Mir hat das PJ in der Chirurgie am Franziskus insgesamt gut gefallen. Ich habe das Tertial hier gewählt, weil ich für mich rausfinden wollte, ob ich was chirurgisches machen möchte, und dafür war es auf jeden Fall eine gute Wahl! Die Orga über das PJ-Sekretariat und den PJ-Beauftragten ist wirklich vorbildlich und man bekommt am ersten Tag direkt alles, was man braucht (Kleiderkarte, Cafeteriakarte auf der 2,75€ für Frühstück und 5,50€ für Mittagessen frei sein, Dosimeter). Jeden Donnerstag findet PJ-Unterricht statt und alle zwei Wochen gibt es freitags eine Röntgenfortbildung.
Die Rotationen durch die drei chirurgischen Abteilungen ACH, GCH und UCH sind im Vorhinein eingeteilt und in den ersten beiden Tertialen immer 5, 5 und 6 Wochen lang, im dritten Tertial je 4 Wochen, weil davon ausgegangen wird, dass man 20 Fehltage nimmt. Eine Woche Radio kann man immer einschieben, sollte sich aber frühzeitig drum bemühen, noch einen Platz zu bekommen. Ich war dafür zu spät dran, habe aber von den andern gehört, dass es kein festes Programm für die Rotation gibt und man dort in Ruhe Bilder durchgehen und Befunde nachvollziehen kann.
Rotation ACH:
Ich bin in der ACH gestartet, was für mich am Anfang schon relativ heftig war. In den ersten Tagen hatte ich permanent das Gefühl, hinter allen herzurennen und war schwer damit beschäftigt, nichts zu übersehen. Ich glaube, dass dies zu großen Teilen daran lag, dass es mein erstes Tertial war, trotzdem: hier wird man zwar freundlich begrüßt und das Team ist nett, aber es nimmt einen niemand so richtig an die Hand. Bestes Beispiel dafür ist, dass um kurz vor halb acht alle plötzlich zur Frühbesprechung verschwinden, während man noch am Blutabnehmen ist. Da man noch das Blut zum Labor bringen muss und die Frühbesprechung in einem anderen Gebäude stattfindet, bin ich hier regelmäßig zu spät gekommen und habe den Weg nur dank meinem Mit-PJler gefunden. Es gibt ein PJ-Telefon, trotzdem wird erwartet, dass man selbstständig zu den OPs auftaucht, für die man eingeteilt ist (heißt: OP-Plan gut im Blick behalten). Bei den Darm- und Schilddrüsen-OPs hält man relativ stumpf Haken, ich wurde nie blöd ausgefragt und mir wurde besonders auf Nachfrage viel erklärt und gezeigt. Bei TAPPs/TEPs, Appendektomien und Cholezystektomien ist man als einzige Assistenz eingeteilt, daher kriegt man hier sehr viel Übung im Kamera führen. Das ist anfangs echt nicht einfach, aber dafür haben in der Regel alle Verständnis und nach ein paar Wochen habe ich echt eine Lernkurve gemerkt, was ziemlich cool war. Nähen durfte ich gegen Ende regelmäßig je nachdem, wer operiert hat und wie viel Zeitstress war. Ich habe auch einmal einen Dienst mitgemacht, was eine spannende Erfahrung war, ich war bis ca. 23h da und hatte dann den nächsten Tag frei. Arbeitsbeginn ist offiziell um 7:15h, ich war aber immer schon um kurz nach sieben da, weil man sonst mit den Blutabnahmen bis zur Besprechung um 7:30 definitiv nicht fertig wird. In der ACH war ich verglichen mit GCH und UCH am längsten da, meistens bis 15:30/16h.
Rotation GCH:
Die GCH ist eine ziemlich große Abteilung, was man daran merkt, dass jeden Tag normalerweise drei Säle laufen. In Saal 1 werden die endovaskulären Eingriffe durchgeführt, wo man als Student*in nur wenig tun kann. Ich war hier nicht gerne (aber zum Glück auch nicht oft), weil man lange mit voller Röntgenmontur am Tisch steht, nur um zwischendurch eine Schleuse festzuhalten. In Saal 8 laufen die offenen OPs, viele Varizen, Carotis- und Femoralisgabel-TEAs, Bypässe und zwischendurch auch offenen Aorten-OPs. Insgesamt ist das Hakenhalten hier weniger anstrengend als in der ACH und ich durfte viel nähen. Es gibt noch einen weiteren Saal mit peripheren Interventionen, in dem wir eigentlich aber nie eingeteilt waren.
Während meiner GCH-Zeit waren wir immer zwei PJs, das war auch gut so, weil eine Person von uns eigentlich immer im OP war (Tipp: In der Cafeteria gibt es morgens belegte Brötchen, da kann man sich vor der Frühbesprechung um 7:30h gut eins holen und zur Sicherheit mit in den OP nehmen, Mittagspause gab es nämlich nicht immer). Die andere hat nach der Frühbesprechung auf Station Blut abgenommen (meistens so 10 BE), konnte dann in der Ambulanz oder bei den Aufnahmen mitgucken und nach dem Mittagessen noch ein paar ABIs messen. Wenn ich nicht im OP war, bin ich sehr oft vor 15h gegangen! Insgesamt empfiehlt es sich sehr, im PJ-Büro nach einem Spind zu fragen, die sind nämlich im Keller, also kann man sich nach dem OP dann umziehen und gehen ohne noch mal auf Station zu müssen (hier ist die Umziehsituation eh komisch, weil man sich als Einzige im Arztzimmer umziehen würde).
Rotation UCH:
Die UCH war meine letzte und liebste Rotation. Um 7h geht es mit der Frühbesprechung in der ZNA los, anschließend folgt eine sehr schnelle Visite, in der man durchs ganze Haus hetzt und versucht, immer das richtige Verbandszeug anzureichen. Danach wird es aber sehr entspannt: Wir waren immer Frühstücken und Mittagessen! Meistens hatten wir 5-10 Blutabnahmen, die schnell erledigt waren, danach kann man in der Notaufnahme je nach eigenem Kenntnisstand und eigener Motivation sehr selbstständig Patient*innen untersuchen, Briefe schreiben und Therapievorschläge machen. Die Assistenzärzte waren hier unfassbar nett und haben sich sehr viel Mühe gegeben, dass wir spannende Dinge sehen und was lernen. Ich konnte hier auch einige Platz- und Schnittwunden nähen. Da die Abteilung ziemlich klein ist, läuft meistens nur ein halber OP-Saal mit relativ kurzen OPs (oft ca. 1h). Das war nach den vorherigen Stationen sehr angenehm und weil die OP-Pflege die selbe ist wie in der ACH, habe ich mir hier sehr wohl gefühlt. Im OP durfte ich je nach Operateur nähen und am Ende sogar mal Bohren und Schrauben.
Feierabend war meistens vor 14:30h, außer man war im OP. Wenn man mal einen Termin hat und eher gehen muss, ist das gar kein Problem, auch Dienste inkl. Dienstfrei waren problemlos möglich - einfach die Assistenten fragen! Ende des Jahres geht wohl der Chef in Rente und die Abteilung soll mit der Ortho zusammengelegt werden, keine Ahnung, wie sich das PJ dann verändert.
Abschließend kann ich das Franziskus für Chirurgie empfehlen, wenn man Lust auf OP hat. Man ist hier fest eingeteilt und die Abteilungen sind ehrlich gesagt auch darauf angewiesen, dass PJs Haken halten und unterstützen. Das eigentlich durch das Ifas vorgegebene eigene-Patient*innen-Betreuen klappt aber dadurch meiner Erfahrung nach nicht richtig. Wenn man kein Interesse an Chirurgie hat und sich lieber auf Station verkrümeln möchte, ist das SFH definitiv der falsche Ort.