PJ-Tertial Psychiatrie in Universitaetsklinikum Marburg (11/2023 bis 3/2024)

Station(en)
5b und 2b
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Ich habe mein erstes Tertial (Winterturnus) in der Psychiatrie des UKGM gemacht. Über die Fachschaft kannte ich das IPSTA Programm und mit dem Ziel der Facharztweiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie war es für mich nur sinnvoll dort mein Wahltertial zu machen.

Im Folgenden werde ich erstmal den groben Ablauf des Tertials beschreiben, dann die Bewertung in den einzelnen Kategorien erklären und zum Ende etwas über die Anwendung des IPSTA Programms schreiben.

Das Tertial:

Vorneweg: Macht man am UKGM ein Tertial gibt es in der ersten Woche eine Einführungswoche mit verschiedenen Pflichtkursen, gemeinsam für alle PJler des Turnus, die Dozenten sind super motiviert. Die Kurse sollen evaluiert werden und sind darauf fokussiert grundlegende praktische Fähigkeiten wie den Umgang mit Geräten, Wundbehandlung oder strukturierter Anamnese und Übergabe zu üben und zu festigen. Krasser Pluspunkt.
Mein richtiges Tertial begann also erst am Freitag mit der Frühbesprechung. Danach wurde ich vom zuständigen Stationsarzt mit auf die 5B genommen, wo ich bis Neujahr eingesetzt war. Die 5B ist eine der beiden geschützten Stationen des Hauses, ohne passende Schlüssel kommt man alleine nicht rein oder raus, diese Schlüssel wurden uns gestellt. Schwerpunkt ist offiziell die Akutbehandlung von Psychosen, Suizidalität und Manien, in der Praxis wird aber mit der 5A gemischt, sodass auch Entzugsbehandlung, Instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ oder Erhaltungs-EKT als Aufenthaltsgrund vorkam. Das Ziel war sich mit klaren Psychopathologien zu beschäftigen, Einblick in die Verwaltungsarbeit (Berichte, Befunde, Unterbringung, Zwangsmaßnahmen, Konsile) zu bekommen und sich generell einzuleben. Kleiner Tipp hier: Auf der geschützten sind häufig Neurologen im Rotationsjahr eingeplant, nutzt das und übt bei Aufnahme die neurologische Untersuchung.
Nach Neujahr ging es dann auf die 2B, die IPSTA Station. Ganz andere Welt: Auf der 5B gab es keine Psychologen, die 2B, eine offene Station mit dem Schwerpunkt „junge Erwachsene“, hatte 3. Häufigste Diagnosen waren Depressive Episoden und Zwangserkrankungen, weniger bei uns aber wohl auch recht typisch sind Angsterkrankungen. Auch verschiedenste Persönlichkeitsstörungen waren vertreten.
Auf der IPSTA war ich mit der zweiten PJlerin und einer Masterstudentin Psychologie. Eine auszubildende Pflegekraft gab es in unserem Zeitraum leider nicht, ersatzweise wurde eine jüngere fertige Pflegekraft den Patienten, die von uns betreute werden sollten als Bezugsperson zugeteilt.
In der ersten Woche lernten wir das Personal kennen und stellten uns auf sehr viel mehr Termine ein. Es gab mehrere freiwillige Supervisionen der psychologischen Mitarbeiter des Hauses, welche wir warnahmen, zwei Visiten, eine Teambesprechung und häufige (wenn auch nicht ganz regelmäßige) Treffen mit der Oberärztin und den Psychologinnen der Station. Das war auch sinnvoll, da wir im Verlauf einzelne Patienten eigenständig betreuten und mangels Erfahrung froh um den ganzen Input waren.
Zur Betreuung der Patienten gehörte die Aufnahme, die Vorstellung in Visiten und Teambesprechung, die Behandlungsplanung und auch die Durchführung inklusive Gesprächstherapie. Durch hohen Krankenstand waren wir, anders wie anfangs geplant, häufig für mehrere Patienten zuständig. Daneben griffen wir der Stationsärztin unter die Arme, schauten uns von Patienten berichtete somatische Befunde an, stellten (nach Rücksprache) auch Konsile, machten die körperliche Untersuchung bei Aufnahme und wenn passend auch die Aufnahmegespräche. Blutentnahme läuft über eine MFA, sodass dies selten unsere Aufgabe war.

Team/Station (1,3)
Ich hab niemanden in den Abteilungen kennen gelernt, den ich entschieden nicht leiden konnte, alle sind sehr um ein höfliches Miteinander bemüht und dafür wird bei Unstimmigkeiten auch mal das Gespräch unter vier Augen gesucht.
Die 5B hat wechselnde Stationsärzte, keine Psychologen eine Oberärztin, und über Tag 5 Pflegekräfte auf 14 Betten. Das Gebäude ist nicht schön, teilweise recht zugig und wird wegen geplantem Umzug der Klinik auch nicht mehr groß saniert. Wegen der zum Teil untergebrachten Patienten gibt es auf Station ein Raucherzimmer, das riecht man manchmal.
Die 2B ist im Haupthaus, deutlich netter und ohne Raucherzimmer, das IPSTA Büro liegt ziemlich weit entfernt von Station, was positiv wie negativ sein kann. Besetzt ist die Station mit einer Oberärztin, einer Assistenzärztin, die jedoch meist zwei Stationen hat, drei Psychologinnen und über Tag ebenfalls 5 Pflegekräften für 20 Betten.

Kontakt zur Pflege (1,0)
Super angenehm, die Pflegeteams sind gemischt aus älteren erfahrenen und jüngeren Pflegefachkräften, die Absprache war immer problemlos möglich und der Umgang durchgehend (wenn beidseitig) wertschätzend, man bekommt viel positives Feedback, wenn man sich abspricht.

Ansehen des PJlers (1,0)
Wir wurden vollständig eingebunden, durften eigenverantwortlich arbeiten und befunden und anstatt uns aus der Verantwortung raus zu nehmen, wenn es knifflig wurde, gab es Raum um Probleme zu besprechen und weiteres Vorgehen zu planen. Wir hatten eigene Schlüssel und überall Zugang wo wir ihn brauchten.

Klinik insgesamt (2,3)
Die Klinik hat sehr wenig Assistenzärzte, ärztliche Aufgaben lasten auf entsprechend wenigen Schultern. Viel Raum für Krankheit oder Urlaubsplanung gab es nicht, was gerade um Weihnachten zu starken personellen Engpässen führte.
Sonst ist das Haus als solches einfach erschließbar, Räum sind auffindbar. Weiterer Minuspunkt ist die Essensversorgung. Man bekommt für das Tertial 320€ Mensaguthaben, es gibt nur keine Mensa in oder bei der Psychiatrie. Die Hauptmensa ist 25 Gehminuten entfernt, sodass man, wenn man nichts dabei hat auf einen kleinen Teegut, angewiesen ist und aus eigenen Mitteln zahlt.

Unterricht (2)
Anfangs unregelmäßig, zum Ende fast alles nachgeholt. Ein Termin pro Woche angedacht, wir hatten am Ende 13/15 Einheiten. 2 Prüfungssimulationen sind geplant. Inhalt war meißtens ein Krankheitsbild, das sich anhand der Seminarfolien aus dem Studium erneut angeschaut wurde.

Betreuung + Team/Station (1,0)
Auf der 5b durch Oberärztin und Neurologen, die man immer fragen konnte, auf der 2b (IPSTA) durch Psychologinnen, Stations- und Oberärztin, die sich alle von sich aus Zeit genommen haben die momentane Situation und Probleme zu besprechen.

Station/Einrichtung (2,5)
Die 5 a und b sind baulich in einem schlechten Zustand, teilweise zugig und schlecht zu heizen, sehr karg und wegen den Raucherzimmern riecht es häufig (vor allem auf 5a) nach Nikotin. Die 2b ist schöner, mit ansprechendem Gemeinschaftsraum.

Freizeit (1)
Marburg ist keine Stadt von Welt aber es wird nicht langweilig, es gibt ein Kino, viele Restaurants, Kneipen und andere Freizeitangebote, die Stadt liegt umgeben von grün, sodass sich auch ein Spaziergang immer lohnt.

Gesamt (1)
Toller Einstige ins PJ und in der ersten Woche meiner nächsten Station hab ich erst wirklich gemerkt wie angenehm es wirklich war.


Anwendung des IPSTA Konzepts:
Nicht ganz klassisch. Bei uns war leider keine auszubildende Pflegekraft dabei, es gab zu dem Zeitpunkt einfach keine in der Psychiatrierotation. Dafür arbeitet man mit Masterstudis aus der Psychologie, was für die Planung der Gesprächseinheiten und Diskussion sehr hilfreich ist und generell eine super bereichernde Perspektive.
Da die Stationsärztin zwei Stationen betreut hat (40 Betten) haben wir ihr außerhalb unserer Patienten ausgeholfen: Die körperlichen Untersuchungen bei Aufnahme, EKGs, und die Untersuchung kleinerer somatischer Probleme auf unserer Station. Auch kleinere Übungen mit Patienten anderen Psychologinnen und die Vertretungsgespräche wurden von uns mit unternommen.
Unterm Strich: Ihr macht mehr als eure eigenen Patienten betreuen. Schlimm fand ich das nicht.
Bewerbung
Immer Plätze frei Anmeldung über das PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Briefe schreiben
EKGs
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4