Nachdem ich mich ursprünglich für das USZ in Zürich direkt beworben hatte, wurde ich von Frau Gröfflin gefragt, ob ich die erste Hälfte meines Tertiales am GZO in Wetzikon in der Urologie absolvieren möchte. Anfangs war ich nicht wirklich von dem Gedanken angetan, da (wie vermutlich die meisten) die Bewerbung am USZ haupsächlich aus Gründen der Anbindung an eine grosse Klinik und die Nähe zur Stadt Zürich erfolgt war.
Im Nachhinein kann ich jedem nur empfehlen, die Zeit in der Urologie ebenfalls entsprechend auf 2 Monate in Wetzikon am GZO und 2 Monate am USZ zu splitten.
Das Team in Wetzikon ist sehr klein und extrem freundlich und bindet einen sehr gut in den Alltag in der Klinik ein. Den Grossteil des Alltags verbringt man mit der einen Assistenzärztin, welche zu dem Zeitpunkt ebenfalls in einer 6-monatigen Rotation aus dem USZ in Wetzikon zum Einsatz kommt. Man sitzt gemeinsam mit ihr in einem eigenen Büro in einem der obersten Stockwerke des Krankenhauses. Franzi (die Assistenzärztin die bei mir da war) war extrem motiviert mir alles bestmöglcihst zu zeigen, ohne zu viel Druck und Stress auf einen abzuladen. Es gab in der Form keine klaren Aufgaben als Unterassistent, da alle Aufgaben der Assistenzärztin gerecht geteilt wurden. Gerade durch die räumlich Nähe eines gemeinsamen Büros konnte man jederzeit Nachfragen stellen, was eine extrem steile Lernkurve ermöglichte. Darüber hinaus ist Dr. Andrej Höhn der leitende Urologe am Spital. Er ist ebenfalls sehr freundlich und bringt einem viel bei, wenn man bei Ihm mit im Operationssaal oder in der Sprechstunde ist. Zudem sollte Dr. Gianluca Rizzi positiv erwähnt werden, welcher als Oberarzt 2-3 Tage in Wetzikon (und sonst am USZ) arbeitet und ebenfalls extrem freundlich und hilfsbereit den Arbeitstag auf einer menschlichen und professionellen Ebene immens bereichert hat.
Zum Ablauf des Tages: Meist gestartet bin ich gemeinsam mit Franzi am morgen um 7:15 um alle Patienten vor der Frühbesprechung 1x gesehen zu haben. Im Anschluss erfolgte der Morgenrapport um 7:45 mit Andrej und Gianluca. Der Ablauf danach war sehr abhängig von dem jeweiligen Wochentag. Montag und Donnerstag waren fix als Operationstage eingeplant, weshalb es daraufhin meist in den OP ging und dort auch die meiste Zeit verbracht wurde. Die anderen Tage waren hauptsächlich von den Sprechstunden bestimmt, da an den jeweils anderen Tagen die Assistinzärzte ebenfalls eigene Sprechstunden betreuten. Parallel liefen meisten die meisten Arbeiten, welche wegen den stationären Patienten anfielen sowie urologische Notfälle der Notaufnahme.
Im Stationsalltag war eine der wichtigen Aufgaben des Unterassistenten die Sonographie der Patienten als Verlaufskontrolle, sowie vor den Austritten. Auch hier wurde ich anfangs sehr gut angeleitet, immer nach dem Prinzip 1x zugucken, 1x unter Aufsicht und danch selbst durchführen. Auch das markieren und abklären offener Fragen gehörte zu den Aufgaben. Das legen von Dauerkathetern insbesondere bei schwierigeren Verhältnissen durfte ich auch mehrfach durchführen. Wundversorgung bei Patienten mit Abzessen im Genitalbereich durfte ich ebenfalls mit durchführen. Gemeinsam mit Franzi zeigte sie mir ebenfalls das korrekte Anfertigen der Eintritts- und Austrittspapiere (Arztbriefe) für die Patienten.
In der Sprechstunde war es regelmässig möglich, selbst die Gespräche und Untersuchungen mit den Patienten durchzuführen und im Anschluss mit einem der Ärzte nachzubesprechen. Auch durfte ich subrapubische Katheter wechseln und selbst mehrfach eine Zystoskopie durchführen.
Die Punkte an den Operationstagen waren zumeist eher kleinere Eingriffe, da mittlerweile viele der Eingriffe roboterassistiert dirket am USZ durchgeführt wurden. Nichtsdestotrotz durfte ich bei vielen URS, DJ-Kathetereinlagen, TUR-P und TUR-B sowie vielen Eingriffen am Hoden wie Epididymektomien oder Hydrozelektomien dabei sein. Gerade die Patienten mit Harnleitersteinen stellen das grösste Patientenkollektiv dar, weshalb die Einlage von DJ-Kathetern und URS die häufigsten Eingriffe darstellen. Oft durfte ich zu zweit mit Franzi in eben diese Operationen gehen und erlangte so recht zügig auch eine gute Routine und Übersicht über den Eingriff. Eins der Highlights war es definitiv am Ende selbst einen der DJ Katheter (zumindest zu Grossteil) legen zu dürfen. Darüber hinaus waren jedoch auch seltenere Erkrankungen in dem Haus zu sehen, wie beispielsweise ein Patient mit einer ausgeprägten Fournier Gangrän welcher mir in Erinnerung geblieben ist.
In Summe waren die Tage nicht kurz, jedoch konnte man wirklich extrem viel lernen. Ich würde soweit gehen und behaupten, dass ich in diesen 2 Monaten mehr sowohl über den Fachbereich der Urologie, wie aber auch die allgemeinen Skills die als Arzt nötig sind gelernt habe, als in den restlichen 10 Monaten des PJs zusammen.
Es war eigentlich immer möglich gemeinsam mittags essen zu gehen. Die Mensa der Klinik hat mehrere Preise gewonnen und ist wirklich sehr gut, plus der Preis für ein Mittagessen ist mit 6.50 CHF extrem günstig im Vergleich zu anderen Häusern.
Noch kurz zum Leben ausserhalb der Klinik. Das Wohnheim befindet sich unter 2 Minuten von der Klinik entfernt, was es extrem entspannt gemacht hat auch früh am morgen zu starten. Das Wohnheim ist nagelneu mit ca. 30-40 Einheiten, wobei sich immer ca. 10 Leute eine Küche teilen. Oben befinden sich 2 Dachterassen, welche gerade bei gutem Wetter wirklich sehr schön sind. Die Küchen sind sehr gut ausgestattet, weshalb man diesbezüglich eigentlich nichts mitbringen musste. Die Zimmer sind gut ausgestattet und jeder hat ein eigenes Bad. Die Miete ist mit 450 CHF auch wirklich sehr fair (gerade im Vergleich zu den über 700 CHF mittlerweile am USZ für ein Zimmer ohne Bad und der Hälfte an Grösse). In Wetzikon selbst geht nicht so viel, jedoch fährt die SBahn in 20 min nach Zürich City. Die Region ist auch sehr sehr schön und man hat jede Möglichkeit das Umland zu erkunden.
Zusammengefasst kann ich gerade für Leute die sich für den Fachbereich Urologie interessieren den Aufenthalt in Wetzikon extrem ans Herz legen. In einem grossen Haus wie dem USZ wird man niemals die Möglichkeiten der Einbindung haben wie es hier möglich war.