PJ-Tertial Gynäkologie in Hospital Interzonal General de Agudos Dr. Oscar E. Alende (1/2025 bis 3/2025)

Station(en)
Gynäkologie (HIGA), Geburtshilfe (HIEMI)
Einsatzbereiche
Diagnostik, Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Ich war im Rahmen meines PJs in meinem Wahlfach Gynäkologie und Geburtshilfe für 2 Monate in Mar del Plata, Argentinien. Wichtig: es sind zwei unterschiedliche Kliniken, das HIEMI – Hospital Materno Infantil - für Geburtshilfe und das HIGA – Hospital interzonal general de agudos – für Gynäkologie. Die beiden Häuser arbeiten zusammen und die Assistenzärzt*innen rotieren je nach Jahr hin und her, aber organisieren muss man sich beides getrennt (achtet bloß am Ende darauf, dass auf der PJ-Bescheinigung der gesamte Zeitraum unterschrieben ist, da man ja im Ausland offiziell nicht nochmal splitten darf).

Mar del Plata liegt etwa 5 Stunden südlich von Buenos Aires und ist eine Stadt direkt am Meer, die besonders in den Sommermonaten von inländischen Tourist*innen überrannt wird, weil sie direkt am Meer liegt und daher im Sommer Strand und angenehme Winde bietet.
Meine Bewerbung erfolgte recht spontan im September/Oktober des Vorjahres für Januar und Februar über die Mail-Adressen des jeweiligen Hauses. Für die Bewerbung brauchte ich ein Bewerbungsschreiben und meinen Lebenslauf. Später wurde dann noch eine nationale Privathaftpflicht-Versicherung gefordert, die aber einfach abzuschließen war, sowie eine Bescheinigung seitens des Dekans meiner Uni. Einen Sprachnachweis brauchte ich nicht, allerdings möchte ich euch an dieser Stelle raten, euch (nur) mit guten bis sehr guten Spanischkenntnissen zu bewerben. Einerseits, weil es wirklich sehr herausfordernd ist - man braucht ca. einen Monat, um sich erstmal nur in das argentinische Spanisch einzuhören und es einigermaßen zu verstehen (so viele andere Vokabeln und es wird wahnsinnig schnell gesprochen!) , andererseits, weil es begrenzte Plätze für ausländische Studierende gibt und es schade ist, wenn der Austausch dann auf beiden Seiten erschwert ist.
Meiner Meinung nach war die Zeit in MDP eine einzigartige Möglichkeit, authentisch in das argentinische Gesundheitssystem reinzuschauen, viel zu sehen, zu lernen und machen zu dürfen. Die Zeit ist auf mehreren Ebenen sehr intensiv und auch herausfordernd (kulturell, sprachlich, von den Zuständen der Kliniken her, medizinisch). Die meisten Mitarbeitenden sind an einem Austausch interessiert und geben sich viel Mühe. Die Tatsache, dass wir als europäische Studierende einen sehr privilegierten Status und ein gewisses Ansehen dort erhalten, erfordert, finde ich, eine gewisse Demut vor dem Land und den Menschen und einen sensiblen Umgang mit der Situation. Vielleicht gehört so etwas nicht an erster Stelle in so einen PJ-Bericht und doch möchte ich euch gerne vor euer Bewerbung dafür sensibilisieren 😊

Ich war das Tertial vorher für Chirurgie in Buenos Aires, Argentinien, sodass mein Spanisch bei der Ankunft in MDP bereits ziemlich gut war. Das war wirklich sehr hilfreich, da ich dadurch nicht nur verstehen und sprechen konnte, sondern auch schneller inkludiert wurde. Meine ersten vier Wochen verbrachte ich im HIEMI (HIEMI als auch HIGA sind öffentliche Kliniken) in der Geburtshilfe und da dort viel zu tun ist und es oft stressig einhergeht, waren meine guten Sprachkenntnisse definitiv von Vorteil!

HIEMI - GEBURTSHILFE
Der Tag begann morgens um 8:00 Uhr mit der Frühbesprechung im Bereich „Alto riesgo“, also Hochrisiko-Patient*innen. Die Residentes selbst kamen immer schon um 5 Uhr morgens für die Visite und Dokumentation. Das System ist etwas anders als bei uns und richtet sich sehr hierarchisch nach den jeweiligen Ausbildungsjahren der Ärzt*innen. Nach der Besprechung am Morgen konnte ich dann immer sehr flexibel schauen, in welchen Bereich – Sono, Wöchner*innen-Station, OP, Kreissaal, Alto riesgo – ich wollte. In Argentinien gibt es zwar auch PJler*innen und doch wird man viel weniger eingebunden, bekommt wenig Teaching oder Erklärungen und läuft viel passiv und bei niemandem fest mit. Die argentinischen Studierenden bleiben auch nie länger als 12 Uhr – das ist jedoch freigestellt und ich bin meistens zwischen 14 und 16 Uhr gegangen. Ich muss sagen, dass in der Geburtshilfe schon sehr viel Eigeninitiative gefordert hat, was ich ehrlich gesagt neben den ganzen weiteren Eindrücken und dem großen Team, in dem ich erstmal lernen musste, mich zu bewegen, herausfordernd fand. Und doch konnte ich wahnsinnig viel sehen (viele Geburten (ca. 3000 im Jahr!), Sonos, Abtreibungen, etc.) und mit der Zeit und den richtigen Leuten auch viel selbst untersuchen (geburtshilflich und gynäkologisch), Geburten mit begleiten, bei der Sectio mit am Tisch sehen und Abstriche machen. Es gibt wirklich viele Bereiche und ein breites Spektrum an Fällen. Ich bin auch gerne mit den Hebammen mitgelaufen, da die Geburtsbegleitung hier nochmal anders war. Zwei Mal bin ich auch zum Dienst geblieben, das ist also auch eine Option.
Die Ressourcen sind einfach ganz andere als hier in Deutschland, sodass viel mit manuellen Techniken (WTK fühlen, Leopold und vaginales Tasten anstatt Sono) gearbeitet wird, was mir total gut gefallen hat, weil ich somit lernen konnte, ohne die apparative Technik zu untersuchen. Die medizinischen Standards und Abläufe unterscheiden sich jedoch daher auch sehr im Vergleich zu denen hierzulande, z.B. gibt es keine PDAs oder ein anderes Schmerzregime, weswegen bei Erschöpfung und Schmerzen dann viel schneller sektioniert wird. Da es in Argentinien keine strenge Reglung hinsichtlich Abtreibungen gibt und die Aufklärung der Bevölkerung besonders in den sozial schwächeren Schichten oft mangelt, waren auch solche Fälle täglich zu betreuen. Insgesamt fand ich das Kennenlernen des Landes, der Menschen und der Kultur über diesen Einblick in der Geburtshilfe wahnsinnig spannend und bin sehr dankbar, diese Möglichkeit gehabt zu haben!

HIGA - GYN
Die zweite Hälfte war ich dann in der Gynäkologie im HIGA. Hier hat es mir persönlich noch besser gefallen, weil ich nochmal viel mehr Teil des Teams war und aktiv eingebunden wurde! Der Tag startete um 7:30 mit der Visite (sehr streng und hierarisch mit tadelloser und auswendiggelernter Patient*innen-Vorstellung der Residentes). Dann teilten wir uns auf, einige gingen auf Station, andere in den OP und in die Consultorios, die Ambulanz. Ich war vor allem in der Ambulanz und bin dort durch die verschiedenen Bereiche der Gyn rotiert – Allgemeine Gynäkologie mit Check-Ups, Beratung zur Verhütung, Pathologien des Genitaltraktes (Myome, Carcinome, etc.), Mamma-Ca-Sprechstunde, Urogyn, post-OP-Kontrollen, etc. Hier haben mich die Residentes super viel selbst machen lassen – von Anamnese und Dokumentation über Untersuchungen, Pap-Abstriche, Kolposkopien usw.. Ich hätte auch gerne Patient*innen auf Station mitbetreut, allerdings lohnt sich das, wenn man etwas länger hier ist. Es gab zudem einwöchig Gyn-interne Fortbildungen zu ausgewählten Themen. Auch im HIGA fehlten mangelte es an etlichen Ressourcen und die Zustände der Klinik sind ziemlich prekär. Die Herzlichkeit der Argentinier*innen und das Interesse aneinander hingegen sind sehr eindrücklich und beeindruckten mich immer wieder.

Ich würde ein (halbes) Tertial in der Gyn und Geburtshilfe jedem/r empfehlen, der/die Lust auf einen authentischen Eindruck Argentiniens hat, die Menschen nah und ehrlich kennenlernen möchte und medizinisch breite Spektren sehen will. Alles in allem war es wie gesagt eine wahnsinnig intensive Zeit und ich habe vor allem zu Beginn viel Zeit gebraucht, um all die Eindrücke zu verarbeiten – es ist nicht ohne, aber lohnt sich allemal! Zudem bietet Mar del Plata viele kulturelle Angebote, wir waren viel Surfen und haben den Sommer am Meer genossen 😊
Bewerbung
Ich habe das halbe Tertial recht spontan, ca. 5 Monate im Voraus organisiert - es hat per Mail alles komplikationslos funktioniert.
Bei Anfrage bekommt ihr zugeschickt, welche Dokumente ihr einreichen müsst.

Achtung, nochmal der Hinweis, dass es sich um zwei verschiedene Kliniken handelt, somit also die Rotation getrennt organisiert werden muss!

Mail HIEMI - Docencia e Investigacion Hiemi: [email protected]
Mail HIGA - Biblioteca HIGA Higa: [email protected]
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Mitoperieren
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Poliklinik
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
-
Gebühren in EUR
Keine

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.6