Es gibt im George Hospital innerhalb der Inneren Medizin (dort „General Medicine“) keine Subspezialitäten, sprich es gibt ein Team mit einer Station, in der u.a. kardiologische, nephrologische, neurologische und rheumatologische Patient:innen sind. Die Ärzt:innen übernehmen ein breites Spektrum an Aufgaben – von der täglichen Anamnese und Untersuchung über Blutentnahmen bis hin zu invasiven Eingriffen wie Pleura- und Lumbalpunktionen oder Knochenmarksaspirationen. Als Student durfte ich sehr viel davon selbstständig oder betreut durchführen.
Der Ablauf der Visiten ist meiner Meinung nach etwas umständlich strukturiert: Man besucht alle Patient:innen jeden Tag, erst untersucht man selbst, dann bespricht man den Fall mit einem Intern (die Assistenzärzt:innen, die ihr Studium gerade abgeschlossen haben), anschließend mit dem Medical Officer (MO), bevor schließlich die Consultant Ward Round im ganzen Team stattfindet.
Die Krankheitsbilder sind total vielfältig, man sieht täglich Infektionserkrankungen wie AIDS oder Tuberkulose (wir hatten sogar einen Malaria- und einen Leprafall), außerdem zahlreiche kardiovaskuläre und andere Erkrankungen der Inneren Medizin, oft in späten Stadien und oft bei noch jungen Patient:innen.
Einen Teil der Zeit war ich auf der Station, ich bin aber auch in die Ambulanz, Notaufnahme, Day Clinic und Intensivstation rotiert, das konnte ich mir frei aussuchen.
Erwähnenswert ist, dass trotz sehr begrenzter Ressourcen eine erstaunlich gute Medizin praktiziert wird – jede Diagnostik muss gezielt eingesetzt werden, und so werden Anamnese und Untersuchung so perfektioniert, dass jede:r Patient:in die bestmögliche Versorgung bekommt. Insgesamt war das Team außergewöhnlich kompetent und offen, und man wurde als Student:in geschätzt, wenn man sich aktiv einbrachte.
Die Integration ins Team war sehr einfach, da alle super freundlich sind und das Personal untereinander auf Englisch kommuniziert. Im Kontakt mit Patient:innen wird jedoch öfters Afrikaans gesprochen, was das Verständnis natürlich erschwert – auch wenn man einige Wörter versteht, weil die Sprache ja sehr ähnlich zum Holländischen ist.
Zur Wohnsituation: Die angebotenen Wohnheime waren vergleichsweise teuer und machten einen mittelmäßig guten Eindruck. Im Vergleich dazu ist ein Airbnb für einen ähnlichen Preis oft die bessere Wahl. Man sollte auf den Wohnort achten, denn nicht alle Gegenden sind sicher, die meisten Airbnbs befinden sich aber in guten Gegenden. Ich habe mit meiner Freundin zusammen ca. 850 € pro Monat gezahlt. Für den Weg zur Klinik ist es vorteilhaft, in der Nähe zu wohnen – insbesondere, wenn man kein Auto hat oder zu Fuß gehen möchte (in meinem Fall war der Fußweg etwa 25 Minuten, was noch okay war).
Bewerbung
Ca. 1 Jahr vor dem Beginn hatte ich an die University of Cape Town geschrieben, ob ein halbes Tertial in George möglich sei (wenn man nicht spezifisch danach fragt und nicht sehr früh dran ist kann es sein, dass sie einem sagen, dass es keine Plätze mehr gibt, obwohl sie sich nur auf Kapstadt selbst beziehen). Der bürokratische Aufwand ist hoch, und die Kosten nicht zu vernachlässigen (30.000 ZAR oder 1,500€ für 8 Wochen), aber es lohnt sich.