Der Anfangstag ist recht strukturiert, man macht ein Bild für den Ausweis (dauert 1 Woche bis man ihn hat), ein Telefon und sogar extra angepasste Kleidung. Am Ende des Tages kann man mit den anderen PJlerInnen absprechen auf welche Station man möchte (Allgemein, Viszeral, UCH, GCH, Notaufnahme). Je nachdem wie viele anfangen oder schon da sind, kann man auch zu zweit irgendwo beginnen. Ich war nur auf der GCH, da ich mein Tertial gesplittet habe und es mir da gut gefallen hat. Daher folgt weiteres nur über die 8 Wochen in der GCH und ein bisschen was von dem was ich von den anderen mitbekommen habe.
Station: In der GCH fängt man um 7:35 mit der Morgenbesprechung an (in allen anderen chirurgischen Fächern früher je nachdem 7 Uhr bis 7:20). Dann gehts direkt auf die Visite, bei der man je nach AÄ auch fast immer mitgehen kann. Mittwochs ist immer Chefvisite. Den fand ich persönlich echt nett. Es wird bei Visite allerdings nicht wirklich viel erklärt. Man muss schon aktiv nachfragen. Bei der Visite kann man doppeln, Verbandsmaterial anreichen und schreibt sich auf welche Blutentnahmen früh gemacht werden sollten.
Porz hat Phlebotomisten, die nur für das Blutabnehmen eingestellt sind. Die fallen aber auch mal gelegentlich aus. Von den 8 Wochen in denen ich da war, waren die circa 10 Tage nicht da. Dann muss man die Blutabnahmen auf Station selbst machen, je nach Belegung und Verordnung sind das so 7-15 schätze ich. Wenn die Phlebos da sind, dann sind die frühen vorgezogenen Blutabnahmen 1-3, da die Phlebos meist erst um 11 da sind. Außerdem macht man dann die Blutabnahmen/Viggos legen bei den Neuaufnahmen, dass sind je nach Tag 1-5 Leute. Wenn die Phlebos nicht da sind, werden die Neuaufnahmen netterweise von den AÄ übernommen, damit man die Stationsabnahmen machen kann. Generell hält sich das Blutbabnehmen quantitativ aber in Grenzen, ist aber die einzige Hauptaufgabe die man hat. Manchmal wird in der gemeinsamen Whatsapp-Gruppe noch von andern PJlerInnen um Hilfe auf anderen Stationen gebeten, aber das kam echt selten vor.
Ansonsten könnt ihr bei Aufklärungen dabei sein/die in Supervision machen, kleinere Botengänge/Nachfragen beim Patienten, VAC-Wechsel/Verbandswechsel durchführen. Wirklich untersuchen oder eine Anamnese durchführen, tut ihr hier allerdings nicht. Die Basics werden von der Pflege/Ambulanz durchgeführt und der Rest wird schnell im OP-Aufklärungsgespräch geklärt. :D
Ambulanz: Die GCH hat in Porz eine eigene Ambulanz. Hier wird sehr viel geschallt und ihr habt eigentlich immer die Möglichkeit zuzuschauen und selbst Carotiden oder andere Gefäße zu schallen, sowie die Anamnese durchzuführen. Wenn eure festen Stationsaufgaben (Blutabnahme, Viggos) erledigt sind, könnt ihr immer hochgehen. Je nachdem welcher AÄ da ist wird viel oder eher weniger erklärt. Fragen werden aber immer beantwortet. Ich fand die Ambulanz am lehrreichsten.
OP: Sowohl wenn ihr keine Lust, als auch wenn ihr Lust auf OP habt, ist die GCH eine gute Möglichkeit für euch. Ihr seid in der GCH nicht fest im OP-Plan eingeteilt, daher müsst ihr eigentlich nie in den OP, wenn ihr nicht wollt. Wenn ihr aber wollt, könnt ihr immer fragen und dann dürft ihr auch fast immer am Tisch stehen. (CAVE: Wenn ihr auf die UCH rotieren wollt: Hier seid ihr fest eingeteilt in den OP-Plan). Erklärt wird im OP eher weniger. Wenn ihr Fragen stellt, werden diese aber immer beantwortet. Ausgefragt, werdet ihr eher selten. Neben Haken und Sauger, habt ihr die Option die Hautnaht zu machen. Wird nicht immer angeboten, aber wenn ihr fragt, gehts. Ich bin eher nicht so der OP-Mensch und habe mir daher einfach nur die typischten (Carotis, Bypasse) und die "spektakulärsten" OPs (Leichenaortaspende, OktopusOP) angeschaut. Ich war dementsprechend netto nur 9 Tage im OP und damit voll zufrieden. Die größeren GCH OPs können aber echt lange gehen (5-7h). Wenn ihr da keine Lust drauf habt, schaut das lieber vor nach.
Fortbildungen: Es gibt echt sehr viele Fortbildungen in Porz, zu denen wir auch immer freigestellt wurden, wenn wir gesagt haben, dass eine läuft. Besonders gut ist die chirurg. von Prof. Kroesen. Sonst habe ich auch Anästhesie, Pädiatrie, Gynäkologie... Fortbildungen gesehen. Auch die Innere macht wohl sehr gute Fortbildungen. Da es allerdings so viele sind und ich öfter mehr Lust auf Praxis hatte, habe ich auch mehrere geskippt. Man konnte zum Teil sogar Fortbildungen anfordern, wenn man genug Leute zusammen hatte.
Zeiten: Beginn 7:35 mit der Besprechung - Ich bin durch die KVB auch mal 20-30min später gekommen und war dann nicht bei der Besprechung. Solange ihr damit nicht übertreibt, hat das aber echt keinen interessiert. Das Mittagessen finde ich mit 6,20 Euro echt teuer für einen PJlerIn und der Qualität echt schlecht. Ich würde mir also lieber was mitbringen - gibt auch eine Mikro zum Warmmachen. Gelegentlich gab es auch nichts vegetarisches. Dann konnte man sich aber was aus den Beilagen zusammenstellen. Ich habe aber gehört, dass jemand neues die Mensa übernommen hat und versucht jetzt auf besseres Essen umzustellen. Manches da ist aber echt furchtbar zu essen. Ein negativer Punkt ist außerdem, dass die Mensa um 14:10 komplett zu macht. Wenn ihr in der Zeit im OP seid, habt ihr Pech gehabt und ums KH herum gibt es nicht wirklich was einzukaufen. Nachmittags ist noch die Röntgenbesprechung, zu der ihr aber nicht zwingend gehen müsst, da ihr oft auch einfach eher gehen dürft. Feierabend konnte alls zwischen 14-17 Uhr sein. Meistens kam man so um circa 15 Uhr +- nach der Kurvenvisite raus, wenn man zu zweit war, konnte der andere sogar vor Kurvenvisite gehen. Wichtig zu erwähnen: Ihr habt in Porz eine Karte mit der ihr euch einmal am Tag einscannen/stempeln müsst, dass ihr da gewesen seid (geht auch über das Intranet dort). Außerdem habt ihr in Köln pro Woche einen Studientag an dem ihr komplett frei habt. Am Anfang wird gesagt, man könne nur 2 pro Woche nehmen und alles andere müsste man mit der Personalabteilung abstimmen. Allerdings interessiert das am Ende keinen. Es muss nur am Ende alles netto stimmen. Ihr könnt die also auch komplett sammeln und am Ende nehmen oder zwischendrin, wie ihr möchtet. Die Personalabteilung zählt dann alles mit euch durch und stellt euch dann die passende auf den letzten Tag datierte Bescheinigung aus.
Allgemeines Bild: Man hat eigentlich am meisten mit den AÄ zu tun. Die OÄ sieht man dann im OP. Aber mit denen hat man zwischenmenschlich eher weniger Kontakt. Es sind aber alle echt nett und haben mein etwas vorurteilsbehaftetes Bild von ChirurgInnen wirklich ins positive Licht gerückt. Ich wurde im OP nur nett behandelt und auch nicht blöd angepampt - auch nicht von der OP-Pflege/OTAs. Auch der Chef ist sehr nett und interessiert sich für einen CA meiner Meinung nach mehr für die PJlerInnen als so mach anderer CA. Die Pflege ist wirklich sehr nett.
Negative Punkte: Man ist allerdings trotzdem im ganzen Gefüge hierarchisch "die PJlerin mit ihren Aufgaben" und nicht unbedingt eine vollwertige Kollegin. Es wird von manchen AÄ auch erwartet, dass man alles ausführt, was jetzt in dem Moment gewünscht ist. Was ein paar andere PJlerInnen nicht ganz so gut aufgefasst haben. Ich fand es jetzt nicht wirklich schlimm, da alle dabei nett gewesen sind und sich auch bedankt haben. Ich hatte aber auch meine Momente wo ich manche Aufträge echt unnötig in dem Moment fand.
Was in der GCH im Gegensatz zu allen anderen chirurgischen Fächern in Porz echt nervig ist, ist dass die PJler keinen Schlüssel fürs Arztzimmer bekommen und immer klopfen müssen oder die Tür irgendwie anlehnen müssen, damit sie dann doch wieder zufliegt.
Es könnte grundsätzlich etwas mehr Lehre in Form von eigenständigen Erklärungen (sowohl auf Visite, als auch im OP) erfolgen, ohne das man Nachfragen muss. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich das auch nicht wirklich eingefordert habe, da ich meine Zukunft nicht in der Chirurgie sehe und mein M3 im ersten Tertial noch in so weiter Ferne ist. Es wurde z.B. auch anfangs einmal angeboten Patienten zu übernehmen (was bestimmt lehrtechnisch sinnvoll gewesen wäre), musste man aber nicht zwingend, weswegen ich das aus den genannten Gründen dann auch nicht mehr angesprochen habe.
Für meine Erwartungen an mein Chirurgie-Tertial war ich echt positiv überrascht. Falls ihr ein einigermaßen entspanntes und flexibles PJ (Studientage, OP Wahl frei :)) in einem netten Chirurgie-Umfeld und mit vielen Theorie-Fortbildungen haben wollt ohne dass ihr jetzt die intensivste Praxis-Lehre erwartet, könnt ihr die GCH in Porz auf eure Liste setzen.
Bewerbung
Da ich in Köln studiere über das Kölner PJ-Portal. Für Externe ist das alles leider etwas schwieriger. Vor allem beachten, dass die Fristen früher sind, als zum normalen PJ-Portal.