PJ-Tertial Anästhesiologie in Hopital de la Croix-Rousse (5/2025 bis 7/2025)

Station(en)
REA, HNO, GYN
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Dresden
Kommentar
Das Hôpital de La Croix Rousse liegt in einem super schönen Stadtviertel von Lyon, ist super modern, hat eine extrem gute Cafeteria, junges Personal und eine angenehme Größe.
Generell ist man als AustauschstudentIn der ein Praktikum macht ein/e Externe - so heißen die MedizinstudentInnen vor ihrer Abschlussprüfung. Die MedizinstudentInnen machen ihr ganzes Studium über Stages, d.h. es gibt sehr viele in jeder Abteilung, sodass es auch gar kein Problem ist selbst dort ein Praktikum zu machen, da alle dran gewöhnt sind, dass Externs da sind. Wer gut Französisch kann, ist hier auf jeden Fall im Vorteil, da generell nicht gerne englisch gesprochen wird. Die meisten können es zwar schon, und auch gar nicht so schlecht, aber sind es einfach nicht gewöhnt zu sprechen. Aber da ich zum Sprache lernen nach Frankreich bin, war das auch ganz gut so. Nur für den Anästhesie Lerneffekt war es manchmal schwierig.
Ich hab davor 2 Monate in Deutschland Anästhesie gemacht, sodass mir auch schnell die Unterschiede aufgefallen sind: Die Anästhesiepfleger haben in Frankreich eine etwas höhere Stellung und leiten fast selbstständig ein und managen die OP und die Ärzte (gerade die älteren) kommen nur kurz vorbei um die Medikamente zu bestimmen und sich einen Überblick zu verschaffen und bisschen mitzuhelfen. Allgemein haben sie oft mehrere Säle und sind eher für die medizinischen Entscheidungen und Medikamente zuständig und machen weniger praktisch als die deutschen Anästhesisten. Das hat aber den Vorteil, dass es gar kein Problem ist, Intubieren zu lernen, ich durfte fast jede Intubation machen und mir wurde auch als Ausländerin sehr schnell alles anvertraut. Ich hab dadurch auch sehr viel mit den AnästhesiepflegerInnen zusammen gearbeitet, die aber wirklich alle unglaublich lieb waren zu mir, obwohl ich am Anfang wirklich unglaublich schlecht französisch gesprochen habe.
Außerdem sind die Medikamente etwas unterschiedlich als in Frankreich - z.B. keiner kennt Akrinor, ich hab dann festgestellt, dass in Frankreich der Standard von Akrinor abrät, stattdessen benutzen alle einfach Epinephrin, hat auch genauso gut funktioniert. Weiterhin wird z.B. zur Einleitung Lidocain benutzt, um den Schmerz vom Propofol abzudämmen, was ich wirklich quatsch fand, aber ist hier halt der Standard. Wer also 4 Monate plant Anästhesie in Frankreich zu machen, sollte sich nochmal über die Standards in Deutschland informieren fürs M3. Ansonsten kann man hier genauso viel lernen wie in Deutschland.

Ich bin 6 Wochen im OP gewesen und 2 Wochen auf ITS:
HNO und Plastische: da ich Deutsche war und nicht so gut Französisch konnte, wurde ich netterweise erst mal zu einem deutschsprachigen Arzt gesteckt, was mir den Einstieg extrem erleichtert hat. Er war immer für die HNO und Plastischen OPs zuständig. HNO war echt cool für Anästhesie, da man nasal intubieren lernen konnte, die OPs sehr schnell gingen, und auch mal so besondere Verfahren gesehen hat wie die Jet Ventilation. Plastische war etwas langweilig, aber dafür die OPs ganz cool, ich hab oft dann dort bisschen mit zugeschaut. Die Stimmung im OP ist wirklich durchweg freundlich und nett und man darf alles fragen. Generell ist die Stimmung im Krankenhaus super freundlich, alle grüßen und lächeln und man merkt, dass die Franzosen einfach weniger Stress haben. Ich hab auch ständig Kaffeepause machen können, überall gibts Nespresso Automaten, man muss sich nur seine eigenen Kapseln mitbringen - fand ich eine gute Lösung. Oft dann auch Pain au Chocolat oder Brioche für alle im Aufenthaltsraum...
GYN und Geburtshilfe: danach war ich 3,5 Wochen auf der Geburtshilfe und Gyn, das hab ich mir ausgesucht. Geburtshilfe war toll zuzuschauen und sehr interessant, ich durfte auch einen Tag mit auf die NEO. Jedoch durfte ich dort keine Spinalanästhesien oder Periduralkatheter legen, da die Internes (Assistenzärzte) das lernen sollten. Dadurch war ich dann nur eine Woche dort und hab mich dann in den Gyn OP verabschiedet. Dort war es nicht so spannend, aber die OPs gingen super schnell und teilweise hab ich 5 ein- und ausleitungen mitgemacht und dann wars um 1 und alles durch und ich durfte gehen.
REANIMATION (ITS): Die ITS in Croix-Rousse ist etwas besonders, da die Chirurgie auf Leber spezialisiert ist und ein großes Transplantationszentrum hat. Es war super interessant, aber auch extrem schwierig, medizinisch und sprachlich. Alle Abkürzungen sind anders und die Intensivtherapie der Lebererkrankungen an sich ja schon ein riesen Thema. Aber echt ganz cool, weil man auch internistisch viel gelernt hat. Jedoch war ich oft etwas verloren, da ich mit meinen begrenzten Französischkenntnissen nicht wirklich mitmachen konnte und auch echt sehr wenig verstanden hab. Es wurden aber fast jeden Tag von den Anästhesisten Echos durchgeführt und wenn man wollte, konnte man mit dem/der Interne mitlaufen, die/der die ganzen Zugänge legt. Die ITS dort war so viel stressfreier als ich es aus Deutschland kannte, da es viel mehr Internes gab. Nach der Übergabe früh wurde immer erst mal gemeinsam Kaffee getrunken und mittags eine Stunde zusammen in die Cafeteria. Generell gab es auch jeden Tag Austausch mit den anderen Fachgebieten und es wurde sehr viel mehr auf Expertenmeinungen gehört, als ich es bisher kannte.
Fortbildungen gab es nicht offiziell für mich, aber Donnerstag haben die von der ITS nachmittags immer 2 Stunden Fortbildung, denke da hätte ich mitgehen können, aber mir war meine Freizeit dafür zu schade. Auch die Studenten haben glaube ich manchmal Fortbildung gehabt, bin aber nie mit, da ich lieber früh heim bin. Denke wenn man sich bemüht, würde da vielleicht was gehen.

Insgesamt kann ich ein Tertial oder ein halbes unbedingt empfehlen! Lyon ist wunderschön, die Menschen sind entspannter, freundlicher und das Essen in der Caferteria (für 4 Euro ein RIESEN Buffet inklusive Tarte zum Nachtisch und Obst, Salat, Gemüse etc., ich hab mich jedes mal übergessen) ist echt so unglaublich lecker. Lyon ist bekannt für seine gute Küche, den vielen jungen Studenten, den zwei großen Flüssen - lohnt sich auf jeden Fall.

Gewohnt hab ich übrigens in einer WG über lacartedecolocs. Ich hatte super Glück mit einer lieben französischen Studentin zusammen zu wohnen mitten im Zentrum. Durch sie hab ich auch Anschluss gefunden. Ansonsten über die Medizinstudenten im Krankenhaus.
Bewerbung
Ich hatte einfach direkt beim Chefarzt der Anästhesie nachgefragt, für den das gar kein Problem war, dass ich komme. Später hab ich dann mitgekriegt, dass man sich eigentlich direkt bei der Uni bewirbt. Theoretisch muss man mindestens B2 haben, was ich nicht vorweisen konnte. Dadurch dass ich aber die schriftliche Zusage von dem Chefarzt hatte, durfte ich ein Glück trotzdem antreten. Die Sekretärin ist super organisiert und antwortet sofort.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
800 (Erasmus Plus)
Gebühren in EUR
keine

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07