Team:
Alle Assistenzärzt*innen sind im ersten oder maximal zweiten Jahr. Es sind alle total nett und bei uns waren teilweise die Leute auch erst selbst nach Zofingen gezogen. Man ist dadurch echt total auf einer Ebene mit den Assis und die Atmosphäre ist total nett. Ansonsten ist auch bei den allermeisten Oberärzt*innen eine gute Stimmung und man wird ernst genommen. In 1-2 Jahren wird einer der Oberärzte der neue Chef, was vermutlich noch mal viele positive Verbesserungen haben wird.
Einsatz:
Man ist entweder auf einer der Stationen (Allgemeine Innere, Akutgeri oder IMC) eingesetzt oder auf dem Notfall. Auf Station fängt man gegen 7.30 Uhr an, geht bei Visite mit, bespricht jeden Patienten mit Pflege und Oberarzt und muss viel Papierkram machen. Hier hat man je nach Assi auch mal eigene Patienten. Generell ist Notfall natürlich spannender, aber das coole ist, dass man auf Station quasi trotzdem mehr oder weniger die gleichen Aufgaben hat wie die Assis. Notfall ist entweder Frühdienst von 7:30-17 Uhr oder Spät von 15-23:30 Uhr. Meist kommt man halbwegs pünktlich raus. Auf dem Notfall hat man ab und zu eigene Patienten, kommt ganz drauf an mit wem man arbeitet und wie viel los ist. Man arbeitet etwa 1 Wochenende pro Monat, hat dann dafür 2 Tage unter der Woche frei.
Unterschied zu DE:
- Die Pflege ist mega kompetent
- Die Patienten werden hier wirklich sehr gut versorgt. Man kümmert sich um jedes Problem, dadurch macht man sich auch viel Arbeit aber man nimmt alles ernst und geht auf alles ein.
- In so einem kleinen Haus wird man in der Inneren keine Punktionen machen können (Pleura, Aszites), da das die Assis selbst üben und es auch einfach nicht so oft vor kommt. Das wäre ein Argument, um eher an ein größeres Spital zu gehen.
Was habe ich gelernt:
- Routine in strukturierter Anamnese und Untersuchung (durch Notfall)
- In der Inneren werden auch die Fälle aus Neuro mit abgedeckt - also ich habe auch echt häufig eine neurologische Untersuchung gemacht, mal in ein Ohr geschaut, Schwindel-Tests gemacht. Also ist man etwas breiter aufgestellt als an den meisten Häusern in Deutschland.
- Ich hatte vorher noch nie eine Innere-Famu gemacht und dementsprechend wenig Vorerfahrung, habe aber wirklich sehr viel über alle möglichen Themen gelernt und viele verschiedene Krankheitsbilder gesehen. Oft ist man auch ein bisschen wie eine Hausarzt-Notfallpraxis, da in der Region Hausarztmangel herrscht.
- Routine in EKG-Befundung.
- aBGA habe ich ein paar Mal gemacht, kann man auf dem Notfall aber prinzipiell üben.
Warum Zofingen?
- Kleines sympathisches Haus, nettes Team. Man kennt schnell alle und wird gut eingebunden.
- Lage recht zentral in der Schweiz gelegen, mal kommt von dort aus an viele Orte recht gut (30 Minuten bis nach Basel, Bern und Luzern, 45 Minuten bis nach Zürich). Mit Auto ist natürlich nochmal deutlich besser (und auf Dauer auch günstiger, gerade mit mehr Leuten). Zofingen selbst ist ganz süß und man hat alles wichtige, was man braucht. Man kann mal abends was essen und trinken gehen, gut spazieren oder an der Aare schwimmen. Andere Empfehlung: Caipi-Bar, Spittelhof (bietet Töpferkurs, Nähkurs, Fahrradbörse etc zum guten Preis), Brockenstube (sind Second-Hand-Kaufhäuser in der Schweiz, Zofingen hat 2, dort gibt es wirklich alles und zum recht guten Preis, von Haushaltsartikel über Kleidung bis Outdoorequipment)
- Man kann vieles selbstständig machen, wird aber auch nicht überfordert. Auf dem Notfall ist es häufig nicht soo stressig, wie man es von deutschen Kliniken vielleicht kennt. Dadurch kann man auch immer wieder entspannt was nachlesen.
Warum nicht Zofingen?
- Ist absolut keine Großstadt, wem das wichtig ist. Man hat es nicht weit bis nach Bern etc, aber das macht man natürlich unter der Woche eher nicht.
- Nicht direkt an den Bergen - bis zu richtig hohen Bergen mit Wanderung am Vierwaldstättersee oder Thuner See/Berner Oberland sind es mind. etwa 1h mit dem Auto - für Tagesausflüge am Wochenende aber natürlich gut.
- Im Winter stelle ich es mir ein bisschen trostlos vor, da man zum Skifahren schon eher so 1,5h fahren muss und es dann nach der Arbeit quasi immer dunkel ist..
Wohnheim:
Das Wohnheim ist wirklich gut, ich habe während der Zeit in der Schweiz einige andere Freunden in ihren Wohnheimen besucht und das ist Zofingen ist wirklich gut. Die Hausregeln werden sehr ernst genommen (Sachen die rumstehen werden teilweise weggeworfen). Es gibt 11 Zimmer, einen grossen Garten mit Terrasse, Keller mit Waschmaschine, Trockner, Tiefkühltruhe, 3 Wäscheständern. Ab nächstem Monat bekommt jeder eine Box mit Küchenartikeln und Besteck und allem, das wird vermutlich ein bisschen nervig. Ansonsten wird einmal pro Woche geputzt. Am besten ein paar Fotos mitbringen, dann kann man sich sein Zimmer etwas wohnlicher machen. Ansonsten fand ich eine Tupperdose sehr praktisch.
Urlaubstage: 7-8 (uns wurden 8 gegeben)
- kann man sich einteilen wie man möchte
- aktuell macht Mirco (PA) die Dienstpläne. Er ist sehr großzügig mit Kompensationstagen und so arbeitet man insgesamt schon eher etwas weniger als in der Chirurgie.
Geld:
Insgesamt haben wir wirklich viel unternommen und kamen ganz gut mit dem Geld hin. Nach Abzug von Steuern und Miete hat man knapp 1000 Franken übrig. Lidl ist kaum teurer als in Deutschland, also hier lohnt sich der 10min Weg mit dem Auto. Coop und Migros schon deutlich teurer als DE. Essen im Spital sehr lecker, aber kostet schon eher so 8-12 Franken. Wir haben häufig vorgekocht. Wenn man es darauf anlegt, schafft man es auch, mit einem deutlichen Plus aus dem Tertial zu gehen.
Krankenversicherung:
Im Kanton Aargau muss man sich von der Versicherungspflicht befreien lassen. Das kann man über ein Online-Formular machen und hat bei Gesetzlich versicherten easy geklappt. Bei meinen Freunden die privat versichert sind ist es etwas komplizierter, hier haben sie immer noch keine finale Rückmeldung. Haben aber auch nicht mitbekommen, dass da in der Vergangenheit wirklich schon mal jemand was bezahlen musste.
Allgemeine hilfreiche Infos für die Schweiz:
- Halbtax (ist sowas wie Bahncard 50, aber gilt auch auf viele Bergbahnen. 50% auf das Ticket) lohnt sich wenn man viel unterwegs ist. Es gibt regelmäßig "Schnupper-Halbtax" als Aktion von verschiedenen Anbietern, einfach mal googlen. Bei uns gab es dann 2 Monate für nur 30 Franken. Konnte man sogar zweimal machen.
- Wenn man Bahntickets früh bucht, kann man "Spar-Billetes" kaufen und so Geld sparen (mindestens am Vortag)
- Zum Wandern und Fahrradfahren empfehle ich SwissMobile für Karten.
- Meteo-Swiss ist für die Schweiz deutlich zuverlässiger als eine deutsche Wetterapp.
- Bank-Konto, das man sich ganz easy aus Deutschland heraus erstellen kann: Yuh (Online-Bank, keine Gebühren, kostenlos abheben bis zu bestimmten Betrag, hat bei uns super funktioniert).
- Bargeld braucht man quasi nie, man kann fast immer mit Karte bezahlen.
- Wenn nicht mit Karte, dann mit Twint (so wie Paypal). Als Person aus dem Ausland ist "Twint Prepaid" das einfachste.
- In Zofingen muss man sich nicht bei der Stadt melden (spart Arbeit und Geld), erst ab dem zweiten Tertial.