PJ-Tertial Chirurgie in Mathias-Spital (9/2024 bis 12/2024)

Station(en)
Unfallchirurgie, Gynäkologie, Gefäßchirurgie, Intensivstation, zentrale Notaufnahme, Urologie
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Ich habe mein 2. PJ-Tertial im Mathias-Spital in Rheine absolviert (Pflichttertial Chirurgie).
Man kann im Vorfeld - wenn man möchte - Interessensgebiete per E-Mail bei der Personalreferentin abgeben, die sie im Rotationsplan bestmöglich zu berücksichtigen versucht, aber auch im Laufe des Tertials sind Änderungen noch ziemlich flexibel möglich (auch wenn es immer heißt, dass die Chefärzte es eigentlich lieber sähen, wenn die PJler längere Zeit am Stück da bleiben würden...)! Üblich sind am Mathias-Spital im Chirurgie-Tertial folgende 4 Rotationen: Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie und Urologie. Da ich durch eine vorherige Ausbildung mit anschließender Berufstätigkeit schon seeeehr viel Allgemeinchirurgie gesehen hatte, habe ich darum gebeten, diese Rotation zugunsten der anderen Rotationen weglassen zu dürfen.
Für mich waren laut Rotationsplan die folgenden Rotationen vorgesehen:
- Unfallchirurgie (3 Wochen)
- Gynäkologie (2 Wochen, Wunschrotation)
- Gefäßchirurgie (4 Wochen)
- Intensivstation (2 Wochen, Wunschrotation)
- zentrale Notaufnahme (2 Wochen)
- Urologie (laut Plan 3 Wochen, durch Fehltage + Weihnachtsfeiertage letztendlich jedoch nur knapp 1 1/2 Wochen)

Gestartet habe ich in der Unfallchirurgie. Das Team ist insgesamt ganz nett und man kann entweder auf Station mithelfen (Visite, Arztbriefe etc.), im OP mitmachen (zu "meiner Zeit" wurde ich donnerstags quasi regelhaft für den OP eingeplant, da an diesem Tag Belegärzte aus Bad Bentheim kamen, um Endoprothesen zu implantieren) oder in der zentralen Notaufnahme helfen. Morgens findet nach der Visite immer eine Röntgenbesprechung statt, ebenso nachmittags (meist gegen 14:30 Uhr). Ich denke, dass man als Student am meisten in der zentralen Notaufnahme lernen kann; hier kann es auch vorkommen, dass man mal eine Wundversorgung inkl. Hautnaht machen darf.
Als nächstes ging es für mich in die Gynäkologie (inkl. Geburtshilfe, Senologie, Onkologie und Pränataldiagnostik). Meine Begeisterung für diese Rotation kann ich kaum in Worte fassen (und man sollte dazu wissen, dass ich mit dem Fach an sich vorher nie so recht was anfangen konnte, insofern war ich selbst doch ziemlich überrascht). Man kann unter anderem im Kreißsaal oder bei Sectiones helfen und wirklich superviel lernen oder im OP bei den onkologischen Eingriffen mitmachen / zuschauen (die Gynäkologen, Urologen und Allgemeinchirurgen nutzen übrigens auch für einige Operationen den DaVinci-Roboter). Das Team ist unfassbar nett, kompetent und wertschätzend und man wird als Student/in wirklich integriert. Es gibt sowohl morgens zum Dienstbeginn (8 Uhr) als auch nachmittags zum Feierabend (16 Uhr) eine Besprechung, in der das gesamte Team auf den aktuellsten Stand gebracht wird. Theoretisch könnte man auch mal einen Tag mit in die Pränataldiagnostik und dort ebenfalls richtig viel lernen; leider hat das bei mir zeitlich nicht so gut gepasst. Wenn nicht allzu viel zu tun ist, treffen sich die Gynäkologen sogar gegen 10 Uhr im Besprechungsraum zum Frühstück, was ich auch sehr angenehm fand.
Danach ging es mit Gefäßchirurgie weiter. Auch hier ist das Team insgesamt sehr nett und man kann sowohl auf Station (Visite, ABI-Messungen, Blutentnahmen, PVKs legen) als auch im OP mithelfen / zuschauen. Es wird ziemlich viel endovaskulär operiert, was vor allem für diejenigen interessant ist, die für neue Technologien und katheterbasierte Verfahren brennen (dazu gehöre ich nicht unbedingt), ansonsten werden aber auch viele Varizen operiert oder mal ein Venenbypass oder eine Carotis-TEA. Empfehlen kann ich auch, mal mindestens einen Tag in der Angiologie bzw. in der gefäßchirurgischen Ambulanz mitzulaufen, weil man hier auch nochmal andere Einblicke gewinnt und einiges lernen kann (auch zu rheumatologischen Krankheitsbildern).
Im Anschluss folgte meine Rotation auf die Intensivstation. Hier arbeiten die Ärzte (immer je ein Internist oder Chirurg sowie ein Anästhesist) in 12-Stunden-Schichten, was von Studierenden natürlich NICHT erwartet wird. Die Frühschicht startet um 6 Uhr morgens mit der Übergabe vom Nachtdienst, anschließend kommen die Vertreter der verschiedenen Abteilungen zur Visite. Wenn diese vorbei ist, geht man selbst nochmal zu jedem Patienten, schaut nach dem Rechten, führt eine orientierende körperliche Untersuchung durch und dokumentiert diese. Hin und wieder finden auch diagnostische Eingriffe wie Endoskopien (Broncho-/Gastro-/Koloskopien) statt, ansonsten natürlich insbesondere Anlagen von arteriellen Zugängen und ZVKs. Wenn man superviel Glück hat und mit der "richtigen" Person unterwegs ist, kann es sogar sein, dass man selbst mal eine Arterie oder sogar einen ZVK legen darf. Das ärztliche und pflegerische Team ist auch hier wirklich großartig und sehr um die Studierenden bemüht. Ich wurde übrigens meistens so gegen 14/15 Uhr nach Hause geschickt.
Anschließend habe ich 2 Wochen in der zentralen Notaufnahme verbracht. Hier werden sowohl chirurgische als auch internistische Patienten behandelt. Man muss man sich schon aktiv und teilweise auch ein wenig penetrant an jemanden dran hängen bzw. das Selbstbewusstsein und vielleicht auch die fachliche "Expertise" mitbringen, um sich selbstständig um Patienten zu kümmern, sprich, die nötige Diagnostik inkl. körperlicher Untersuchung durchzuführen und eine Verdachtsdiagnose zu stellen, ansonsten steht man recht schnell wie Falschgeld rum, aber auch hier sind alle wirklich richtig nett und wie gesagt, wenn man sich ein wenig anstrengt und aktiv einbringt, kann man hier auch viel sehen und lernen.
Zu guter Letzt war ich noch für knapp 1 1/2 Wochen in der Urologie. Diese hat einen exzellenten Ruf und ich kann bestätigen, dass das Team supernett und kompetent ist. Man kann auch hier u.a. auf Station mithelfen oder im OP mitmachen / zuschauen. Meistens haben die Urologen an 2 Tagen in der Woche einen Saal mit großen Operationen (häufig mit dem DaVinci) und an einem Tag einen ambulanten Saal mit Zirkumzisionen; zusätzlich gibt es eigentlich täglich 2 ambulante Säle für Zystoskopien, transurethrale Resektionen, Prostatastanzen, Schienenwechsel etc. Leider war diese Rotation bedingt durch den Umstand, dass ich noch ein paar Fehltage aufbrauchen "musste" und durch die Weihnachtsfeiertage stark verkürzt. Von anderen Studierenden habe ich ebenfalls nur positives über die Urologie gehört!

Es gibt zudem PJ-Seminare, die überwiegend auch tatsächlich stattgefunden haben und interessant und lehrreich waren. Hierfür wird zu Beginn des Tertials ein Plan per Email geschickt. Normalerweise findet jeden Donnerstagnachmittag ein wirklich richtig richtig gutes EKG-Seminar statt, zudem in den meisten Wochen auch an irgendeinem anderen Nachmittag noch ein Seminar von einer anderen Fachabteilung.
Im Übrigen kann man auch den für Ärzte verpflichtenden Strahlenschutzkurs bereits im PJ am Mathias-Spital machen, ebenso wird ein zertifizierter ACLS-Kurs angeboten.
Was vielleicht auch nicht ganz uninteressant ist, ist die Tatsache, dass es einen Blutentnahmedienst gibt, der morgens seine Runden über die Stationen dreht; ergibt sich erst im Tagesverlauf noch die Indikation zu weiteren Blutentnahmen oder gelingt dem Blutentnahmedienst die eine oder andere Blutentnahme nicht, so wird man als PJler*in schon darum gebeten, diese zu machen (gleiches gilt auch für PVK-Anlagen), aber man wird nicht (wie ich es aus vielen anderen Lehrkrankenhäusern gehört habe) regelhaft und ausschließlich für Blutentnahmen ausgenutzt.

Zuletzt kurz zu den Rahmenbedingungen: So ziemlich alle Mitarbeiter des Krankenhauses sind wirklich überaus nett, jeder grüßt jeden, nach einiger Zeit kennt man auch fast jeden. Die Wäsche wird komplett (!) gestellt (das ärztliche Personal trägt i.d.R. weiße Hosen + dunkelblaue Kasaks, wer möchte, kann auch einen Kittel tragen; alles kann man sich täglich frisch mit der Wäschekarte holen). Wenn man möchte, kann man im Schwesternwohnheim (Jakobi-Wohnheim) ein Zimmer bekommen (mit viel Glück eins mit Bad, ansonsten muss man sich sowohl Badezimmer als auch Küche mit anderen teilen, wobei man die Küche nicht braucht, siehe unten); der Standard ist hier wirklich sehr einfach, aber es reicht allemal. Was man wissen sollte ist, dass das Wohnheim ca. 20 Gehminuten vom Mathias-Spital entfernt ist (der Hauptbahnhof liegt so ziemlich mittig zwischen Jakobi-Wohnheim und Mathias-Spital). Das Essen ist im Mathias-Spital / Jakobi-Krankenhaus für PJler übrigens komplett kostenfrei, d.h. man könnte theoretisch 3 Mahlzeiten am Tag und so viel Kaffee wie man möchte im Bistro holen (sofern man hierfür Zeit findet natürlich), nur einige Nachspeisen/Kuchen und z.B. Eis am Stiel muss man selbst bezahlen.

Insgesamt hat es mir im Mathias-Spital so gut gefallen, dass ich nach meinem 1. Tertial (Pflichttertial Innere) mein Chirurgie-Tertial auch noch dort gemacht habe (was eigentlich nicht so geplant war).
Ganz besonders toll fand ich die Gynäkologie, die Intensivstation, die EKG-Seminare und das kostenfreie, leckere Essen! :)
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
EKG
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Poliklinik
Röntgenbesprechung
Chirurgische Wundversorgung
Notaufnahme
Mitoperieren
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
22,50€/Tag

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33