Im Herbst 2024 habe ich ein 16-wöchiges Tertial meines Praktischen Jahrs (PJs) im Karapitiya Teaching Hospital in Galle, Sir Lanka absolviert. Rückblickend war das eine großartige Zeit, in der ich einerseits viel gelernt habe und aber auch viel von Sri Lanka habe sehen können.
Das Praktikum im Karapitiya Krankenhaus unterscheidet sich deutlich von den PJ-Tertialen in Deutschland. Man ist hier nicht fest auf einer Station eingeteilt, sondern bekommt einen „Stundenplan“ der einem Einblicke in verschiedene Bereiche des Krankenhauses und der medizinischen Versorgung ermöglichen soll (so richtig eingehalten hat den aber niemand). Neben der Stationsarbeit bekommt man also auch Einblicke in die Akutversorgung (Emergency and Trauma Center), elektive Eingriffe (Mini-OP) und eben auch verschiedene chirurgische Disziplinen im OP. Es ist darüber hinaus auch sehr gut möglich, eigene Schwerpunkte zu setzen und den eigenen Interessen nachzugehen, die nicht initial auf dem Stundenplan vermerkt waren. Beispielsweise war in meinem zweiten Monat dort ein Team aus Großbritannien vor Ort, die mit ihrer sehr speziellen Expertise komplexe Kardiochirurgische Eingriffe durchgeführt haben, die sonst am Krankenhaus nicht angeboten werden können. Dieses Team kommt allerdings nur einmal im Jahr für eine Woche an das Krankenhaus. Wenn man das Glück hat, zum gleichen Zeitpunkt dort zu sein, hat man allerdings das Privileg sonst eher seltene Eingriffe wie die Korrektur von Fallot‘schen Tetralogien und anderen angeborenen Herzfehlern zu beobachten.
Komplementär zum Klinischen Programm werden in regelmäßigen Abständen verschiedene Fallvorstellungen, Vorträge, Journal Clubs und Spezialprogramme angeboten. Unter anderem gab es Vorträge zur ayurvedischen Medizin, Parasitologie und Community Medizin. Das Programm der empfangen Organisation beschränkte sich jedoch nicht nur auf medizinische Inhalte. Es war den dortigen Verantwortlichen ein Anliegen uns auch außerhalb der medizinischen Aspekte mit der Kultur des Landes vertraut zu machen. So wurden beispielsweise Podiumsdiskussionen mit buddhistischen Mönchen organsiert, die uns Einblicke in die buddhistische Religion und Tradition von Sri Lanke ermöglichten.
Die eigenständige Durchführung von klinischen Tätigkeiten kam erst im späteren Verlauf des Praktikums hinzu. Insgesamt musste man – im Vergleich zu Deutschland - deutlich mehr zuschauen und aufmerksam teilnehmen, bevor uns Studierenden eigene Tätigkeiten zugetraut wurden. In Anbetracht der Tatsache, dass die Fähigkeiten insbesondere der ausländischen Studierenden (wie mir also) nur schwerlich abgeschätzt werden können, ist diese Zurückhaltung allerdings kaum verwunderlich.
Obwohl ich mein Praktikum maßgeblich auf den chirurgischen Stationen absolviert habe, gab es auch die Möglichkeit, Lehr- und Weiterbildungsveranstaltungen der anderen Fachgebiete teilzunehmen. Sehr zu empfehlen ist die immer mittwochs um 11 Uhr stattfindende Fallvorstellung mit anschließendem Journal-Club der Inneren Medizin. Wir waren alle sehr beeindruckt von der sehr strukturierten und umfassenden Problemdarstellung sowie der strukturierten differentialdiagnostischen Herangehensweise, die in dieser Form zumindest im Studium in Deutschland nicht gelehrt wird.
Insgesamt gab es darüber hinaus auch oft Gelegenheit mit den dortigen Ärztinnen und Ärzten ins Gespräch zu kommen. Neben der klinischen Arbeit gibt es beispielsweise einen gemeinsamen Aufenthaltsraum, in dem dann zum Mittagessen alle zusammenkommen. Mit den Medizinstudierenden aus Sir Lanka hatten wir allerdings weniger Kontakt, da diese auch sehr viel mehr in die Stationsarbeit einbezogen wurden, während wir mehr in im Operationssaal und der Notaufnahme eingesetzt wurden.
Contra: aktuell werden sehr viele Studierende zugelassen, sodass in den ersten Tagen und Wochen die Klinik sehr überlaufen ist. Es hat allerdings auch den Vorteil, dass es nicht auffallen würde, falls man nicht käme, eine Anwesenheitskontrolle findet nicht wirklich statt. Es ist darüberhinaus auch einfach ein sehr schönes Land, in dem man viel entdecken kann. Wenn man will findet man dazu auch die Freizeit ;)
Insgesamt kann ich ein Praktikum in Sri Lanka sehr empfehlen.
Viel Spaß!
Bewerbung
Ca. einJahr im Voraus über die Website der Fakultät. Bei uns hat Harish noch die Organisation gemacht, war aber gerade dabei eine jungen engagierten Kollegen einzuarbeiten, der den Prozess übernehmen wird. Die Gebühren würde ich übrigens im Voraus überweisen. Der Schatzmeister der Fakultät ist sehr (!!!) streng bzgl des Zustands von Dollarscheinen. Außerdem solltet ihr euch rechtzeitig um ein möglichst einfach verlängerbares Touristenvisum kümmern (kein Business-Visum!)