwanesische Uni/Uniklinik war sehr flexibel hinsichtlich des Zeitraumes und der Dauer. Wirklich alles sehr unbürokratisch und entspannt.
Einziger Nachteil sind die Studiengebühren von ca. 300€/Monat.
Ankunft in Taiwan:
Wohnung haben wir selber organisiert (AirBnB ist teilweise erstaunlich bezahlbar)
Touristenvisum je 90 Tage und dann einmal das Land kurz verlassen für einen Wochenendtrip und wiederkommen hat problemlos geklappt. (NTUH organisiert kein Studenten/Mitarbeitervisum)
Am ersten Tag haben wir im Büro der Uni unsere Studiengebühren bezahlt, Studentenausweis bekommen und dann wurden wir zu unserer ersten Station (Kardio) gebracht und dem zuständigen Resident vorgestellt.
Ursprünglich waren keine Rotationen geplant. Nach 3-4 Emails war dann schnell ausgemacht, dass wir jeden Monat auf eine andere Station Kardio->Nephro->Gastro->Häma rotieren würden um verschiedene Sachen zu sehen.
Das PJ:
In Taiwan wird Mandarin gesprochen. Die medizinische Sprache ist jedoch überwiegend Englisch (Arztbriefe, Befunde, Dokumentation). Das heißt fast jeder Arzt/Medizinstudent/Pfleger spricht gutes Englisch und wenn du dort bist werden die meisten Besprechungen/Unterrichtseinheiten einfach auf Englisch gehalten damit du alles verstehst. Meistens hat man das Gefühl, dass es gerade den Oberärzten(Attendings) wirklich Spaß macht die Lehre auf Englisch abzuhalten, vielleicht auch als Übung für internationale Kongresse etc.
Die Rolle der Medizinstudenten ist wirklich sehr anders als in Deutschland. Die späteren Jahre des Studiums finden hauptsächlich auf den Stationen des Krankenhauses statt. Sie rotieren durch viele Bereiche und verbringen die meiste Zeit des Tages mit Selbststudium. Sie nehmen sich einige Patienten der Station, recherchieren die Erkrankungen, die Diagnostik, Therapieoptionen und schreiben gelegentlich Arztbriefe/Dokumentation.
Jeden Tag gibt es auf den Stationen mehrere Unterrichtseinheiten für die Studenten und Assistenzärzte, darunter Fallbesprechungen, EKG Kurse, Unterricht zu Bildgebung, Unterricht zu häufigen Leitsymptomen... Diese werden von den Oberärzten gehalten und dort habe ich teilweise sehr viel gelernt.
Die sonstige Stationsarbeit wird von den neusten Assistenzärzten (Interns) erledigt. Blutentnahmen/Zugänge macht alles die Pflege.
Als ausländischer Student wissen die Ärzte nicht wirklich was du machst und warum du da bist. Du kannst dich darauf einstellen jedem kurz erklären zu müssen wer du bist/woher du bist/was du da machst. Ehrlich gesagt interessiert es wirklich niemanden ob du da bist oder nicht. Wenn du da bist wird dir jeder gerne so viel wie möglich erklären, du kannst an allen Unterrichtseinheiten teilnehmen (idr dann für dich auf Englisch) und fast alle sind super lieb. Aber es ist auch gar kein Problem wenn du dir mal einen Tag frei nimmst um die Insel zu erkunden. Die Taiwanesen freuen sich sehr wenn du die Zeit auch nutzt um so viel wie möglich von dem Land zu sehen.
Kurze Rotationen in spezielle Bereiche (Intensivstation, Echo, Katheterlabor, Biopsien, Endoskopie) sind möglich. Einfach den zuständigen Oberarzt ansprechen.
Die Unterschriften und Stempel kriegt man am Ende des Tertials. Die Anerkennung hat problemlos funktioniert.
Taiwan:
Ein ganz tolles Land. Du wirst in dem Tertial genug freie Zeit haben um sehr viel zu sehen. Das Land hat traumhafte Strände zum Surfen, beeindruckende Berge zum Wandern, süße Dörfer in weltberühmten Teeanbaugebieten und kleine Inseln mit super Bedingungen zum Tauchen und Schnorcheln. Der öffentliche Nahverkehr ist exzellent, man hat fast nie ein Problem irgendwo hinzukommen.
Taipei ist eine riesige, extrem coole Stadt mit unendlich günstigen Streetfood-Optionen und vielen Beschäftigungsmöglichkeiten. Über verschiedene Sportgruppen konnte ich sehr viele Leute außerhalb des Krankenhauses kennenlernen. Da du wegen dem 90 Tage Touristenvisum eh einmal das Land verlassen musst bietet sich auch ein Kurztrip nach Tokio, Hongkong oder Peking an.
Fazit:
Würde ich sofort wieder machen. Eine tolle Chance mal 4 Monate in einem komplett anderen Land zu leben. Das Tertial dort ist sehr flexibel und dank der klasse Unterrichtseinheiten konnte ich doch relativ viel dort lernen und dabei den unliebsamen Aufgaben des deutschen PJ wie Blutentnahmen und Sozialdienstanträgen ausweichen. Auch das Kennenlernen eines anderen Gesundheitssystems und einer anderen Krankenhausstruktur fand ich sehr cool.