Ich bin mit hohen Erwartungen ans Luzerner Kantonsspital (LUKS) gekommen – die Schweiz hat ja einen Ruf für hohe medizinische Standards. Was ich aber erlebt habe, war vor allem ein System, das PJ-Studenten (hier „UHU“ oder abwertend „UNTERHUND“) als billige Arbeitskraft sieht.
Die Arbeitszeiten sind brutal: 50 Stunden pro Woche sind normal, Picket-Dienste sind on top zu sehen und schlecht bezahlt, wenn überhaupt, und völlig unfair verteilt (Weihnachten + Silvester? Klar, gerne doppelt Pech gehabt). Dazu kommt, dass Überstunden einfach gelöscht werden – offiziell gibt es sie ja gar nicht. Gleichzeitig werden Krankmeldungen mit passiv-aggressiven Kommentaren quittiert.
Im OP wollte ich unbedingt Erfahrungen sammeln – die Realität? Hakenhalten und ab und zu mal eine Hautnaht. Selbst nach Monaten bekommt man kaum sinnvolle Aufgaben, weil „Fellows“ die OP-Plätze besetzen. Die Assistenzärzte integrieren die PJler kaum, und auf Station wird man zum Laufburschen für Papierkram degradiert. Immerhin gibt es einige engagierte Assistenzärzte, die Lehre ernst nehmen – aber das ist eher die Ausnahme.
Die Schweiz ist teuer, das Gehalt miserabel. Selbst die Wohnheimsituation ist ernüchternd: drei Waschmaschinen für 240 Leute, ständig verschwindet Kleidung, und die Küche ist schlimmer als eine Erstsemester-WG. Mein Fazit? Wenn man sich nicht ausbeuten lassen will, lieber woanders hin.