Am ersten Tag sollte man um 7:30 Uhr im Haus erscheinen (sonst Arbeitsbeginn um 8:00 mit Frühbesrpechung). Dort wird man herzlich von Frau Lang im Sekretariat empfangen. Sie gibt einem das Diensttelefon, einen Spindschlüssel, sowie eine Mappe mit allen relevanten Informationen zu den PJ-Seminaren während des gesamten Tertials. Außerdem erhält man die Zugangsdaten für das KIS-System. Die organisatorische Betreuung durch das Sekretariat ist wirklich erstklassig.
Zuständig für die PJ-Angelegenheiten ist eigentlich Frau Buckert, sie kommt jedoch erst gegen 8 Uhr und ist nur montags und freitags anwesend. Sollte es jedoch dringende Anliegen geben, sind auch die anderen Sekretärinnen stets hilfsbereit, freundlich und unkompliziert ansprechbar. Zusätzlich erhält man ein Formular, mit dem man kostenlos Mittagessen in der Cafeteria bekommt.
Tagesablauf – Struktur & Atmosphäre:
Die Mittagspause findet täglich nach der Mittagsbesprechung statt – Ausnahmen gibt es nur in seltenen Fällen, z. B. wenn man in der ZNA ist und plötzlich ein Schockraum-Patient kommt. Das ist aber wirklich die Ausnahme – ich habe es nur einmal erlebt.
Nach der Einführung durch Frau Lang wird einem das Haus gezeigt – Umkleide, Stationen, ITS, etc. In meinem Fall war ich überraschenderweise der einzige PJler, obwohl das Haus laut PJ-Ranking zu den Top 10 gehört und eigentlich sechs PJ-Studierende pro Tertial aufnimmt. Um 7:50 Uhr wartete ich also vor dem Büro des CA Herrn Christ, der mich freundlich empfing, mich zum Frühbesprechungsraum brachte und sich sofort sehr um mich kümmerte.
In der Frühbesprechung werden die Patienten vorgestellt, die seit dem Vorabend aufgenommen wurden. Es sind dort alle Oberärzt:innen (OÄ) und Assistenzärzt:innen (AA) anwesend. Als neuer PJler wird man freundlich vorgestellt und von allen herzlich begrüßt.
Die Besprechung ist interdisziplinär – es nehmen die Innere 1 (Gastro), Innere 2 (Kardio) und die Geriatrie teil. So bekommt man einen Überblick über alle relevanten Bereiche der Inneren Medizin.
Anschließend wird man einem erfahrenen AA zugeteilt, bei dem man mitläuft. Positiv an einem kleineren Haus: alle – vom CA über die OÄ und AA bis hin zu Pflege, Sozialdienst, Seelsorge und Servicepersonal – sind ausgesprochen freundlich und offen. Man lernt schnell alle kennen, besonders wenn man eigene Patienten betreut.
Rotationsplan & Aufgaben
Am zweiten Tag findet ein Gespräch mit CA Herrn Christ und CA Prof. Kücherer statt, in dem der Rotationsplan besprochen wird:
3 Wochen Gastro
3 Wochen Kardio
3 Wochen ITS
3 Wochen ZNA
Danach kann man frei wählen, z. B.:
Funktionsdiagnostik (Sono, Endoskopie, Echo, HKL)
Geriatrie, Palliativmedizin oder Diabetes-Sprechstunde
Man darf (und soll) sich aktiv einbringen:
aBGA abnehmen
Viggos legen
Blutkulturen
Eigene Patienten betreuen (inkl. Therapieplanung, Gespräche, Entlassung)
Ab der 2. Woche hatte ich regelmäßig 3–4 Patienten pro Woche in Betreuung. Keine Sorge – die AÄ sind immer dabei und helfen, wenn etwas fehlt oder ergänzt werden muss.
Ein weiterer Pluspunkt: Es gibt einen Blutabnahmedienst! Das bedeutet, man wird nicht – wie in manchen Unikliniken – nur als „Blutabnahmekraft“ eingesetzt, sondern kann sich auf ärztliche Tätigkeiten konzentrieren.
Stationsalltag & Lehre
Tägliche OA-Visite
Regelmäßige Patientendiskussionen mit Pflege und OA
Lehrreiche und wertschätzende Atmosphäre
In der Kardiologie betreuten mich unter anderem OA Herr Fuchs und OA Herr Psyrakis – bei eigenen Patienten darf man diese vorstellen und gemeinsam Therapie, Diagnostik und Medikation besprechen. Die Oberärzt:innen sind alle sehr engagiert in der Lehre. Ich hatte sogar eine persönliche Unterrichtseinheit mit Herrn OA Psyrakis zur Lungenfunktionsdiagnostik – direkt praxisnah am Spirometer und der Bodyplethysmographie.
In der Gastroenterologie waren es CA Christ, LOA Herten, OA Mitev, OA Nurtsch und OA Limbach – alle sehr engagiert in der Lehre. Fragen werden gerne gestellt – sowohl zu eigenen als auch zu fremden Fällen (Scores, Medikamente, Differentialdiagnosen, Therapieplanung etc.). CA-Visite findet immer mittwochs statt
Auf beiden Stationen konnte ich stets aktiv an den Patientenbesprechungen teilnehmen, wobei unsere Ideen und Meinungen von den Oberärzt:innen und dem Chefarzt wertgeschätzt und ernst genommen wurden
Auch andere AÄ und OÄ bezogen mich aktiv ein: Ich wurde zu Visiten mitgenommen, erhielt Aufgaben (nicht nur Viggo legen, sondern oft aBGA), wurde täglich auch stationsübergreifend zur Mithilfe gebeten. Besonders aBGA durfte ich häufig machen – und wurde sogar aus der Gastro von der Kardio-Station darum gebeten. Fast alle OÄ kann man duzen.
Atmosphäre & Umgang
Was mich besonders beeindruckt hat: Die Früh- und Mittagsbesprechungen laufen in entspannter, humorvoller Atmosphäre ab, was ich von der Uniklinik nicht kannte.
Weitere Rotationen
ITS: Intensive klinische Schulung durch OÄ Häusler (Mo–Do) und OA Hasanov (Fr). Es wird Wert gelegt auf klinisches Denken – Beide sind sehr zugänglich, erklären viel und trainieren klinisches Denken durch gezielte Fragen. Ich durfte Patientenkurven führen, die von der OÄ sorgfältig kontrolliert wurden. Man lernt sehr viel über Diagnostik, Laborveränderungen, Bildgebung etc.
ZNA: Sehr strukturierter Ablauf. Von Anfang an ist man vollwertiges Teammitglied. Besonders wichtig ist, sich bei jeder neuen Rotation aktiv vorzustellen – vor allem auf ITS und ZNA, wo enge Zusammenarbeit mit der Pflege wichtig ist. In der ZNA nehmen Pflegekräfte Patienten auf, legen Viggos, machen Blutabnahmen und EKGs.
In der ZNA betreuten mich OÄ Fey, OÄ Opel und OA Hasanov. Ich durfte täglich 2–3 Patienten selbst betreuen, mit OA besprechen und ambulante Entlassbriefe schreiben. Man nimmt selbst Patienten auf, macht Anamnese, körperliche Untersuchung, ordnet Sono oder Radiologie an. OÄ Fey, OÄ Opel und OA Hasanov sind deine direkten Ansprechpartner. Die sind alle bemüht, alles zu erklären. Es gibt viele Gelegenheiten zur eigenständigen Patientenbetreuung inkl. ambulantem Entlassbrief. Dort lernt man sehr viel zur strukturierten Anamnese im akuten Fall und erkennt pathologische Befunde (z. B. pathologisches Abdomen, Aortenstenose, Pneumoniegeräusche). Besonders in Bezug auf Peritonismus – nicht jeder Patient mit Peritonismus hat ein "bretthartes" Abdomen. Außerdem wird man im Schockraum bei einem Notfallpatienten sofort als Teil des Teams eingebunden und ist nicht nur stiller Beobachter. Man darf aktiv mitarbeiten – zum Beispiel Viggos legen, eine Blutgasanalyse abnehmen oder auch die körperliche Untersuchung bei Schlaganfallpatient:innen durchführen.
Palliativstation: Sehr wertvolle Erfahrung, um zu lernen. Da ich es wichtig fand, den empathischen Umgang mit terminalen Patient:innen und Angehörigen zu lernen. Die Pflege dort ist besonders engagiert. OA Grienberger und OÄ Dietz bezogen uns stets in Gespräche mit Patienten ein. Dort lernt man z. B., wie man schlechte Nachrichten übermittelt oder entscheidet, wann ein Palliativperfusor begonnen werden sollte.Das Pflegepersonal dort war das freundlichste im ganzen Haus.
Funktion: Hier hatte ich die Möglichkeit, selbst zu schallen. Viele Oberärzt:innen – darunter CA Christ, LOA Herten, OA Nurtsch, OA Limbach, OA Hasanov und OA Mitev – erklärten geduldig und detailliert, oft mit praktischen Tipps zur Darstellung von Strukturen wie dem DHC, dem Sigma oder dem Appendix. Auch die Bereiche Endoskopie sowie UKG/TEE/TTE waren didaktisch sehr wertvoll und lehrreich.
Das gesamnte Innere-Team bemüht sich sehr um Verständnis, und eigene Ideen werden wertgeschätz.
Organisatorisches
PJ-Vergütung: 400 €
Kostenloses Mittagessen durch Essensbescheinigung
Fazit
Ein absolut empfehlenswertes PJ-Haus mit:
Engagierter Lehre
Flacher Hierarchie
Herzlicher Atmosphäre
Guter Organisation
Selbstständiger Arbeit
Ich hätte dem Krankenhaus im PJ-Ranking nicht nur Top 10, sondern ehrlich gesagt Platz 1 gegeben! 🙌
Wichtig zu erwähnen ist auch: Falls es einmal nicht gelingt, eine Viggo zu legen, wird das keineswegs negativ aufgenommen – es gibt weder Kritik noch Ungeduld vonseiten des Teams.
Aufklärungsgespräche sind keine PJ-Aufgabe, da sie rechtlich nicht delegierbar sind – was sehr positiv ist, da man durch OÄ und AÄ gut geschützt wird. Anders als in mancher Uniklinik, wo man für gefährliche Aufgaben eingespannt wird.