Erstmal vorweg: man kann aus Ulm nach Biberach gut pendeln, sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug. Meistens bilden sich irgendwelche Fahrgemeinschaften. Auf dem Heimweg kann es sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein bisschen ziehen, weil man in der Regel erstmal 20 Minuten zum Bahnhof laufen oder Bus fahren muss. Das Sana Klinikum ist noch ein sehr neues Gebäude und verhältnismäßig gut organisiert. Man bekommt bereits am ersten Tag Transponder, Parkkarte und einen Spind und auch die Klamottenausgabe funktioniert „kontaktlos“ und unkompliziert. Jeden Dienstag und Donnerstag gibt es ab 14 Uhr ein PJ-Seminar aus wechselnden Fachbereichen mit Kaffe und süßen Teilchen/Butterbrezen. Die Gemeinschaft unter den PJlern habe ich als sehr positiv empfunden. Man rotiert in folgende 4 Bereiche:
Unfallchirurgie:
Hier hat es mir insgesamt mittelgut gefallen. Die meisten Oberärzte sind sehr nett und nehmen einen gerne mit in den OP, wo ich auch teilweise selber mit Bohrer/Hammer und Nahtzeug hantieren durfte. Manchmal steht man aber auch nur zum Haken halten da. Bei mir ist es immerhin auch fast nie vorgekommen, dass ich nur zum Bein halten dabei war. Auf Station war ich nicht so gerne, weil man dort hauptsächlich für die Blutabnahmen zuständig ist und teilweise dabei die Visite verpasst, obwohl es eine Stationsassistentin gäbe, die dazu auch in der Lage wäre. Oft bekommt man von dieser jedoch auch noch irgendwelche Datenschutzerklärungen für das Traumaregister in die Hand gedrückt, die man zahlreiche Patienten unterschreiben lassen soll. Eine Stationsärztin hat mich leider auch direkt am ersten Tag ziemlich unhöflich darauf hingewiesen, dass ihr mein Arztbrief nicht gefallen hat. Mit männlichen PJlern und Famulanten hatte sie allerdings einen deutlich besseren Ton drauf. Andere Stationsärzte und -Ärztinnen waren deutlich netter, auf der Ortho wurde man zum Beispiel sehr gut mit eingebunden und einem ohne Nachfrage viel erklärt.
Gefäßchirurgie:
Hier hat es mir nicht so gut gefallen, da die Stimmung im Team meistens passiv aggressiv war, weil es zuletzt einige Wechsel gab. Gegenüber PJlern waren aber eigentlich alle nett. Auch hier ist man Hauptverantwortliche*r für die Blutentnahmen, aber zumindest ist man eigentlich immer auf Visite mit dabei und kann hier besonders von der engagierten Wundmanagerin wertvolle Tipps zur Versorgung von chronischen Wunden lernen. Schade ist, dass die Station eine PA hat, die zwar sehr nett ist, allerdings übernimmt sie meistens die Aufgaben, die für PJler interessante Lerngelegenheiten wären (wie zum Beispiel Carotis Ultraschall), während man selbst hauptsächlich Blut abnimmt. Wer dort in den OP will, ist eigentlich immer willkommen. Allerdings ist der OP Situs oft relativ klein, sodass man teilweise auch nur zuschauen kann. Bei etwas größeren Eingriffen kann man auch mal mit an den Tisch. Obwohl hier nachmittags oft nichts interessantes mehr läuft, ist es dort meist nicht gern gesehen, wenn man als PJler vor 16 Uhr geht.
Notaufnahme:
Hier hat es mir richtig gut gefallen. Von Tag 1 an durfte ich eigene Patienten untersuchen (z.B. auch mit Ultraschall), weiterführende Untersuchungen anmelden, Patienten aufnehmen, Arztbriefe schreiben und die Übergabe an ärztliche Kollegen üben. Beide Oberärzte sind sehr nett und engagiert und haben viel erklärt. Man darf unglaublich viel selber machen (z.B. Wunden nähen, Abszesse spalten, Lokalanästhesie selber durchführen, verschiedene Ultraschalltechniken anwenden wie eFAST oder RUSH oder auch mal dislozierte Extremitäten reponieren) natürlich immer nach Rücksprache. Es kann auch mal chaotischer zu gehen, dann gerät die Lehre manchmal ein bisschen in den Hintergrund, aber das gehört halt auch dazu. In den Schockraum darf man als Student eigentlich auch immer dazu, was ich auch sehr spannend fand. Wenn mehrere Studenten in der Notaufnahme sind kann es auch mal sein, dass man sich ein bisschen auf die Füße tritt, besonders wenn es mal ruhiger zugeht, aber man kann sich dann auch frei in Früh-, Spät- oder Nachtschicht einteilen. Es besteht auch die Möglichkeit eine Nachtwoche zu machen. Dafür bekommt man dann eine Woche ausgleichsfrei in der Notaufnahmenrotation. Ich habe das allerdings nicht gemacht, weil es mir dort so gut gefallen hat, dass ich keine Woche Notaufnahme verpassen wollte. Alles in allem war es meine absolute Lieblingsrotation, nochmal vielen Dank an das ganze Team!
Viszeralchirurgie:
Hier hat es mir eigentlich auch sehr gut gefallen. Die Assistenzärzte sind alle sehr nett. Oft werden auch die Blutentnahmen während der Visite gemacht, sodass man die Visite nicht verpasst. Es wird einem eigentlich auch viel erklärt. Auch die meisten Oberärzte sind nett und erklären während der OP etwas oder beantworten zumindest die Fragen, die man stellt. Prof. Schwarz, einer der Chefärzte, ist der PJ-Beauftragte und ist sehr engagiert, was das PJ angeht. Man hat auch immer einen Begrüßungsgespräch und ein Probeexamen bei ihm, sodass man sich direkt sehr willkommen fühlt in der Viszeralchirurgie. Das einzige Problem war, dass die Abteilung sehr von der Mitarbeit der PJ Studenten abhängig ist, da man oft als 1. Assistent*in im OP fest eingeplant ist. Einerseits war das natürlich oft eine schöne Gelegenheit zu lernen, andererseits war es immer ein großes Problem, wenn ein PJler wegen Krankheit oder Urlaub mal ausgefallen ist. Teilweise war man dann auch selbst in der Verantwortung unter den anderen PJlern Ersatz zu suchen. Teilweise wiederholen sich die OPs, bei denen man assistiert auch sehr und können auch echt anstrengend werden. Manche Chirurgen waren zum Teil auch ziemlich aufbrausend im OP, wenn mal etwas nicht perfekt funktioniert hat. Trotzdem fand ich die Abteilung sehr nett und ich habe mich eigentlich immer wertgeschätzt gefühlt.