Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) ist für ein PJ (bzw. „Unterassistenten“-Tertial) eine durchwachsene Erfahrung mit Licht und Schatten. Es gibt einige positive Aspekte, aber auch viele Frustpunkte, die man sich vorher bewusst machen sollte.
Positiv:
- Digitales System: Nach einer Eingewöhnung sehr effizient, auch wenn jede Abteilung es unterschiedlich nutzt.
- Lehre: In der Radiologie wirklich gut (1x Woche), in der Inneren Medizin (1x Woche, nach der Arbeitszeit) solide. Einzelne engagierte Assistenzärzte nehmen sich Zeit.
- Sprechstunde: Oft nette Atmosphäre, viele Oberärzte erklären gerne. Man darf dokumentieren, Verordnungen schreiben und bekommt ein gutes Verständnis für den Ablauf.
- Wohnheimpreis: Für Luzern günstig, wenn auch sehr spartanisch.
- Sehr nette und Angergierte Assistenzärztin welche für die PJler zuständig ist!
Negativ:
- Arbeitszeit & Bezahlung: 50h-Wochen sind Standard, und dazu kommen Picket-Dienste, die extrem unfair vergütet werden. Die Bezahlung ist folgendermaßen geregelt:
- Bereitschaft (Picket ohne Einsatz): 6 CHF pro Stunde.
~ Wird man angerufen und muss arbeiten: Die 6 CHF für die Bereitschaft fallen komplett weg – stattdessen arbeitet man für 0 CHF pro Stunde.
~ Nachtzuschläge: Ab 20 Uhr gibt es 10 CHF pro Stunde, ab 23 Uhr dann 20 CHF pro Stunde. Wird man also vor 20 Uhr gerufen und ist nach dem Einsatz fertig,
gibt es gar keine Vergütung für die gearbeiteten Stunden.
~ Willkürliche Verteilung: Manche müssen fast alle Feiertage übernehmen, während andere kaum Dienste machen.
~ Überstunden werden gelöscht: Laut Vertrag existieren sie offiziell nicht, also werden sie aus dem System entfernt – während Minusstunden trotzdem
dokumentiert werden.
~ Wer nachts (auch bis nach 3 Uhr) im Picketdienst gearbeitet hat, darf am nächsten Tag nicht Fehlen!
- Teamkultur: Kaum Integration der PJler, Assistenzärzte sind oft unter sich, Stationsarbeit ist eintönig.
- OP-Erfahrung: Viel Hakenhalten, wenig praktische Aufgaben. In Deutschland bekommt man als engagierter PJler deutlich mehr Verantwortung.
- Frauenbild: Immer noch rückständiger als in Deutschland, sexistische Witze sind keine Seltenheit.
- Wohnheim: Kaum Ausstattung, nur drei Waschmaschinen für 240 Bewohner, Diebstahl ist ein Problem.
Fazit:
Wer sich durchbeißen kann und einfach eine Auslandserfahrung mit solider Lehre in der Radiologie und Sprechstunde sucht, kann hier einigermaßen zurechtkommen. Wer jedoch faire Bezahlung, gute OP-Erfahrung oder ein angenehmes Arbeitsklima sucht, sollte sich definitiv nach einer besseren Alternative umsehen.