PJ-Tertial Chirurgie in Queen Elizabeth Central Hospital (3/2025 bis 5/2025)

Station(en)
Allgemein-/Plastische/Neuro-/Kinder- und Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Diagnostik, OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Essen
Kommentar
Ich habe eine Hälfte meines Chirurgie Tertials am Queen Elisabeth Central Hospital in Blantyre gemacht und kann eine solche Erfahrung nur weiterempfehlen.
Ich habe Malawi als weiblich gelesene Person als überwiegen sicher empfunden. Trotzdem empfiehlt es sich bei Dunkelheit nicht mehr draußen unterwegs zu sein, bzw. für Wegstrecken einen vertrauenswürdigen Taxifahrer zu rufen.

Das QECH ermöglicht eine Rotation durch eine Auswahl an chirurgischen Fächern, darunter Allgemein-/Plastische/Kinder-/Neuro- und Orthopädie und Unfallchirurgie. Der Plastischen Chirurgie zugehörig ist auch die Verbrennungsunit. Ich konnte mir relativ frei aussuchen, wohin ich gehen möchte und abgesehen von der UC habe ich alle Stationen besucht.
Der Ablauf ist auf allen Stationen ähnlich. Es gibt immer morgens gegen 7:30 Uhr die Frühbesprechung für alle gemeinsam. Manchmal mit Präsentation durch die Residents. Danach ist die Visite durch die Interns. Anamnese, Untersuchung und Prozedere aufschreiben. Anschließend nochmal im Schnelldurchgang die Visite mit den Residents oder Fellows, je nachdem was für ein Tag ist. Danach werden die ToDos abgearbeitet. Bildgebung, Labore anschauen, Punktionen, Entlassungsberichte schreiben und Außenlieger visitieren. Dann gibt es an bestimmten Tagen nachmittags noch die Poliklinik oder Fortbildung.
Die Ops laufen zwischen 8 und 16Uhr. Häufig muss aber noch der Op Saal gewischt werden, oder Material besorgt, sodass die Ops erst um 9 oder 10 Uhr beginnen. Außer in der Kinderchirurgie, hier ist wirklich immer alles pünktlich. Generell muss man gut damit leben können, dass Zeiten nur Richtwerte in Malawi sind.
Zu Beginn war es etwas schwer herauszufinden, was ich alles machen darf. Auch aufgrund der Sprachbarriere ist der Umgang mit Patienten etwas schwierig. Ein Großteil der Patienten spricht auschließlich die Landessprache Chichewa. Das medizinischen Personal hingegen spricht gut verständliches Englisch. Das ist auch sehr hilfreich in der Patientenkommunikation. Es gibt etliche Student-Nurses, die man bitten kann zu übersetzen. Abgesehen vom Patientengespräch findet am Klinikum auch sonst alles in Englisch statt.
Letztenendes durfte ich exakt die Arbeit der Interns machen, also Visite mit Patientenvorstellung und Poliklinik-Patienten in Rücksprache mit den Residents sehen. Ich habe auch ein paar Male im Op assistiert. Dies ist jedoch überwiegend eher schwierig, da es nur eine begrenzte Anzahl an steriler Kleidung gibt und so die Assistenzärzte bevorzugt werden. Zuschauen und Fragen stellen oder bei der Anästhesie mithelfen geht aber immer. Viele Patienten kommen mit Erkrankungen in fortgeschrittenen Stadien und das meiste wird offen versorgt.
Es wird auch viel erklärt, man muss nur die richtigen Ärzte finden und viel selber nachfragen.
Ich habe eigentlich immer Zeit gefunden um Mittag zu essen (im Liverpool research center gibt es ganz leckeres relativ günstiges und man sitzt mit vielen Internationalen zusammen, aber auf dem Klinikgelände gibt es auch noch ein paar andere Essgelegenheiten, sowie den Markt vor der Klinik). Wann man geht, ist einem sehr freigestellt. Auf manchen Stationen gibt es um 12 Uhr schon nichts mehr zu tun und auf manchen kann man bis Abends noch was lernen. Theoretisch kann man auch Dienste mitmachen, aber ich fand es etwas langweilig und sonst nicht viel anders als ein normaler Arbeitstag.
Zur Hälfte der Zeit kamen dann auch die lokalen Medizinstudenten dazu. Positiv daran ist auf jeden Fall, dass man sich einfach bei denen abgucken kann, was man so alles an Aufgaben übernehmen darf und zum Teil auch einfach mit einem Studi den Patientenkontakt teilen, sodass die Sprachbarriere kein Problem ist. Außerdem gibt es Studentenunterricht jeden Nachmittag zu dem man gehen kann und auch auf Station wird etwas mehr Zeit für Erklärungen gegeben.
Ein Nachteil ist, dass es auf jeder Station 4-8 Studenten gibt, mit denen man sich die Aufgaben teilt. Aber tendentiell fand ich es eher von Vorteil die Studenten dazuhaben und auch der Zugang zu locals wird dadurch einfacher.
Generell lebt ein PJ im QECH ganz nach dem Motto „Alles kann, nichts muss.“. Wenn man möchte, lernt man einiges und bekommt einen sehr guten Einblick in die dortige Gesundheitsversorgung, aber wenn man sich lieber eine entspannte Zeit machen möchte, oder das Land bereisen möchte, ist das auch ohne Probleme möglich.


Hilfreiche Kontakte und Infos:

Flug:
- Direktflug nach Blantyre möglich, am besten einen vertrauenswürdigen Taxifahrer wissen, sodass man auf dem Weg in die Stadt nicht abgezogen wird
- Busverbindung von Lilongwe nach Blantyre: muss man ein paar Tage vorher reservieren (z.B. Sososo Coaches), fahren nur 1-2x pro Tag, komfortabler Reisebus, ca. 5h Fahrt

Unterkunft:
Medic to Medic Guesthouse https://www.medictomedic.org.uk/
- NGO, welche Malawische Studierende unterstützt, ermöglicht Kontakt zu lokalen Studierenden
- den Kontakt mit Tamsin (CEO der NGO) findet man online. Sie ist super nett und antwortet schnell.
- ca. 25min Gehweg zum Klinikum, man läuft meist mit anderen, die auf dem selben Weg sind
- geben eine super Liste an hilfreichen Kontaktdaten raus (Guides, Taxifahrer, ...)
Alternativ etwas teurer und komplikationslose weiter weg vom Krankenhaus: Kabula lodge, beherbergt viele internationale Studenten und Ärzte, definitives Pro fürs Kennenlernen anderer Internationaler, aber das geht auch sonst sehr gut, hat 2x/Tag einen Shuttlebus (passt je nach Fachrichtung nicht so super zu den Arbeitszeiten)

Fortbewegung:
Taxis:
am besten bekommt man von jemandem Internationalen vor Ort eine Liste mit vertrauenswürdigen Nummern. Alle Taxifahrer haben einen einheitlichen Kilometerpreis (Stand 2025 1000MKW + 1000MKW/km), man bekommt aber als Internationaler bzw. Weißer, generell teurere Preise gesagt
Minibus:
Preis je nach Fahrstrecke (vorher locals befragen), fahren sehr schnell und sind eng und klein, von locals für internationals nicht empfohlen, scheinen häufiger schwere Unfälle zu haben. Hatte selber keine schlechten Erfahrungen, aber man hört schon häufiger von Unfällen.

Sonstige:
- HIV Prophylaxe empfehle ich mitzunehmen. Als ich da war, gab es noch PEP in der HIV Klinik am Krankenhaus, aber seit die USA die Auslandshilfe zum Kampf gegen die HIV gekürzt hat, wird es eher schwierig sein an etwas zu kommen.
- Tamsin von Medic to Medic freut sich immer über jegliches medizinisches Material oder Bücher, die man ihr mitbringen kann. Egal ob abgelaufen oder nicht. Das Krankenhaus selber hat nichts von den Materialien wollen, die ich gebracht habe.
- Für den persönlichen Bedarf kann ich Pulsoxy, Stethoskop, Handschuhe, Maske und Handdesinfektionsmittel empfehlen (Handschuhe gab es meist, aber sicher ist sicher und dem Desinfektionsmittel vor Ort habe ich nicht so wirklich vertraut).
- Kassacks für den Op muss man sich selber mitbringen. Die Stationen (abgesehen der Verbrennungsunit) darf man in Alltagskleidung besuchen, habe aber trotzdem lieber einen Kassack getragen. Auch die Kassacks bekommt man vor Ort am Ende des PJs leicht verschenkt.
- Bewerbung beim Promos Stipendium (wenns beim ersten mal nicht klappt, dann auf die Restmittel bewerben)
Bewerbung
- 1 halbes Jahr vorher an Gloria Malewa (Stellvertretung Dekanat) [email protected]
- Letter of Recommendation, Good Conduct, Lebenslauf und Certificate of Enrollment
- es kam sehr schnell eine positive Rückmeldung
- Anschließend Kontaktaufnahme mit ChefärztIn des Departments, Kontaktdaten von Gloria bekommen, musste ihn zweimal anschreiben
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Repetitorien
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Poliklinik
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
-
Gebühren in EUR
50US$ pro Woche + 150 US$

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.67