Vorab möchte ich betonen, wie positiv überrascht ich von meinem Praktischen Jahr im Klinikum Kulmbach war. Ohne jegliche Erfahrungsberichte im Gepäck bin ich dort gestartet und wurde vom ersten Tag an herzlich empfangen und als PJ-Student wertgeschätzt. Entgegen meiner Erwartungen waren noch viele andere PJ-Studenten aus anderen Bereichen im Klinikum Kulmbach. Zu Spitzenzeiten waren wir etwa sechs Personen, verteilt auf die verschiedenen Abteilungen. Das war sehr angenehm, denn so hatte man immer die Möglichkeit, sich zum Mittagessen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Das gesamte Team – von Pflegekräften bis zu den Ärzten – hat mich stets freundlich aufgenommen. Ich hatte nie das Gefühl, im Weg zu sein, sondern wurde immer als Teil des Teams betrachtet.
Was mir besonders gefallen hat: Schon vor Beginn meines PJ-Tertials nahm sich Herr Dr. Banse, der leitende Arzt der Nephrologie, Zeit für ein persönliches Gespräch über Erwartungen und individuelle Rotationswünsche (wochenweise planbar, wenn möglich). Die Rotationen auf den verschiedenen Stationen konnte ich sehr individuell und flexibel gestalten, was mir großen Freiraum gab. Das habe ich in keiner anderen Klinik so erlebt! Auch die Organisation durch Frau Mesch war hervorragend: Sie hat alles für den ersten Tag vorbereitet, kümmerte sich bei Problemen (z. B. mit dem Computerzugang) sofort und stand immer hilfsbereit zur Seite. Man darf sie bei allen Problemen anrufen und sie weiß immer weiter. Bereits am ersten Tag erhielt ich einen eigenen Computerzugang sowie eine Schulung zum Klinikprogramm.
Nephrologie
Die Nephrologie ist eine eher kleinere Abteilung im Vergleich zu den anderen Abteilungen, was ich als perfekten Einstieg empfand. Die Assistenzärzte wechseln zwar, aber alle waren ausgesprochen nett und nahmen sich viel Zeit für Erklärungen – gerade in den ersten Tagen. Wer wollte, konnte sogar eigene Patienten unter Supervision übernehmen und diese gemeinsam mit den Assistenz- und Oberärzten besprechen. Durch viele verschiedene Krankheitsbilder und Begleiterkrankungen lernt man hier wirklich viel. Auch der Chef erklärte während der Visiten geduldig und ausführlich. Zudem durfte ich immer an der Dialysevisite teilnehmen und bei Nierenpunktionen dabei sein.
Notaufnahme
Die Rotation in der Notaufnahme kann ich jedem wärmstens empfehlen! In den zwei Monaten dort habe ich unglaublich viel gelernt. Das Team (von Pflegern, OA,AA, PAlern, Chefin) ist super nett und die Stimmung wirklich gut. Ich wurde immer von allen auf Augenhöhe behandelt. Unter Anleitung durfte ich viele Aufgaben selbstständig übernehmen: von der Patientenaufnahme über die Untersuchung, Laborinterpretation, EKG-Interpretation, das Schreiben von Arztbriefen und vielen Ultraschalluntersuchungen (Abdomen, Herzecho, Pleuraerguss, Thrombose). Durch das fast selbständige arbeiten und die vielen Sonos habe ich extrem viel gelernt. Es gab immer ein offenes Ohr für Fragen, und eigene Therapievorschläge waren ausdrücklich erwünscht. Das Spektrum an Krankheitsbildern ist sehr breit, sodass man viel für den späteren Berufsalltag mitnimmt. Die Abteilung ist meistens gut mit Oberärzten besetzt, die Zeit für Erklärungen und Supervision haben. Auch die chirurgische Notaufnahme ist in unmittelbarer Nähe, und bei interessanten Fällen durfte ich dort ebenfalls reinschauen. Häufig wurde ich von den Ärzten (David, Vicky) gezielt zu spannenden Fällen bzw. Interventionen dazugeholt. Man durfte arteriell Punktieren oder beim Arterie legen helfen. Und wenn es die Zeit erlaubte, gab es auch mal eine kleine Kaffeepause mit den Assistenten oder Oberärzten – das hat die Teamstimmung zusätzlich gestärkt. Insgesamt war meine Zeit (2 Monate) dort die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Sehr angenehm fand ich, dass es auf vielen Stationen eine Blutabnahmeschwester gibt, sodass ich nur selten für die gesamte Station Blut abnehmen musste. Ich hatte immer eine sinnvolle Aufgabe und habe mich nie nutzlos gefühlt – Langeweile kam nie auf. Die meisten Stationen sind vor Kurzem in den Neubau umgezogen, welcher wirklich schön ist, und alles läuft nun digital.
Ein weiteres großes Plus: Es gibt wöchentlich einen PJ-Unterricht, der – im Gegensatz zu anderen Kliniken – kaum ausfällt. In den Semesterferien, wenn viele Famulanten da sind, findet der Unterricht sogar täglich statt. Das ist wirklich super!