Mein Chirurgie-Tertial am LUKS hat mir persönlich gefallen, ich denke aber, dass es nicht unbedingt für jeden was ist.
Cave: Dieser Bericht bezieht sich nur auf die allgemeine chirurgische Rotation. Aus der Ortho/Unfall habe ich nicht so viel gutes gehört, siehe auch andere Berichte.
Wenn man sich für das Chirurgie-Tertial meldet, hat man als Unterassistent (UHU) generell 4 Rotationen. Die beiden Hauptorte sind die Viszeralchirurgie und die Notaufnahme. Zusätzlich rotiert man auch für 1-2 Wochen in die Gefäßchirurgie und in die Schilddrüsenchirurgie. Manchmal wird man auch in der Thoraxchirurgie eingesetzt. Man kann zusätzlich auch Rotationen in externe chirurgische Fächer beantragen, wie Uro oder Ortho/Unfall, habe gehört, dass das relativ unkompliziert sei :)
Allgemein sind die Arbeitszeiten recht lang (Tagdienst regulär 7-17:30 Uhr). In manchen Rotationen ist es einfacher früher zu gehen als in anderen, siehe unten. Gehalt ist 1250CHF Basis, man kriegt aber sehr gute Zuschläge für Spät-, Nacht- oder Wochenenddienste und für die Pikettdienste (Rufdienst im OP). Zusätzlich hat man ziemlich oft kompensationsfrei unter der Woche.
Viszeralchirurgie: Hier war ich 4 Wochen. Ich hatte "Glück", dass wir maximal zu 3 PJler auf der Viszeralchirurgie waren, weil man sich unter der Woche sonst echt langweilt. Als UHU-Aufgabe ist fest geregelt, dass man auf Visite mitgeht und diese auch dokumentiert. Je nach Arzt konnte man auch selbst mal die Visite machen. Danach ist man da um die Arztbriefe zu schreiben, und das war's dann eigentlich schon mit den UHU-Aufgaben auf Station. Es ist sehr entspannt, aber kann eben schnell auch langweilig werden. Elektive Aufnahmen laufen alle über den Aufwachraum und Aufgaben wie Blutentnahmen und Viggos, sowie Verbandswechsel übernimmt alles die Pflege, sodass sogar die Stationsärzte hauptsächlich eher als Sekretäre oder Orga-Leute fungieren, als dass sie viel praktisches am Patienten machen. Daher auch normal, dass man als UHU nicht viel macht. Ansonsten soll einer in den OP, wenn dort ein UHU gebraucht wird, was aber so gut wie nie der Fall ist, und wenn dann nur für VAC-Wechsel oder zum Haken halten als dritte Assistenz. Ich hatte zudem das Gefühl, dass am LUKS generell im OP nicht geteached wird. Man kann zwar immer Fragen stellen, die immer beantwortet werden, aber selbstständig erklärt hier eigentlich niemand etwas. Um 16 Uhr ist Nachmittagsbesprechung und danach konnte man tendenziell immer gehen.
Die Stimmung hier im Team war sehr gut und auch wenn wir nicht viel machen durften/konnten, wurden wir für unsere Arbeit sehr von den Stationsärzten wert geschätzt. Wer aber sehr an OPs interessiert ist, ist hier wahrscheinlich eher nicht so gut aufgehoben - das Problem ist nämlich, dass man als UHU eher nicht in den OP geht. Bevor die Aufgaben auf Station nicht erledigt sind, darf man nicht weg, und wenn das fertig ist sind viele OPs schon 2-3 Stunden am Laufen, sodass man da dann nicht unbedingt reinplatzen will. Von uns hat jetzt auch niemand gebrannt sich noch OPs angucken zu gehen, ich weiß nicht, ob es anders sein kann, wenn man da wirklich sehr sehr interessiert ist.
Ausgenommen hiervon sind die Wochenendtagdienste (hier musste ich zwei davon machen). Dort ist man mit einem AA alleine für alle Patienten zuständig und je nach AA wird einem hier deutlich mehr zugetraut. Ich habe hier teilweise unkomplizierte Außenlieger komplett alleine visitiert und nur danach nochmal mit dem AA besprochen. Hier wird man auch viel mehr in den Denkprozess bei allen Patienten mit eingebunden - das hat mir deutlich besser gefallen.
Gefäßchirurgie: Hier war ich 2 Wochen und auch die einzige UHU. Ganz anders, denn hier wird man eigentlich fast immer im OP gebraucht - allerdings auch immer als dritte Assistenz aka Hakenhalter. Auch hier: man kann immer Fragen stellen, aber selbständig wird eigentlich fast gar nicht geteached. Ich durfte fast immer mit zunähen, habe aber von andern gehört, dass es bei denen nicht so war. Wenn man mal nicht im OP ist, kann man auch hier bei Visite mitlaufen oder Briefe schreiben, hier kann man zumindest bei manchen Patienten die Beinpulse dopplern. Am Dienstag Morgen ist Chefarztvisite, hier soll man als UHU wohl immer einen Patienten vorstellen (ich war an einem von den beiden Dienstagen im OP, am andern war die Vorstellung aber ganz ok).
Die Stimmung im Team hier war etwas angespannt. Zu mir waren alle nett, aber ich hatte das Gefühl, dass alle sehr karriereorientiert waren und deswegen untereinander nicht so harmonisiert haben. Außerdem hat man sich null für den UHU an sich interessiert, hauptsache es war jemand da zum Haken halten wenn man ihn braucht :p War hier tendenziell länger da, weil ich oft noch bis spät im OP war.
Schilddrüse: Hier war ich nur 1 Woche (und schaut auch unbedingt, dass ihr da nicht länger als 1 Woche hinrotiert!). Das Team hier war wieder sehr nett und herzlich, aber man kann als UHU hier wirklich überhaupt gar nichts machen. Hier ist man entweder im OP oder in der Sprechstunde, stationär liegen meist nur 2-3 Patienten, sodass die Visite sehr kurz ist. Die leitende Ärztin ist extrem am Patientenwohl orientiert, deswegen darf man da als UHU keinen Finger anlegen, nicht mal in der Sprechstunde mal sonographieren unter Aufsicht oder so... im OP ist man teilweise super unnötige vierte Assistenz und hält in den unmöglichsten Positionen 5 Stunden lang einen Haken ... und man bleibt oft länger. Es ist interessant die OPs und Abläufe mal zu sehen, aber bleibt hier wirklich auf keinen Fall länger als 1 Woche!
Solange man auf Station irgendwo eingeteilt ist (wie in den 3 bisher genannten Rotationen) hat man auch Pikettdienst von 17-7 Uhr, da kann man von der Viszi, Gefäß oder Thorax gerufen werden (Ortho/Unfall haben ihren eigenen Pikettdienst). Wie viele Dienste man hat, hängt davon ab wie viele UHUs aktuell da sind, ich würde aber sagen eine generelle Faustregel ist etwa 1 Dienst die Woche, manchmal auch Wochenenden. Falls man noch bis nach 3 Uhr im Krankenhaus ist, weil man gerufen wurde, hat man am Tag danach kompensationsfrei. Auch hier wird man eher als dritte Assistenz gerufen, manchmal aber auch als zweite. Hier hatte ich auch eher das Gefühl, dass mehr erklärt wird und man auch eher mal was machen durfte. Generell wird geschaut, dass man erst die UHUs vor Ort involviert (die Spät oder Nacht auf dem Notfall haben), falls es da aber stressig ist und die gebraucht werden, wird dann eben der Pikettdienst gerufen. Wenn man nicht Pikett hat und man mal länger als 17:30 Uhr im OP steht, kann man auch fragen, dass man vom Pikettdienst ausgewechselt wird.
Dann gibt es noch die Rotation auf den Notfall, die fand ich persönlich am besten und denke, da nimmt man als UHU auch am meisten mit! Hier hat man Schichtdienst und man ist tendenziell eher länger da, wenn es busy ist. Hier kann man aber wirklich viel selber machen wie Anamnese, Untersuchen, Schallen oder Wunden nähen, man kann auch nach einiger Zeit seine eigenen Patienten betreuen und die dann direkt mit dem OA rücksprechen. Meistens hat man eine Woche Nachtdienst, wo man wahnsinnig viel sieht und mitnimmt (und die ganze Woche danach hat man frei, was auch nice ist). Bei Schockräumen ist auch immer ein UHU dabei, der dokumentiert und die Verordnungen macht.
Generell kann ich sagen, dass ich auf Station jetzt nicht so viel praktisches dazu gelernt habe (muss aber auch sagen, dass es mein letztes Tertial war und ich nicht wahnsinnig Chirurgie interessiert bin), dafür auf dem Notfall aber umso mehr! Hinzu kommt, dass alle sehr nett zu den UHUs sind und ich wirklich keine schlechten Erfahrungen machen musste. Man arbeitet ziemlich viel und lange, hat dafür aber öfters auch mal kompensationsfrei und einige freie Tage die man sich nehmen kann und nicht als Fehltage auf der Bescheinigung stehen :)
Die ganzen PJler aus Deutschland wohnen, wie auch ich, im Personalwohnheim, das nur 2-3 Minuten zu Fuß von der Klinik entfernt ist. Ein Zimmer kostet 360CHF pro Monat und ist ganz ordentlich ausgestattet mit eigenem Klo und Waschbecken, Küche und Dusche teilt man sich mit 10 Leuten, daher ist es auch einfach, Anschluss zu finden. Die Gemeinschaftsbereiche werden regelmäßig geputzt. Waschkeller gibt es auch, allerdings nur 3 Waschmaschinen für ca. 200 Leute, daher dort etwas Geduld mitbringen. Wäsche kann man auch unten im Waschkeller direkt aufhängen. Fun fact: Staubsauger kann man nur bei der Hausbetreuerin ausleihen, die nur von 7:30-16 Uhr unter der Woche da ist, wenn man also normal arbeitet, ist es quasi unmöglich im Zimmer zu saugen, also nehmt euren eigenen Staubsauger mit;)
Kurz noch zum Schweizerdeutsch, die ersten Tage war ich total erschlagen und hatte Angst, dass ich gar nichts verstehen werde, aber die Lernkurve ist sehr steil, also keine Angst :)
Luzern ist als Stadt traumhaft schön! Ich war im Winter dort und da gibt es in der Nähe natürlich auch viele Skigebiete. Es ist zwar alles sehr teuer, und gerade in den ersten beiden Monaten ist man noch sehr sparsam, aber man verdient durch die Dienste und Zuschläge wirklich sehr ordentlich, so dass man keine Angst vor finanziellem Ruin haben muss :)